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Die 94. Oscar-Verleihung: Das sind die Nominierten

Die 94. Oscar-Verleihung: Das sind die Nominierten

In der Nacht von Sonntag auf Montag werden zum 94. Mal die Oscars, die berühmtesten Filmpreise der Welt, vergeben. Und erstmals sind bei den Nominierten exklusiv für Streamer produzierte Filme in der Überzahl.

Eigentlich stehen die großen Gewinner bereits fest: Es sind dieses Jahr ganz klar die Streamingdienste. So ist "The Power of the Dog" von Jane Campion mit 12 Nominierungen der heißeste Kandidat - nominiert unter anderem als "Bester Film", für vier Darsteller-Preise (Benedict Cumberbatch als Hauptdarsteller und Jesse Clemons sowie Kodi Smit-McPhee als Nebendarsteller und zusätzlich Kirsten Dunst als "Beste Nebendarstellerin") sowie "Beste Regie" - Jane Campion. Und dabei war die Kinoauswertung - sonst ein absolutes Muss, damit Filme überhaupt für die Academy in die Auswahl kommen, nur ganz limitiert, "The Power of the Dog" ist ein Netflix-Film und war nur kurz vor dem Streaming-Start auf einigen Leinwänden zu sehen.

Streamer-Produktionen in allen wichtigen Kategorien vorn

Überhaupt liegen beim diesjährigen Wettkampf um die Oscars Streamer bei wichtigen Kategorien vorn. Will Smith als Vater der Tennis-Stars Serena und Venus Williams in "King Richard" ist als einziger der fünf nominierten "Besten Hauptdarsteller" im Kino zu sehen.

Die anderen Nominierten hatten ihre Auftritte alle in Streaming-Produktionen. Andrew Garfield ("Hacksaw Ridge", "Spider-Man: No Way Home") spielt die Hauptrolle in der Musical-Biographie "Tick, Tick …Boom!", einem Film, der im Stream mehr oder weniger unter dem Radar läuft, ähnlich wie Amazons dreifach nominiertes Ehe-Drama "Being the Ricardos" - darunter der spanische Weltstar Jarvier Bardem, der ebenfalls als "Bester Hauptdarsteller" ins Rennen geht. Seite an Seite mit Altmeister Denzel Washington, nominiert für seine Leistung in Joel Coens "The Tragedy of Macbeth" - ein Film, der nach einem winzigen Kinostart bei Apple+ im Stream zu sehen ist. Hier bewegt sich also einiges in der Branche, die Academy reagiert auf neue Vermarktungswege und neues Konsumverhalten.

Nominiert als beste Hauptdarstellerin: Kirsten Dunst in "The Power of the Dog" (Filmszene) von Jane Campion.
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Nominiert als beste Hauptdarstellerin: Kirsten Dunst in "The Power of the Dog" (Filmszene) von Jane Campion.

Starke Filme im Rennen

Der Qualität der Filme tut der Vormarsch der Streamingdienste allerdings keinen Abbruch. Zehn Produktionen treten gegeneinander an, genreübergreifend - das ist erfrischend für den Cineasten. So ist "The Power of the Dog" ein Western über zwei ungleiche Brüder, die einen Machtkampf innerhalb der Familie ausfechten, als der jüngere Bruder überstürzt eine Witwe ehelicht, und dabei das Misstrauen des älteren Bruders entfacht.

Regisseur Paul Thomas Anderson ("The Master", "Magnolia") empfiehlt sich mit seinem US-Kritiker-Liebling "Licorice Pizza", nominiert für die "Beste Regie", "Bester Film" und "Bestes Drehbuch". Eine ebenso witzige wie kluge US-Coming-of-Age-Geschichte aus dem 70er-Jahre-Kalifornien: ein spannender Spiegel unserer heutigen Gesellschaft und zugleich eine schöne Erinnerung an Leid und Freude der ersten großen Liebe.

Eine (noch) unbeschwerte Kindheit in Nordirland: Szene aus "Belfast".
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Eine (noch) unbeschwerte Kindheit in Nordirland: Szene aus "Belfast".

Kenneth Branagh hat mit "Belfast" seine Jugend in einem vom Bürgerkrieg gebeutelten Nordirland verfilmt. Und mit "Dune" tritt ein lupenreiner Science-Fiction-Film an. Denis Villeneuve verfilmte hier den lange als "unverfilmbar" geltenden Bestseller "Der Wüstenplanet" von Frank Herbert.

Steven Spielbergs Neuauflage der "West Side Story" erweitert den Genre-Strauss um das Musical, Guillermo Del Toros "Nightmare Alley" ist ein Film-Noir-Thriller, "Coda" und "Drive My Car" blicken als starke menschliche Dramen auf den Zustand der heutigen Gesellschaft sowohl in den USA als auch in Japan. Der bereits erwähnte Will-Smith-Film "King Richard" schildert US-Sportgeschichte, und die schwarze Komödie "Don’t Look Up" wagt einen satirisch-bösen Blick auf unsere moderne Gesellschaft, die Geschwindigkeit, mit der sie sich wegen unliebsamer Tatsachen in zwei Lager spaltet und darüber hinaus ihre Handlungsfähigkeit einbüßt. Stark besetzt mit Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence und Cate Blanchett ist "Don’t Look Up" dabei aktueller als es uns lieb sein kann.

Kann sich für ihre Darstellung der Lady Di in "Spencer" (Filmszene) Hoffnung auf einen Oscar machen: Kristen Stewart.
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Kann sich für ihre Darstellung der Lady Di in "Spencer" (Filmszene) Hoffnung auf einen Oscar machen: Kristen Stewart.

Wenige Newcomer

Weder bei der Regie noch im Schauspiel finden sich dieses Jahr viele Newcomer. Bei den Schauspielerinnen treten ausnahmslos alt gediente Könnerinnen an: Nicole Kidman, Jessica Chastain, Penélope Cruz, Olivia Colman, Kristen Stewart. Für Stewart wäre es der erste Oscar. In dem Drama "Spencer" schlüpft sie in die Rolle der Lady Di.

Für die Irin Jesse Buckley könnte der Gewinn eines Nebendarstellerin-Oscars für das Psycho-Drama "Frau im Dunkeln" (eine Netflix-Produktion) den entscheidenden Schritt ins große Rampenlicht bedeuten, ebenso für Ariana DeBose, die für ihre Leistung in "West Side Story“ bereits einen Golden Globe bekam.

Bei den Herren gönnt man dem Australier Kodi Smit-McPhee ("The Road") am ehesten den Nebendarsteller-Oscar, es wäre sein erster. Allerdings liefern auch die beiden Altstars Judi Dench und Ciarán Hinds in "Belfast" eine so grandiose wie berührende Leistung als älteres Ehepaar im Nordirlandkonflikt ab und sind beide als Nebendarstellerin und Nebendarsteller nominiert.

Deutschland kann sich dieses Jahr keine Hoffnung auf einen Oscar machen. Die Science-Fiction-Beziehungsromanze "Ich bin dein Mensch" von Maria Schrader schaffte es nicht in die finale Auswahl der Academy. Immerhin kann sich Hans Zimmer, der in Frankfurt am Main geborene Großmeister der Filmmusik, Hoffnung auf seinen zweiten Oscar machen, für seine Arbeit an "Dune".

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