Musikerlegende Klaus Voormann

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"Ex-Beatle" Voormann gibt Echo aus Protest zurück

Aus Empörung über die Würdigung der Rapper Kollegah und Farid Bang mit einem Echo-Musikpreis gibt der 79.jährige Musiker und Grafiker Klaus Voormann seine eigene Trophäe zurück. Er reagiert darauf, dass das Album als antisemitisch kritisiert wird.

"Was sich für mich als Geschenk anlässlich meines 80. Geburtstags anfühlte, entpuppt sich nun als große Enttäuschung", teilte Voormann in München mit.

Der Musiker, der am 29. April seinen 80. Geburtstag feiert, hatte am Donnerstag einen Echo für sein Lebenswerk erhalten. Auch die Rapper waren mit dem wichtigen Musikpreis geehrt worden für ihr Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 3", das als antisemitisch kritisiert wird. Es enthält Textzeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow".

Voormann: Grenze überschritten

Voormann erklärte, er habe sich die Rückgabe seines Echos reiflich überlegt und sich deshalb auch mit den Texten des umstrittenen Albums beschäftigt. "Provokation ist erlaubt und manchmal sogar notwendig, um Denkanstöße zu geben", sagte der Musiker, der als Wegbegleiter und Freund der Beatles gilt. Aber die Grenze zu menschenverachtenden, frauenfeindlichen, rassistischen, antisemitischen und gewaltverherrlichenden Äußerungen und Taten dürfe nicht überschritten werden. "Was muss passieren, dass ein Echo-Ethikrat Konsequenzen ergreift und eine Nominierung trotz Megaumsätzen eines Albums aus ethischen Gründen ablehnt?"

Voormann gestaltete unter anderem das Cover des "Revolver"-Albums der Beatles. Auch als Bassist von Stars wie die Beatles-Musiker John Lennon, Ringo Starr und George Harrison sowie von Manfred Mann, Dr. John oder Randy Newman sowie als Produzent von Trio trat er auf. Der 79-Jährige lebt seit langer Zeit am Starnberger See.

Maffay fordert Rücktritt der Echo-Verantwortlichen

Zuvor hatte Sänger Peter Maffay den Rücktritt der Echo-Verantwortlichen gefordert. "Zur Tagesordnung jetzt überzugehen, geht nicht", mahnte Maffay auf seiner Facebook-Seite. Die Ehrung der Rapper sei gerade angesichts der deutschen Vergangenheit eine "Ohrfeige für das demokratische Verständnis in unserem Land".

Zuvor hatte das Notos Quartett auf seiner Facebook-Seite erklärt, dass es aus Protest seinen "Echo Klassik 2017" zurückgegeben hat. "Die Tatsache, dass nun eben dieser Preis offenen Rassismus toleriert, ihm gar eine Plattform bietet und ihn auszeichnet, ist für uns nicht tragbar", erklärten die früheren Echo-Gewinner.

Niedecken: Man hat mich ins Messer laufen lassen

Rocksänger Wolfgang Niedecken richtete scharfe Vorwürfe an die Echo-Veranstalter. Man habe ihn und Klaus Voormann bei der Verleihung der Musikpreise "ganz einfach ins Messer laufen lassen", schrieb der BAP-Musiker auf Facebook. Niedecken hatte den Preis für das Lebenswerk an Voormann überreicht. Niedecken schrieb, er habe die Texte nicht gekannt. "Beim vorletzten Show-Act wurden wir dann mit der menschenverachtenden Brutalität der beiden Schein-Musikanten konfrontiert, allerdings ohne irgendetwas von deren Gebrabbel zu verstehen. Textverständlichkeit: Fehlanzeige. Und dann standen auch schon unsere beiden Gitarren auf der Bühne und ich musste blitzartig entscheiden, wie ich mich adäquat verhalten sollte."