Ehrensache, dass Eva Karl-Faltermeier alle Zuschauerinnen und Zuschauer an die Hand nimmt und Ihnen kurz zusammenfasst, was bisher geschah, also was in Ihrem Debutprogramm „Es geht dahi“ Thema war: Ihr Aufwachsen im Nebel der Oberpfalz, ihr Aufbruch in die Stadt, die Ehe und die Mutterschaft. Und die zahlreichen Demütigungen des Alltags, die in ihr diesen zauberhaften und kerngesunden „Grant der Frau“ auslösten, der dazu führte, dass sie lieber Beerdigungen als Hochzeiten besuchte.
Aus dem Nebel der Oberpfalz
Doch 2022 hat vieles verändert im Leben der Karl-Faltermeier als Bühnenfigur: Sie steht zwar noch immer im schwarzen Sweatshirt da oben, steht wie eine knabenhafte Version einer Morticia aus der Addams Family bereit, allen Rosen die Köpfe abzuschneiden, aber plötzlich wurde Licht am Ende des Tunnels. Der Klimawandel hat die Oberpfalz erreicht und den vertrauten Nebel gelichtet.
Nachdem sich auch ihr Mann als schnauzbärtiger Gorilla entpuppt hat, entflieht Eva dem Klimawandel, dem Prinzip Ehe und der Klimawandel-Hitze, um sich der Herausforderung eines zweiten Buches und eines zweiten Bühnenprogramms zu stellen. Die Hoffnung auf einen kühlen Kopf und Schnürlregen führt sie nach Salzburg, wo sie am Bahnhof prompt auf die Stimme der Vernunft trifft: eine stetig E-Zigarette rauchende Taxifahrerin.
Seelenstriptease vor der Taxlerin
Die Taxifahrt wird zu einem zweistündigen Seelenstriptease über all die Angst und all das Unverständnis, die Eva Karl-Faltermeier seit dem letzten Programm umtreiben. Im Debut „Jetzt geht’s dahi“ drehte sich noch viel um „Und was fühlen Sie jetzt, Frau Faltermeier?“ - der einzige Satz, den ihr eine fiktive Therapeutin immer wieder stellte. Bis Eva bereit war, sich in eine Oberpfälzer Odelgrube zu stürzen.
Nun geht es viel um das, was von außen auf sie einprasselt. An erster Stelle: die Reaktionen auf ihre Scheidung, wenn sich die anderen Kleinfamilien um ihre Feuerschalen scharen im angepassten Ghetto der Einfamilienhäuser mit Tradition. Da hilft nur Ibuprofen und ein Anruf beim Bapa.
Bapa, der alte weiße Mann
Vater Karl wird von der Taxlerin zwar als Prototyo des alten weißen Mannes gelesen. Aber er wird zu der Stimme, die Eva und auch das Publikum immer wieder beschwichtig und daran glaubt, dass es trotz Weltuntergang ein „Weiter so!“ gibt. Schließlich wurde der Böhmerwald auch immer wieder aufgeforstet.
Wichtig sind die kleinen Auszeiten um aufzutanken, die Eva als eingefleischte Urlaubsskeptikerin am liebsten beim Proktologen verbringt. Wer braucht schon Mexiko, wenn man einen Finger im Po haben kann.
Alles wird gut?
Am Ende fährt das Taxi Eva Karl-Faltermeier samt Lustspielhaus in ein Oberpfälzer Badezimmer, in dem dank Klimawandel ein überdimensionaler Käfer gleich einem kafkaesken Uwe Barschel vor der Wanne gestrandet ist. Die Karl-Faltermeier-Fans sind nach diesem Abend bereit, Eva überallhin zu folgen. Solang sie Bapa anrufen kann und wir mit ihr darüber lachen können, ist klar: Alles wird gut und wenn es nicht gut wird, dann kann das nicht das Ende sein.
Eva Karl-Faltermeier geht mit "Taxi. Uhr läuft" jetzt auf Tour. Alle Termine unter: https://eva-karl-faltermeier.de/. Ihre neue Sendung im BR-Fernsehen heißt „Karlsplatz. Talk und Tumult“. Ab 19.1.2023, donnerstags um 22 Uhr.