Vexierspiel im Badezimmer: Alice im schicken, weißen Kleid putzt in Gummihandschuhen eine lindgrüne Badewanne, mehrfach reflektiert von tanzenden Spiegeln.
Bildrechte: Warner Bros. Entertainment Inc.

Die Vorstadt kann der Horror sein: Florence Pugh als putzwütige Alice im Kinofilm "Don't Worry Darling"

  • Artikel mit Audio-Inhalten

Home sweet home? So ist der Film "Don't Worry Darling"

Ein Hausfrauenleben in den 50-ern: abgründig! Regisseurin Olivia Wilde blickt hinter das US-Vorstadtglück, kann sich in "Don't Worry Darling" aber nicht zwischen Psychothriller, Ausstattungskino und Feminismus entscheiden.

Palmengesäumte Boulevards, die zum Flanieren und Shoppen einladen. Ein wolkenloser Himmel, der mit dem Wasser in den Pools um die schönsten Blautöne konkurriert. Glam- und Glitzer-Parties bei Tag und bei Nacht, bevölkert von strahlenden Paaren in perfekt sitzender Robe, deren einzige Sorge es ist, dass die Eiswürfel im Cocktailglas schmelzen, bevor der Inhalt konsumiert ist. Das Leben im sonnenseligen Örtchen Victory gleicht einem nicht enden wollenden Traum. Alltagsprobleme? Sind ein Fremdwort.

Perfekte 50er-Jahre-Ästhetik

Trotz aller Sorglosigkeit beginnt Alice, dem Wunderland zu misstrauen. Die junge Ehefrau ist die Hauptfigur in dem Retro-Thriller "Don't Worry Darling“, dessen 50er-Jahre-Ästhetik so perfekt ist, dass sie eigentlich nur eins sein kann: zu schön, um wahr zu sein. Als Alice von düsteren Visionen geplagt wird, verändert sich ihr Blick auf die bonbonbunte Welt, in der es weder Nachrichten noch politisches Wettrüsten gibt und die durch einen gigantischen Wüstengürtel von der Außenwelt abgeschnitten ist. Immer öfter sieht die einst so traumtänzerisch glückliche Hausfrau verstörende Dinge: ein abstürzendes Flugzeug, Menschen, die sich das Leben nehmen, Aufräumtrupps, die beseitigen, was nicht sein soll. Das Fatale: Niemand sonst sieht Ähnliches. Statt ihre Panik ernst zu nehmen, wird ihr Gesundheitszustand angezweifelt.

Twist von Gesellschaftskritik

"Don't Worry Darling" ist einer dieser Filme, die unweigerlich auf einen Twist mit integrierter Gesellschaftskritik zusteuern. Dass konkrete Antworten auf die rätselhaften Ereignisse erst zum Handlungsende gegeben werden, gehört zum Spiel dazu. Frustrierend ist allerdings, dass es Regisseurin Olivia Wilde weniger darum zu gehen scheint, was erzählt wird, sondern wie es erzählt wird. Denn im Mittelteil verliert sich "Don't Worry Darling" in nicht enden wollenden filmischen Stilübungen, die zwar schön anzusehen sind, aber weder die Handlung vorantreiben noch die Spannung erhöhen.

Fliesen bekommen goldene Risse, wenn der goldene Käfig als solcher erkannt wird, die Wände des Eigenheims drohen die putzwütige Hausfrau plötzlich zu zerquetschen. Die Albtraum-Sequenzen in kontrastreichem Schwarz-Weiß verlieren nach der x-ten Einblendung ihren unheimlichen Charakter und von oben gefilmte Kaleidoskop-Choreografien werden so oft wiederholt, dass sie eher ermüden als faszinieren. Auch wenn die überbordende Bildsprache Innenleben und Emotionen von Hauptfigur Alice visualisieren soll: die mangelnde Dialogtiefe kann damit nicht ausgeglichen werden. Besonders auffällig ist diese Erkenntnis im letzten Drittel, wenn der vom Popstar zum Hauptdarsteller avancierte Harry Styles von Filmehefrau und Protagonistin Florence Pugh doch merklich an die Wand gespielt wird.

Pointe geht unter

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass ein ambitioniertes Projekt mit feministischer Kernaussage noch lange keinen gelungenen Thriller ergibt. Optisch mag "Don't Worry, Darling" herausstechen. Aber die erzählerische Pointe des Ganzen ist weder neu noch ausgereift und geht in der Selbstverliebtheit der Bildgestaltung kläglich unter.

Aktuelle Debatten, neue Filme und Ausstellungen, aufregende Musik und Vorführungen... In unserem kulturWelt-Podcast sprechen wir täglich über das, was die Welt der Kultur bewegt. Hier abonnieren!