Können Frauen in der katholischen Kirche zu Diakoninnen geweiht werden? Zum "Tag der Diakonin" an diesem Freitag wird die Forderung einmal mehr laut. Für die einen geht es um Gleichberechtigung und ein Ende der Diskriminierung. Für andere würde es das Ende eines langen Leidenswegs bedeuten.
Weihe zur Diakonin? – "Es geht leider nicht"
Eine von ihnen ist Ulrike Leininger. Vor Ostern wollte sie es genau wissen. Die Gemeindereferentin hat deshalb einen Brief an das Erzbistum München und Freising geschrieben. "Ich habe an den zuständigen Ausbildungsleiter im Ordinariat geschrieben, dass ich mich zum Diakonat bewerben möchte und um eine Nachricht bitte, welche Unterlagen dafür nötig sind." Die Antwort kam sehr schnell, erzählt sie: "Ich kenne die Regeln. Es geht leider nicht."
Nach wie vor ist es so: In der katholischen Kirche sind die Weiheämter fest in Männerhand. Frauen dürfen also weder die heilige Messe feiern, noch ein Sakrament wie die Taufe oder die Ehe spenden. Begründet wird das mit dem katholischen Amtsverständnis. Dass es viele qualifizierte Frauen gibt, spielt dabei keine Rolle. Eine Ungerechtigkeit, findet die Benediktinerin Philippa Rath. Sie hat für ihr Buch "Weil Gott es so will" Zeugnisse von Frauen über ihre Berufung zur Diakonin und Priesterin gesammelt.
"Der Skandal, den wir derzeit in unserer Kirche haben, ist ja, dass Frauenberufungen erst gar nicht geprüft werden, nur weil es Frauen sind." Benediktinerin Philippa Rath
- Zum Artikel: "Gott mit Gendersternchen - Ist Gott eher Frau als Mann?"
Es gehe nicht darum, die Macht zu übernehmen
Dahinter stecke somit eine "Geschlechterdiskriminierung", sagt Rath "und wir möchten dieses Ungleichgewicht und diese Ungerechtigkeit in der Kirche beseitigen". Es gehe nicht darum, die Macht zu übernehmen, wie sie betont, sondern um ein Miteinander von Männern und Frauen in der Leitung der Kirche. Schließlich seien die Hälfte der Mitglieder der katholischen Kirche Frauen.
Immerhin wird inzwischen über Weiheämter für Frauen wenigstens gesprochen, zum Beispiel beim Reformprozess "Synodaler Weg". Der Katholische Deutsche Frauenbund, aber auch das Netzwerk "Diakonat der Frau" zeigt sich daher vorsichtig optimistisch und rechnet sich Chancen aus, dass sich an den bestehenden Strukturen bald etwas ändern könnte. Sprich: Dass sich Frauen in absehbarer Zeit doch zur Diakonin weihen lassen könnten.
"Wir haben die Spaltung längst!"
Ob und wann sich etwas tut, sei jedoch schwer zu beurteilen, sagt Hiltrud Schönheit, Vorsitzende des Katholikenrats in München: "An irgendeinem Punkt ist es rein eine Frage des Wollens. Will man das, oder will man das nicht? Ich habe immer ein bisschen den Eindruck, der Papst hat Angst davor, dass er als derjenige in die Geschichte eingeht, der spaltet. Und wir hier in Deutschland sagen, wir haben die Spaltung längst!"
- Zum Artikel: "Warum die Maria 2.0-Gründerin aus der Kirche austritt"
Ulrike Leininger jedenfalls wird immer wieder von jungen Paaren gefragt, ob sie nicht ihr Kind taufen kann. Bislang darf die Theologin das nicht. Denn als Gemeindereferentin, die nicht geweiht ist, darf sie zwar im Wortgottesdienst predigen, jedoch keine Sakramente spenden. Der Gedanke "Mir reicht's", ploppe schon immer wieder auf, erzählt sie. "Mein Sohn sagt, warum machst du bei diesem Verein überhaupt noch mit?" Trotzdem trete sie nicht aus oder wechsle die Kirche. Das würde der katholischen Kirche nicht gelingen: "So viel Macht gebe ich ihnen eben nicht, dass sie das schaffen."
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