Beckenbauer nimmt den Pokal entgegen
Bildrechte: ©Stephan Rabold/Bavaria Fiction GmbH/Sky Deutschland GmbH

Filmszene: Franz Beckenbauer zur Weltmeisterschaft 1974

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"Der Kaiser": Eine Doku über Franz Beckenbauer

Pünktlich zur aktuellen Fußball-Weltmeisterschaft ist auf Sky ein Biopic über Franz Beckenbauer zu sehen. "Der Kaiser. Nach einer wahren Legende" zeichnet das Leben der Fußball-Ikone Beckenbauer nach, gespielt wird er von Klaus Steinbacher.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Braune Lederschuhe auf grünem Rasen. Der Film über den Kaiser beginnt mit einer Szene, die jeder Fußballfan in Deutschland kennt: Franz Beckenbauer läuft in der Stunde des großen Triumphes gedankenverloren und ganz allein über das Spielfeld im Stadio Olimpico in Rom. Deutschland ist gerade, 1990, Weltmeister geworden. Und Franz Beckenbauer ist zum zweiten Mal Weltmeister geworden: einmal als Spieler und einmal als Trainer.

Fußballer war in Beckenbauers Jugendjahren keine wirklich aussichtsreiche Karriere. Und so begann er zunächst eine Ausbildung als Versicherungskaufmann. Den Weg von dort zum gefeierten Weltstar, erzählt das Biopic. Beckenbauer wurde der jüngste Nationalspieler, den das Land jemals hatte. Das bodenständige Elternhaus stimmte nur zähneknirschend zu. Und so beginnt Beckenbauers Aufstieg vom Postmannssohn zum Fußballkaiser.

  • Zum Artikel: "Beckenbauer nicht bei WM in Katar: Aufpassen auf Herz und Auge"

Fußballgott mit Fehltritten

Der Film bildet Beckenbauers sportliche Karriere entlang der Fußball-Weltmeisterschaften ab, 1966 noch Vize-Weltmeister wegen des umstrittenen Wembley-Tores, dann 1974 als Spieler und Weltmeister am Ziel. Und auf dem Sprung in die USA zu New York Cosmos. Dort lernte er nicht nur Andy Warhol kennen, sondern lebte verheiratet mit einer anderen Frau zusammen, was in der Yellow Press hohe Wellen schlug. Beckenbauers Privatleben, seine Ehen, seine Affären, Werbeverträge und Gesangsauftritte sind genauso Thema wie die großen Auftritte auf dem Rasen.

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Filmszene: Klaus Steinbacher alias Franz Beckenbauer als Trainer am Spielfeldrand

Der Film erzählt das alles genauso so, wie wir Franz Beckenbauer kennen. In einem gemütlichen, naiv-sympathischen Ton, der aus einer anderen Zeit zu stammen scheint. Fußball-Romantik und "Mia san mia"-Gefühl. Ob Brandrede gegen seine Teamkollegen oder Steuerhinterziehung in der Schweiz – böse kann dem Franz keiner sein, auch der Zuschauer nicht. An manchen Stellen hätte man sich aber doch etwas mehr kritische Distanz gewünscht.

Unkritisch und distanzlos

Klaus Steinbacher spielt den Kaiser glaubwürdig, fast immerzu grinsend, münchnerisch schlagfertig und auch fußballerisch mit dem nötigen Ballgefühl. Überhaupt sind die Fußballszenen die größte Stärke des Films. Meistens ist genau das der Schwachpunkt und die größte Schwierigkeit bei Sportverfilmungen. Doch Regisseur Tim Trageser und Drehbuchautor Martin Rauhaus haben es geschafft, die sportlichen Momente so zu arrangieren, dass ein echtes Stadionfeeling mit Gänsehaut aufkommt. Original(archiv)aufnahmen und Neuinszenierung fügen sich perfekt zusammen, so wie beim Jubel über das entscheidende Tor im WM-Finale 1990, als Andi Brehme den Elfmeter gegen Argentinien versenkte – und Beckenbauer am Spielfeldrand mitfieberte.

Der Film zeigt – wie gleich am Anfang – die ikonischen Momente der Fußballikone Beckenbauer bis eben zum Triumph 1990. Der umstrittene späte Kaiser mit seinen Aussagen zur WM in Katar, gegen den Bestechungsverdacht besteht, bleibt uns dagegen erspart. So ist "Der Kaiser" eine Hommage an die gute alte Zeit mit bayerischer Gemütlichkeit. Wenig kritisch, wenig aufklärerisch. Dafür unterhaltsam, eskapistisch. Das kann man in einer Zeit, in der der Fußball immer mehr politisiert wird, befreiend finden – oder fatal.

"Der Kaiser. Nach einer wahren Legende": Zu sehen auf Sky.

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