Eugen Gomringer

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Eugen Gomringer erhält Kulturpreis

Der weltweit gefeierte Lyriker Eugen Gomringer erhält heute den Kunstpreis des Landkreises Hof. Damit würdigt der Landkreis den 93-Jährigen auch als Kulturvermittler. Von Annerose Zuber

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Gomringer war unter anderem beim Porzellanhersteller Rosenthal jahrzehntelang für die Verpflichtung renommierter Künstler wie Dali, Hundertwasser oder Vasarely verantwortlich. Direkt im Anschluss an die Preisverleihung wird mit einem großen Fest mitten in der oberfränkischen Kleinstadt, wo der gebürtige Schweizer seit Jahrzehnten lebt, das Gedicht „Avenidas“ übergeben – es ist nun rund zehn Meter groß an der Fassade des Museums zu lesen.

Sexismus-Kritik

Damit reagierte der Rehauer Stadtrat auf die Entscheidung der Berliner Alice-Salomon-Hochschule, das Gedicht in Berlin zu übermalen, wo es seit 2011 an einer Fassade stand. Studierende der Hochschule hatten das Gedicht als „sexistisch“ bewertet. Gomringer beschreibt mit den vier Worten „Alleen, Blumen, Frauen und ein Bewunderer“ in verschiedenen Konstallationen eine sommerliche Stadtszene. Entstanden ist es bereits 1951 - als eines der Ur-Gedichte der „Konkreten Poesie“. Gomringer gilt weltweit als Begründer dieser Lyrik-Form, bei der Inhalt und Form verbunden sind.

Luftballons und Blumen

Gomringers Gedichte wie „Ping-Pong“ oder „Schweigen“ sind in Anthologien rund um den Globus als Standard-Werke verzeichnet und gehören auch für viele Schulkinder zur Pflichtlektüre. Bei der feierlichen Übergabe von „Avenidas“ steigen um 14 Uhr Luftballons auf – und passend zum Gedicht flanieren festlich gekleidete Gäste rund um den Maxplatz mit den alleenartigen Bäumen und Jugendliche verteilen bunten Blumen an Frauen und Männer.

Gedicht an mehreren Fassaden auf der ganzen Welt

Um 16 Uhr ist Avenidas dann offiziell Thema einer Gesprächsrunde: Im Kunsthaus Rehau, wo Gomringer und seine Familie seit Jahren im Auftrag der Stadt Ausstellungen und Lesungen organisieren, diskutieren Eugen Gomringer mit Thea Borde, der früheren Rektorin der Berliner Hochschule und der Jury des Alice-Salomon-Poetik-Preises, den Gomringer 2011 verliehen bekam. Aus Protest über die Entscheidung der aktuellen Hochschulleitung, das Gedicht in Berlin zu entfernen, ist die Jury inzwischen zurückgetreten. Und während das Gedicht nun in Berlin entfernt wird, ist es nicht nur in der oberfränkischen Kleinstadt Rehau zu sehen - nach der umstrittenen Berliner Entscheidung wurde es auch in andere Haus-Fassaden geschrieben, zum Beispiel in Bielefeld, Braunschweig, Zürich und New York.