Die Ruhrtriennale, die an diesem Wochenende beginnt, steht unter keinem guten Stern. Chefin Stefanie Carp reagierte mindestens ungeschickt, ist womöglich sogar überfordert. Zuerst lud sie schottischen Rapper „Young Fathers“ zur Ruhrtriennale ein, dann, nachdem bekannt wurde, dass die Künstler sich in der BDS-Kampagne („Boykott, Desinvestment, Sanktionen“) gegen Israel engagieren, setzte sie die Sänger vor die Tür, um sie gleich darauf, nach ein paar Tagen Besinnung, doch wieder einzuladen. Die „Young Fathers“ sagten ab. Nun soll an dem Tag, an dem sie ursprünglich nach Bochum kommen sollten, dort in der Turbinenhalle eine Podiumsdiskussion über die „Freiheit der Kunst“ stattfinden. Die Leitung wird der kulturinteressierte Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert übernehmen.
Jüdische Verbände gegen Diskussion am Samstag
Weil der 18. August ein Samstag ist, protestierten dagegen die jüdischen Verbände Nordrhein-Westfalens und kündigten an, von ihnen werde am heiligen Ruhetag der Juden, dem Schabbat, niemand an der Diskussion teilnehmen. Die israelische Botschaft in Berlin zeigte sich empört darüber, dass der Choreograph Alain Platel und der Komponist Elliott Sharp eingeladen sind, beide ebenfalls Unterstützer der BDS-Kampagne.
"Wir unterstützen die Idee, verschiedene Friedenskonzepte, Ansätze und Wege zu diskutieren, auch mit Menschen, mit denen wir nicht einer Meinung sind. Wir werden jedoch nicht das Existenzrecht Israels diskutieren." Sprecherin der Israelischen Botschaft in Deutschland
FDP fordert Carps Rücktritt
Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) gab sich gehörig „irritiert“ über das Taktieren von Stefanie Carp, die sich hin und her gerissen fühlt zwischen der Kunst-Autonomie und dem massiven Druck in sozialen Netzwerken und seitens der Landespolitik. Carp teilt auch nicht die Ansicht, die „Young Fathers“ seien „antisemitisch“, weil sie die Politik der israelischen Regierung kritisieren. Bei öffentlichen Auftritten und Interviews wirkt Carp stets verwirrt und wenig überzeugend – mag sein aus Nervosität, vielleicht auch, weil sie Schwierigkeiten hat, ihre Gedanken konzise und medientauglich zu äußern. Neuerdings flüchtet sie sich in Ausreden, wenn das Reizthema aufkommt. Sie wolle die "aufregenden und berührenden" Arbeiten der Künstler «nicht mit diesem Nebenschauplatz vermischen», hieß es von ihr. Am 18. August wolle sie sich aber eindeutig äußern. Im Kulturausschuss des Landtags, wo sie vorgeladen war, hinterließ sie einen so unsortierten Eindruck, dass Thomas Nückel, der kulturpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, ihren Rücktritt forderte.