Autor Ewald Arenz
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Auf Platz 1 der Bestseller-Liste: Autor Ewald Arenz.

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"Die Liebe an miesen Tagen": Sanfte Melancholie von Ewald Arenz

Mit einem Buch über romantische Gefühle in der Lebensmitte, das fast ohne Kitsch auskommt, hat es Arenz an die Spitze der Spiegel-Bestseller-Liste geschafft. Völlig zu Recht, wie unser Autor findet.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Ewald Arenz ist ein großer Menschenkenner. Ob er nun wie in "Alte Sorten" die Nöte einer magersüchtigen jungen Frau und einer einsam lebenden Bäuerin beschreibt, oder wie in "Der große Sommer" die Irrungen und Wirrungen eines verliebten Teenagers, immer tut er das voller Einfühlungsvermögen und Anteilnahme. Beste Voraussetzungen also, um endlich einmal einen klassischen Liebesroman zu schreiben. Dabei weiß der Autor natürlich um die Tücken eines solchen Vorhabens.

Bruch mit dem klassischen Liebesroman

"Es ist diese große Herausforderung, weil Liebesgeschichten in 99,5 von 100 Fällen schiefgehen, weil sie in den Kitsch abdriften. Ich bin so ein ungeheurer Bewunderer von Romeo und Julia. Das ist eine Liebesgeschichte, die danach und davor schon x Mal erzählt worden ist. Aber sie ist auf eine unnachahmliche Art erzählt, dass sie einen immer noch fängt. Und weil ich jetzt auch in einem bestimmten Alter bin, mir zu überlegen, dass es so ist: Die Liebe ist eben nicht nur für die Jungen, sondern es ist ein Gefühl, das dich auch später noch treffen kann", sagt Arenz.

Ewald Arenz wäre nicht der erfolgreiche Autor, der er ist, wenn er das Thema nicht brechen würde. Schon der Titel verspricht das: "Die Liebe an miesen Tagen".

"Das mache ich jetzt aber trotzdem"

Klara ist Ende 40, Fotografin bei einem Lokalblatt, eine elegante Erscheinung und eine Frau mit Ecken, Kanten und Prinzipien. Die ganz große Liebe hat sie nicht wirklich erlebt und seit dem Tod ihres Mannes auch nicht mehr gesucht. Lange war sie nicht mehr im gemeinsamen Wochenendhäuschen mit dem verwilderten Garten.

Elias ist Ende 30 und Schauspieler, ein charmanter Luftikus, der gerne flirtet, wechselnde junge Freundinnen hat, aber sich nach der großen Liebe sehnt. Die hatte er als junger Mann schon mal gefunden und wieder verloren. Seine Tochter Jule ging daraus hervor. Jetzt schleppt ihn seine aktuelle Freundin Vera mit auf eine Hausbesichtigung.

Als sich Elias und Clara in ihrem Wochenendhäuschen begegnen, wird bald klar, dass hier eine große Liebe entsteht. Aber eine, die schwierig ist, wegen des Altersunterschiedes, der ungleichen Charaktere und der Familienbande, in denen Clara und Elias festgezurrt sind. Clara kümmert sich um ihre demente Mutter, Elias unterstützt seine fast erwachsene Tochter.

Die Liebe im fortgeschrittenen Alter ist immer eine Herausforderung, findet Arenz: "Du bist in einem Beruf. Du bist in familiären Verpflichtungen. Und in dieser komischen Mittelposition zwischen gerade erwachsenen Kindern vielleicht, die man noch ein bisschen stützen und anschieben muss. Und dann dasselbe bei den Eltern, die jetzt auch so sind, dass du sie stützen musst und du damit klarkommen musst. Und dann bist du in so viel Verpflichtungen, dass es nicht mehr einfach ist, da jemanden einzupassen. Und der andere will vielleicht auch gar nicht so eingepasst werden. Du musst dafür Mut aufwenden und sagen: Das mache ich jetzt aber trotzdem.“

Lebensweise und rührend

Anschaulich, mit feinem Humor und sanfter Melancholie beschreibt Ewald Arenz die Licht- und Schattenseiten einer Liebe in der Lebensmitte. Seine Figuren sind plastisch bis in die glaubwürdig gestalteten Nebenfiguren hinein. Claras demente Mutter etwa ist eine echte Persönlichkeit, und die abgelegte Freundin Vera entpuppt sich als Frau mit Tiefgang. "Die Liebe an miesen Tagen“ ist ein ziemlich lebensweiser, mitunter rührender und nur ganz selten in den Kitsch abgleitender Liebesroman. Stil- und geschmackssicher erzählte, gehobene Unterhaltungsliteratur.

Zum Bestseller-Potential seines Buches sagt Arenz selbst: "Also die Sache mit der SPIEGEL-Bestsellerliste, das hätte ich ohne Koketterie niemals geglaubt. Vielleicht hat das etwas damit zu tun, dass wir hier in Franken aus der Provinz heraus denken: Wie soll denn das gelingen? Aber man muss nicht 'Lebt in Berlin und New York' drin stehen haben, damit das ein ordentliches Buch ist.“

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