Teilnehmende stehen bei den Proben auf der Bühne.
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Achts Acts treten am Freitagabend an, um das ESC-Ticket nach Liverpool zu lösen.

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ESC-Vorentscheid: Zwei bayerische Kandidaten im Rennen

Wer fährt für Deutschland zum Eurovision Song Contest nach Liverpool? Zum Vorentscheid treten acht Acts gegeneinander an. Im Rennen sind auch zwei bayerische Kandidaten – und das Publikum hat den Produzenten des Songs "Layla" in die Show gewählt.

Der Eurovision Song Contest (ESC) war für Deutschland zuletzt im Großen und Ganzen ein Desaster. Seit 2015 hagelte es letzte oder vorletzte Plätze. Einzige Ausnahme war 2018 Michael Schulte mit Platz vier. Am Freitagabend wird nun ermittelt, wer als nächstes probieren darf, eine neuerliche Schmach zu verhindern. In einer TV-Show treten acht Aspiranten gegeneinander an, um zu ermitteln, wer das ESC-Ticket nach Liverpool lösen darf. Ursprünglich sollte es im Vorentscheid neun Beiträge geben, die Band Frida Gold kann wegen einer Erkrankung von Sängerin Alina Süggeler nicht an der Show "Unser Lied für Liverpool" teilnehmen.

Warum der ESC in Liverpool stattfindet

Normalerweise würde der Wettbewerb dieses Jahr in der Ukraine stattfinden, nachdem die ukrainische Band Kalush Orchestra den vergangenen ESC mit ihrem Song "Stefania" gewonnen hatte. Wegen des andauernden Kriegs wird er aber in Großbritannien ausgetragen, das mit Sam Ryder den zweiten Platz belegt hatte. Die Beatles-Heimatstadt Liverpool konnte sich in einem britischen Auswahlverfahren durchsetzen. Bürgermeisterin Joanne Anderson kündigte an, die ukrainische Kultur solle im Vordergrund stehen.

Zwei Acts aus Bayern im Vorentscheid

Doch wer wird nun Deutschland bei dem Mega-Event vertreten? Von Punk-Rock (Lonely Spring), Funk-Pop (Trong), Balladen (René Miller, Anica Russo, Will Church) ist musikalisch beim Vorentscheid so ziemlich alles dabei. Eine Bewerberin, Patty Gurdy, spielt auf einer Drehleier, einem Instrument, das man bisher allerhöchstens von Mittelalter-Märkten kannte. Die Band Lord of the Lost steckt in roten Leder-Outfits und singt eine lauten Dark-Rock.

Ein bayerischer Teilnehmer startet gleich zu Beginn der TV-Show: Trong aus Unterfranken mit seinem Song "Dare To Be Different" – einen funkigen Pop-Song mit allerhand Tanzeinlagen. Der 30-Jährige aus Bad Kissingen, der auch schon eine vietnamesische Castingshow gewonnen hat, wirkte durchaus optimistisch, als er am Mittwoch zu Proben die Bühne betrat. "Ich habe meine vier Tänzer mitgebracht", berichtete er. "Wir sind total heiß drauf und haben Bock."

Zweiter bayerischer Starter ist die Passauer Band Lonely Spring: Die Zwillingsbrüder Jules und Simon sowie Manu und Matthias wollen mit ihrem Pop-Punk-Song "Misfit" Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten.

"Layla"-Produzent Ikke Hüftgold in die Show gewählt

Wer in dieser Zusammenkunft noch ein bisschen mehr auffällt, ist gleichwohl Ikke Hüftgold. Der Musiker, der eigentlich Matthias Distel heißt, singt Party-Schlager, also Lieder für den Ballermann, für Volksfeste, für Après-Ski. Wenn man so will: eine sehr deutsche Musikrichtung. Mit Zeilen wie: "Ich überleg, mit dem Saufen aufzuhören – aber ich schwanke noch." Ikke Hüftgold ist zudem Produzent des im vergangenen Jahr heißt diskutierten Lieds "Layla", das unter anderem in den Bierzelten auf dem Oktoberfest rauf und runter gespielt wurde. Zum ESC will er jetzt mit dem Song: "Lied mit gutem Text".

