Ein grüner Aufkleber mit der Aufschrift "Mir sprechn paurisch!"
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Ein grüner Aufkleber mit der Aufschrift "Mir sprechn paurisch!"

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Einzigartiger Dialekt: Neugablonz will das Paurische bewahren

Es ist ein Dialekt, der eigentlich nur noch in Neugablonz gesprochen wird: das Paurische. Tausende Sudetendeutsche brachten ihn nach dem Krieg mit ins Allgäu. Doch der Dialekt droht dort jetzt auszusterben. Ein Neugablonzer will das verhindern.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

"Letterwanl" heißt der Leiterwagen, "Fansterbratl" das Fensterbrett. "Arepplmauke" ist das Kartoffelpüree und die Fleischpflanzerl heißen auf Paurisch "Karfenatl". Wörter wie diese sind es, die den deutschen Dialekt der (Neu-)Gablonzer für Dieter Schaurich so charmant machen: "Das sind alles Begriffe, die singen", sagt Schaurich, "das hat einfach Melodie und klingt immer schön!"

Im Alltag ist das Paurische kaum noch zu hören

Doch der Dialekt, den Tausende Sudetendeutsche nach dem Krieg aus dem alten Gablonz in Nordböhmen in ihre neue Heimat nach Neugablonz bei Kaufbeuren gebracht haben, droht auszusterben. Im Alltag ist die Sprache kaum noch zu hören, denn die Sprechenden werden immer älter und damit immer weniger. Ihre Nachfahren "noppern" kaum mehr – sie sprechen also nur noch selten Paurisch.

Leute fürs "Noppern" begeistern

Dieter Schaurich will das ändern: Als Bassist der Band "Mauke", die mit ihrem paurischen Mundart-Kabarett in Neugablonz inzwischen Kult ist, weiß er: Das Paurische kommt auch bei den jungen Leuten super an. Richtig sprechen kann es aber kaum mehr einer. Deshalb hat Schaurich sein Projekt "Wir noppern: Ein Stadtteil spricht Dialekt" ins Leben gerufen.

Internetseite mit paurischen Videos

Auf seiner Internetseite "wir-noppern.de" sammelt Dieter Schaurich Videos von paurischen Texten. Demnächst soll ein Paurisch-Sprachkurs dazukommen. Im Laufe der Zeit soll aus der Seite ein mehr oder weniger großes Dialekt-Archiv werden, in dem alle Interessierten kostenlos stöbern können. Denn selbst wenn sie die Texte lesen können – die wenigsten können das Paurische inzwischen noch richtig aussprechen.

Werbung für den Dialekt im Alltag in Neugablonz

Parallel zu der Internetseite will Dieter Schaurich den alten Dialekt aber auch wieder mehr in den Alltag in Neugablonz holen: Mit Flyern wirbt er in Geschäften und Arztpraxen für seine Idee. Grüne Aufkleber an den Türen der Geschäfte sollen zeigen: Hier wird "genoppert" - also paurisch gesprochen.

Dialekt ist einzigartig auf der Welt

Heinz Peukert, Inhaber von Autoteile Simmelbauer, will in seinem Laden auf jeden Fall helfen, das Paurische – die Sprache seiner Eltern und Großeltern – zu bewahren: "Es ist ein eigener Dialekt, den man in der Art nirgendwo mehr hört – auf der ganzen Welt", sagt Peukert. "Wenn der aussterben würde, das wäre schade."

Schaurich: "Das wird wachsen"

Das Paurische zurück in den Alltag zu holen und auch die jungen und die zugezogenen Neugablonzer dafür zu begeistern - das ist Dieter Schaurichs Ziel. "Natürlich werden wir das nicht zu 100 Prozent erreichen", sagt er. "Aber jedes Prozentchen ist ein großer Gewinn. Der Versuch ist da und das wird wachsen."

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