Der Greif, ein düsteres Fabelwesen mit grauem, schupiigen Gesicht mit zwei Hörnern vor einem nebligen Hintergrund, in dem nur ein Baum zu erkennen ist.
Bildrechte: Gordon A. Timpen, Amazon Studios

Das neue "Dark"? Die Serie "Der Greif" siedelt eine Fantasy-Story in den 90ern an.

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Düstere Fantasy mit 90er-Charme: Serie "Der Greif"

Diese Serie wird als das neue "Dark" gehandelt: "Der Greif" stammt von der gleichen Produktionsfirma, entführt die Zuschauer in eine Fantasy-Parallelwelt, diesmal in den 90er Jahren - und bietet diese gewisse deutsche Ernsthaftigkeit.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Der fiktive Ort Krefelden im Jahr 1984: An seinem sechsten Geburtstag wird Mark in der Nacht vom Vater und seinem großen Bruder Thomas aus dem Schlaf gerissen und soll aus dem Haus stürmen, der verzweifelten Mutter zum Trotz. Kurz darauf muss Mark mit ansehen, wie sein Vater bei lebendigem Leibe verbrennt. Marks Vater war wie besessen von der Idee, sie alle vor einem Familienfluch zu schützen – einer Parallelwelt, aus der ein Monster namens "Greif" auszubrechen droht.

Zurück in die 90er

Zehn Jahre später – ein Zeitsprung ins Jahr 1994 – erleben wir einen 16-jährigen Mark, den seine Wutausbrüche und das Stigma des "Psycho" zum krassen Außenseiter gemacht haben. Nur mit seinem großen Bruder gibt er sich ab – bis dann auch Thomas anfängt, von einem Ort namens "der Schwarze Turm" zu fabulieren.

Der Schwarze Turm existiert, Thomas gerät in die Fänge des "Greif" und allein Mark mit seinen angeblichen Superkräften kann ihn da wieder rausholen. Natürlich glaubt ihm das alles erst Mal niemand. Doch hier entfernt sich die Serie von der Buchvorlage: Mark findet Freunde, die ihm helfen wollen.

Das ist eine von zwei zentralen Änderungen, bei denen Romanautor Wolfgang Hohlbein ein Mitspracherecht hatte: "Dass man die ganze Geschichte älter gemacht hat, dass der Held nicht mehr 13 sondern 16 ist, dass es nicht mehr ein Held ist sondern drei, wenn man den älteren Bruder mitrechnet sogar vier, das wurde natürlich mit mir besprochen und bei beiden Fällen habe ich gesagt: Natürlich, ist ja viel besser!"

"Wollten persönliche Geschichte erzählen"

Überzeugt von diesen Änderungen haben Hohlbein die Serienschöpfer Erol Yesilkaya und Sebastian Marka – die für ihre Tatort-Produktionen unter anderem zwei Grimme-Preise erhalten haben. Den beiden war es wichtig, aus der Buchvorlage eine persönliche Geschichte zu machen, sagt Marka: "Wir wollten eine persönliche Geschichte daraus machen, einen eigenen Fokus haben, was vielleicht andere deutsche Serien in diesem Genre vermissen lassen. Wo man einfach das Gefühl hat, um was ging es den Leuten eigentlich? Wir haben auch alles da reingelegt, aus Deutschland heraus zu produzieren, mit deutschen Leuten, mit deutscher CGI. Das ist vielleicht das, was man dann spürt, diese deutsche Ernsthaftigkeit. Den Wunsch, es irgendwie so gut wie möglich mit den Mitteln, die man hat, zu machen." Und hoffentlich, so Marka, merke man trotzdem, dass sie versucht hätten, auch verspielt ranzugehen.

Phänomenaler Soundtrack

Das gelingt: Dank der Kostüme, der Ausstattung und des phänomenalen Soundtracks mit 90er-Jahre-Helden wie Soundgarden, Metallica und Radiohead – nicht zuletzt auch durch die schauspielerische Leistung von Hauptdarsteller Jeremias Meyer, sowie seinen Sidekicks Zoran Pingel und Lea Drinda.

"Der Greif" hat das Potenzial, eine Art deutsches "Stranger Things" zu werden: Nur sehr viel düsterer und eben – deutscher. Damit wäre es auch die nächste Erfolgs-Streamingserie aus dem Hause Wiedemann & Berg, der Produktionsfirma, die schon "4 Blocks" und "Dark" an den Start gebracht hat.

Kommt es so, gäbe es noch genug Stoff für drei weitere Staffeln: Denn die sechs Folgen umfassende erste Staffel von "Der Greif" erzählt nur das erste Buch von vieren aus der Romanvorlage.

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