Ikke Hüftgold singt darin auf Deutsch, "Ihr nennt uns Looser. Und Verlierer. Ihr findet uns katastrophal. Wir sagen danke für zwölf Punkte. Denn La, la, la ist international." Zumindest den Refrain "La, la, la" dürfte man weltweit mitsingen können. Die Chancen, dass Ikke Hüftgold den deutschen Vorentscheid gewinnen könnte, stehen vermutlich nicht schlecht. Die Fans wählten ihn per Tik-Tok-Voting in die Show: 52 Prozent stimmten darin für ihn.

Frida Gold fallen aus

Zu den deutschlandweit bekannteren Bands zählen Frida Gold. Alina Süggeler und Andreas Weizel wollten eigentlich mit "Alle Frauen in mir sind müde" antreten – ein ruhigerer Lobgesang auf Frauen und deren Kraft. Schon am zweiten Probentag war ersichtlich, dass Alina Süggeler sehr krank war und unter Fieber litt. Es musste auf zwei Durchläufe reduziert werden, bei denen sie nur sporadisch singen konnte. Danach ging es sofort nach Hause in der Hoffnung, dass Ruhe und Medikamente sie für den nächsten Tag würden stabilisieren können.

Leider war das Gegenteil der Fall, neben Fieber, Schüttelfrost und akuten Halsschmerzen hatte sie auch komplett ihre Stimme verloren. Der sofortige Arztbesuch hatte zur Folge, dass dieser sie für eine Woche krankschreiben musste und ihr absolute Bettruhe verordnete. Jegliche kurzfristigen medizinischen Maßnahmen hatten zu keinerlei akuten Besserung geführt, um einen Auftritt zu ermöglichen.

Wer entscheidet über den Sieger des Vorentscheids?

Das Abstimmungskonzept wurde in diesem Jahr einmal mehr verändert: Wer für Deutschland nach Liverpool fährt, wird durch zwei Verfahren ermittelt. Eine Jury aus acht verschiedenen Ländern (Schweiz, den Niederlanden, Finnland, Spanien, Litauen, der Ukraine, Österreich und Großbritannien) vergibt 50 Prozent der Punkte. Die andere Hälfte der Punkte wird durch das Publikum per Televoting (also per SMS oder Anrufe) und per Online-Abstimmung verteilt. Wer am meisten Punkte dann auf sich vereint, fährt zum ESC.

Wo ist der deutsche Vorentscheid im TV und im Livestream zu sehen?

Das Erste überträgt die von Barbara Schöneberger moderierte Show "Eurovision Song Contest 2023 – Unser Lied für Liverpool" am 3. März ab 22.20 Uhr live aus Köln. Die Sendung ist zudem live in One, der Deutschen Welle, bei eurovision.de und in der ARD-Mediathek zu sehen. Ab 21.20 Uhr läuft bereits im Livestream auf eurovision.de und in der ARD Mediathek als Warm-up die Show "Alles Eurovision".

ESC-Fans können von Dienstag an Tickets kaufen

Fans des Song Contests können sich vom kommenden Dienstag (7. März) an mit Tickets für den diesjährigen Wettbewerb in Liverpool eindecken. Karten für die Halbfinals am 9. und 11. Mai kosten zwischen 30 und 290 Pfund (33,85 bis 327 Euro), wie die Veranstalter am Donnerstag mitteilten. Wer beim Finale am 13. Mai dabei sein will, muss 80 bis 380 Pfund bezahlen. Bereits vor einigen Tagen hatte die britische Regierung angekündigt, dass Flüchtlingen aus der Ukraine, die in Großbritannien untergekommen sind, rund 3.000 subventionierte Tickets zu je 20 Pfund zur Verfügung stehen.

Die Siegchancen für Deutschland werden derzeit von den Wettbüros mit nur einem Prozent bewertet.

Mit Informationen der dpa und AFP

SENDUNGSBEZUG

Das Erste, "Unser Lied für Liverpool" - Freitag, 3. März, 22.20 Uhr

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