Finanzielle Sorgen sind der reichen Stadt Burghausen an der Salzach fremd: Das „Bayerische Chemie-Dreieck“ sorgt zuverlässig für hohe Steuer-Einnahmen, alle Parkplätze sind kostenlos, die Infrastruktur modern, die Kulturausgaben hoch. Da kann sich Bürgermeister Hans Steindl Großzügigkeit leisten. So will er im kommenden Jahr bei den krisengeschüttelten „Europäischen Wochen Passau“ wesentlich mehr als bisher mitreden:
Wir möchten mehr Einfluss bei der Programmgestaltung erlangen. Wir müssen unser Engagement bei den Europäischen Wochen auch begründen. – Hans Steindl
"Uns geht es um den Zusammenhalt"
Die Festspiele waren in eine finanzielle und inhaltliche Schieflage geraten, nachdem der gerade erst eingestellte Intendant Thomas E. Bauer im April nach heftigem Streit vorzeitig das Handtuch geworfen und einen angeblichen Fehlbetrag von 300.000 Euro hinterlassen hatte. Inzwischen haben auch fünf weitere Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle gekündigt und sich dabei über „mangelnde Wertschätzung“ der Leitung beschwert. Vor allem die Vorstandsvorsitzende Rosemarie Weber wurde heftig kritisiert. In dieser Saison soll eine Art „Notprogramm“ ohne Intendant durchgeführt werden. Burghausen behalf sich nach der Absage von geplanten „Jedermann“-Aufführungen kurzerhand mit zwei selbst organisierten Konzerten:
Wir haben die Entwicklung bis zum endgültigen Aus von Thomas E. Bauer natürlich mit Interesse, aber auch Bedauern verfolgt. Uns geht es um den Europäischen Gedanken, um den Zusammenhalt und den Erhalt der Kulturachse Passau-Burghausen. Wir konnten mit Anja Lechner und Alexander Melnikov hochkarätige Musiker gewinnen und werden zudem an unserer finanziellen Unterstützung für die Festspiele festhalten. – Hans Steindl
Energischer Interessenvertreter
Steindl ist bekannt dafür, seine Ansichten so energisch wie dynamisch zu vertreten und die finanziellen Möglichkeiten Burghausens in die Waagschale zu werfen, wenn es um Mitsprache geht. Insofern dürfte seine Ankündigung in Passau, wo er schon in den letzten beiden Jahren regelmäßiger und kritischer Gast in den Gremien-Sitzungen war, nicht nur Begeisterung hervorrufen. Ohne das Geld aus der Salzachstadt dürften sich die „Europäischen Wochen“ jedoch schwer tun, zu überleben.