"Dea do is so a Dodl"
dichtet der Grazer Herms Fritz und versucht, die Steirische Mundart zu verschriftlichen. Im Gedichtband „Bia und Marülln“ wird er geradezu existentialistisch, wenn einer zum ersten Mal einen Marillen-Kern sieht.
„Den Kean vun/ dera Marülln.// Des muasst da vuastölln.// Ois ersta Mensch/ auf da weitn/ weitn Wölt.// Ausgerechnet du.// Den Kean/ vun genau/ dera Marülln.“ (aus: Bia & Marülln)
Bairisch trifft Steirisch
Das Bairische war mal berühmt für seine kreativen Beleidigungen, sagt Gerhard Polt und sammelt in seinem Konversationslexikon verschwindende, erfundene, gängige Begriffe, auch aus dem Dialekt.
„aufbrezeln [’aʊ̯ fbreːt ͡ sɛln] Lamettisierung; Selbstoptimierung mithilfe textiler, kosmetischer und chemischer Mittel; im weitesten Sinne: Kulissenmalerei.“ (aus: Der grosse Polt“)
Das bairische „Öha ist allemal facettenreicher als das hochdeutsche „Aha“, sagt Polt. Auch wenn er rein gar nichts gegen Hochdeutsch hat, das Verschwinden des Dialekts gibt ihm doch zu denken.
„Die Well-Brüder und ich waren in einem Oskar-Maria-Graf-Gymnasium, wo uns der Direktor zwei seiner Schüler vorgestellt hat, die noch Bairisch sprechen, zwei hat er gefunden in seinem ganzen Gymnasium, und da haben wir gewusst, das sind die letzten Mohikaner.“ (Gerhard Polt)
Dialekt als Muttersprache
Herms Fritz und Gerhard Polt und andere sind zu hören beim „Klang von Heimat“, der Dialektwoche im BR. Es folgen: die Büchner-Preisträger Martin Walser und Arnold Stadler in ihrer Muttersprache Alemannisch, die Dramatikerin Kerstin Specht auf Oberfränkisch, der Mundart-Dichter Fitzgerald Kusz auf Ostfränkisch.
„Sprache ist nicht nur Schrift, sie ist auch Klang. Sie können sich das Wiener Lied nicht vorstellen ohne diese Sprache, und Sie können sich Neapolitanisch, O sole mio, nicht vorstellen ohne diesen Dialekt." (Gerhard Polt)
Gerhard Polt: Der grosse Polt. Ein Konversationslexikon, Kein und Aber, 12 € ; Herms Fritz: Bia und Marülln, Bibliothek der Provinz, 18 €