ARCHIV - 27.03.2022, USA, Los Angeles: Elliot Page, Schauspieler, kommt zur 94. Verleihung der Academy Awards in Hollywood. Seit dem 06.06.2023 ist sein erstes Buch «Pageboy - Meine Geschichte» im Handel. (zu dpa-Korr ««Pageboy»: Der schwierige Weg des Elliot Page») Foto: Jordan Strauss/Invision/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Literaturdienst - "Pageboy" von Elliot Page

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Elliot Pages "Pageboy": Geschichte eines schweren Coming-outs

Früher war er nicht zuhause in seinem Körper, schon mit vier Jahren habe er gespürt, dass mit ihm etwas nicht stimme, erinnert sich Elliot Page. Jetzt ist die Autobiografie des Schauspielers erschienen, es geht um sein schmerzhaftes Coming-out.

Hätte er sich nicht so unwohl gefühlt, er hätte dieses Buch schon früher geschrieben. Doch das sei unmöglich gewesen, so gefangen wie er war, sagt Elliot Page in einem NBC-Interview, in Zeiten, in denen er verärgert und wütend auf sich selbst und alles gewesen sei. Unterdessen haben allerdings viele Elliot Page für seine geschlechtsangleichende OP applaudiert.

Das Trauma des Coming-outs

Während der heute 36-jährige Star mit dem traurigen Blick sich gern lachend und leicht in den Sozialen Medien gab, ahnten die meisten nicht, wie es ihm wirklich erging. Auch als sich die damalige Ellen Page 2014 erstmals unter Beifall auf einer Menschenrechts-Kampagne outete: "Hier bin ich, eine Schauspielerin, die eine Industrie repräsentiert, die uns allen Standards auferlegt. Standards, die mich zugegebenermaßen auch beeinflusst haben. Und hier bin ich heute, weil ich homosexuell bin. "

Zwei Jahre später ist Ellen Page Elliot Page. Als erster Trans-Mann erscheint der Filmstar auf dem Cover des Time Magazins. Doch als alles andere als einfach beschreibt Page diese Reise. In seiner Autobiografie mit dem Titel "Pageboy" schildert er sein Trauma des Coming-outs: die angespannten Beziehung zu seinen Eltern, Depressionen, Essstörungen, Panikattacken. Er habe schwere Momente durchmachen müssen, referiert der Kanadier aus seinem Buch im Interview mit dem Magazin People: "Ich kannte das aus anderen Situationen – dass es schwer war, dass ich raus wollte, dass ich Panik hatte. Dass ich durch erzwungene Gefühle musste, das gibt es nicht mehr – und so stehe ich vor Euch."

Seine Mutter machte Druck, Mitschüler waren hämisch

In der Autobiografie beschreibt der Star von "Juno" oder "Inception" wie früh er wusste, dass er falsch in seinem Körper war. Page schreibt mit großer Offenheit über die rastlose Suche nach Liebesbeziehungen, die zu ihm passten. Die meisten bleiben unbefriedigt. Er erzählt wie es ihn geschmerzt hat, dass seine Mutter darunter litt, dass er niemals ein hübsches Mädchen mit langen Haaren und Kleidern werden würde. Und wie sie ihn mit seinem inneren Kampf ihn im Stich ließ. Der Druck seiner Mutter nimmt genauso zu wie die Häme seiner Mitschüler. "Wenn ich daran denke, wie ich mich gefühlt habe, war es so, dass ich immer den Drang gefühlt habe zu fliehen. Niemals, niemals habe ich mich in meinem Körper wohlgefühlt."

Bewusstsein seiner Privilegien

Heute dankt Page dafür, dass seine Mutter zu seiner engsten Verbündeten wurde. Nach der OP sei er einfach er selbst und dankbar, dass er da sei und lebe und einen Schritt nach dem anderen mache. Die Geschlechtsumwandlung habe sein Leben drastisch verändert. Page hofft, dass auch andere, die Probleme mit seiner Umwandlung haben, dies hören.

Er wisse, wie privilegiert er sei, dass er sich eine geschlechtsangleichende Operation leisten konnte. Jetzt fühle er sich so gut, wie er es niemals für möglich gehalten habe. Schließlich seien doch alle im selben Team – ganz gleich welcher sexuelle Orientierung sie seien. "Für mich ist das so besonders, dass wir alle miteinander in Kontakt treten und darüber reden, wie ähnlich wir alle unterwegs sind."

Der 36-jährige Schauspieler kämpft in seinem Buch um mehr Sichtbarkeit von Transmenschen in der heutigen Gesellschaft. Sie seien übermäßig oft von Missständen betroffen. Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Benachteiligung in der Gesundheitsversorgung. Der Rückschlag durch trans-feindliche Gesetze in USA habe ihm den letzten Anstoß zum Schreiben gegeben, erklärt Elliot Page. Und auch in der Filmindustrie gebe es diese Transfeindlichkeit. Gerade ist der Schauspieler in Toronto mit dem Dreh der letzten Staffel der Serie "The Umbrella Academy" beschäftigt. Am 23. Juni spricht Page im Rahmen der phil.Cologne in Köln über sein Buch.

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