Edgar Reitz hat Glück gehabt – Glück, weil das, was er Anfang der 1980er Jahre wagte, einschlug wie eine Bombe. Es gab Schlangen vor den Kinos, leidenschaftliche Kritiken, begeisterte Menschen, als 1984 die erste Staffel der Trilogie „Heimat“ gezeigt wurde. Reitz hatte es gewagt, den noch aus der Nazizeit kontaminierten Begriff der Heimat künstlerisch neu zu definieren – und poetisch zu überhöhen.
Reitz über Reitz - und das bis in den März
Mit seiner „Heimat“-Chronik hat Reitz Filmgeschichte geschrieben. Aber während der zweimonatigen Retrospektive im Nürnberger Filmhaus sind jetzt auch Werke zu entdecken, die wohl kaum einer kennt. Reitz‘ Schaffen umfasst mehr als 40 Dokumentar-, Fernseh-und Spielfilme. Gezeigt wird gleich heute (Freitag) Abend „Mahlzeiten“, der 1967 auf den Filmfestspielen von Venedig als bestes Erstlingswerk ausgezeichnet wurde. Erzählt wird die Liebesgeschichte zwischen einer 20-jährigen Fotoschülerin und einem älteren Medizinstudenten. Morgen Abend folgt dann „Cardillac“ von 1969, in dem Reitz (frei nach einer Novelle von ETA Hoffmann und teilweise mit Mitteln des Dokumentarfilms) von einem absonderlichen Goldschmied erzählt. Natürlich gibt es in Nürnberg auch die komplette „Heimat“-Trilogie zu sehen, verteilt auf 26 Abende – und Anfang März werden dann noch Schätze wie frühe Kurzfilme gezeigt.