Ein Model mit einem roten Adidas-Label auf der Wange trägt chaotisch zusammengenähte Adidas-Klamotten
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Das Adidas-Label als Brandzeichen: Model auf der fingierten Fashion-Show "Own the Reality"

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Fashion Week Berlin: Kunstaktivisten sprengen Adidas-Show

Das Kunstkollektiv "Yes Men" hat die Berliner Fashion Week gekapert. Im Namen von Adidas luden die Aktivisten zu einer Show mit sichtlich leidenden Models. Das Ganze war jedoch eine Kunstaktion gegen schlechte Arbeitsbedingungen in der Textilbranche.

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur am .

Es waren drastische Bilder, die am ersten Tag der Berliner Fashion Show zu sehen waren: Erst wurde einem Model das Adidas-Logo mit den drei Streifen auf die Wange gebrannt, dann liefen junge Frauen in zerrissener Kleidung über den Laufsteg, die Körper mit Wunden übersät, manche auf allen vieren kriechend. Eine der Frauen hatte eine Plastiktüte über dem Kopf mit der Aufschrift "Ich kann nicht atmen".

Als Modenschau getarnte Protestaktion

Der Style der angeblich von Adidas lancierten Show wurde als "Reality Wear" angepriesen: Arbeiterinnen aus Kambodscha hätten die Kleidung sechs Monate lange selbst getragen, bevor sie neu zusammengenäht wurde. Der fränkische Sportartikelhersteller hatte mit der Aktion jedoch nichts zu tun: Initiator war das New Yorker Künstlerkollektiv "The Yes Men", das so auf die schlechten Arbeitsbedingungen in den Mode-Zulieferbetrieben aufmerksam machen wollte.

Um der Sache mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, lancierten die Aktivisten noch die Nachricht, eine ehemalige Arbeiterin sei nun als Co-Geschäftsführerin bei Adidas eingestiegen, erste Verträge für bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung seien schon abgeschlossen worden.

Die Rechnung ging auf: Von den Fake-Einladungen bis zur Einrichtung des Laufstegs in einer beliebten Offside-Location der Berliner Fashion Week wirkte alles professionell. Einige Zuschauer begriffen offenbar erst während der Veranstaltung, dass die Show nicht von Adidas organisiert war. Manche Influencer und Mode-Journalisten hatte ohne jeden Verweis auf den Fake von der Show berichtet.

"The Yes Men" entlarvt immer wieder Unternehmen

Hintergrund der Guerilla-Aktion in Berlin sind konkrete Vorwürfe: Im Sommer vergangenen Jahres war es in einigen Zulieferbetrieben des Sportartikelherstellers in Kambodscha zu Protesten gekommen. Die Firmen sollen in der Corona-Pandemie gezielt Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter entlassen und Löhne teilweise nicht gezahlt haben.

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Das Künstlerkollektiv "The Yes Men" ist der Schreck großer Unternehmen. Seit Jahren machen sie mit ihren Aktionen auf Missstände aufmerksam. Zum ersten Mal traten sie 1999 mit einer gefälschten Webseite der Welthandelsorganisation (WTO) auf den Plan. Bei einer anderen Performance behaupteten die Aktivisten im Namen von Shell, der Ölkonzern wolle nun auch in der Arktis nach Öl bohren.

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