Der Musiker und Schauspieler Fatoni (Anton Schneider)
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"Wunderbare Welt": Musiker Fatoni.

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Fatonis Album "Wunderbare Welt": Rein theoretisch

Die verfrühte Midlife-Crisis mit 30 war der rote Faden für sein letztes Album "Andorra" von 2019. Eine Pandemie später haben sich die Themen von Rapper Fatoni gehörig verschoben.

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In diesen Tagen ist Fatoni, bürgerlich Anton Schneider, viel unterwegs. Promotour fürs neue Album. Und gerade in den Interviews bei Jugendradiosendern wird ihm eins klar: Krass, als Rapper alterst Du einfach schneller als der Rest: "Da hab ich auf einmal einen anderen Status. Da bin ich auf einmal die Legende" sagt Fatoni, "oder der – die wollen das so nicht sagen – der alte Rapper oder so. Weil in der Jugendkultur ist wahrscheinlich von Anfang oder Mitte 30 bis Ende 30 schon wieder ein Riesenschritt. Aber ich beschwer mich nicht. Bin immer noch da und besser als die meisten."

Schelle für das junge Ich

"Nie wieder mach ich was man mir befiehlt", sprechsingt Fatoni da, der fürs neue Album sein eigenes Label gegründet hat: LoL Records. Guter Name. "Wunderbare Welt"-Album hat guten Groove, Gospelstyle, gute Laune. Und wen er da alles als Gastsänger und Rapper an Bord hat: Deichkind, Danger Dan, Tristan Brusch, Charlotte Brandi und – quasi Kirsche auf der Torte – Max Herre, Mitte der 90er Jahre bekannt geworden als Rapper von Freundeskreis, eines von Fatonis Idolen aus Jugendtagen. Und jetzt produziert und rappt Herre auf Fatonis "Wunderbare Welt" mit.

"Wär' doch schlimm, wenn ich nicht so geworden wäre, wie ich niemals werden wollte", noch so ein Satz vom Album, den man sich ein paar Mal vorsagen muss, um ihn dann immer noch nicht ganz in seiner Komplexität zu durchdringen. Macht nichts. Was Fatoni meint: Der junge Fatoni, der als neunmalkluger Rapper, dachte, dass er alles besser wüsste, könnte vom Gegenwarts-Fatoni eine Respekt-Schelle vertragen: "Könnte ich mein junges Ich noch einmal treffen, warum nicht, aber dann nur mit der flachen Handfläche im Gesicht."

Und der Gegenwarts-Fatoni wiederum hätte kein Problem, wenn er von Rap-Puristen für seine Melodie- und Pop-Ausbrüche auf dem neuen Album abgewatscht wird: "Wenn mich Leute kacke finden, weil ich ehrliche Breakup-Songs schreibe, dann ist das halt so", sagt er. Nochmal zum Albumtitel. Wunderbare Welt. Wie ironisch oder wie ernst meint er das denn jetzt wirklich, der Fatoni? "Es ist irgendwie merkwürdig ein Album so zu nennen, aber das hat mir natürlich gerade daran gefallen. Ja, es ist ja ne wunderbare Welt, in der wir leben. Rein theoretisch", sagt er.

Pop bis harter Trap

Auf jeden Fall handelt es sich dabei um eine Welt, in der Koksen das neue Rauchen ist. Fatoni hat offenbar viel Feldforschung betrieben. Rausch und Adrenalin sind wunderbar, aber noch wunderbarer ist es, diese Welt hinter sich zu lassen. Achja, einer Droge bleibt Fatoni auch auf dem neue Album treu. Den Beatles. Er widmet Pete Best einen Song, dem ersten Drummer der Beatles, dessen Lebensgeschichte ein Happy End bereithält.

Das Tolle an Fatonis wunderbarer Welt ist: Trotz oder gerade wegen der großen Stilvielfalt, vom Popsongs bis zum harten Traprap, fühlt sich das Album als Einheit an – und dann fühlt man noch etwas: den Tritt in den Hintern, den Fatoni uns und auch sich selbst verpasst. Oder in seinen Worten: "Vorsicht, jetzt wird’s auch gefährlich nah am Phrasenschwein: Es geht natürlich auch drum, dass man im Moment lebt, und nicht nur in der Zukunft. Und auch das ist für mich auf jeden Fall Thema und eine Lebensaufgabe, die ich in der Regel nicht schaffe."

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