Iwan Maiski, geboren 1884, wurde mit einer klaren Mission nach Großbritannien entsandt. Er sollte – in der Vorahnung eines möglichen Kriegs nach Hitlers Machtübernahme – ein Bündnis zwischen der Sowjetunion und Großbritannien sowie Frankreich vorbereiten. Er scheiterte damit an Stanley Baldwin und Arthur Neville Chamberlain, den Wegbereitern der Appeasement-Politik. Erst in der Regierungszeit von Winston Churchill konnte Maiski vermittelnd tätig werden.
Unbekannte Einblicke
Die Existenz dieses historisch vielfach aufschlussreichen Dokuments grenzt an ein kleines Wunder. Gerade in den Jahren des Großen Terrors unter Stalin – 1937 und 1938 – war das Schreiben eines Tagebuchs lebensgefährlich. "Diese Dokumente konnten im Fall einer Verhaftung gegen einen verwendet werden", sagt der israelische Historiker Gabriel Gorodetsky. Er hat das Tagebuch in einem Moskauer Archiv entdeckt und jahrelang darüber geforscht.
„Dieses Tagebuch ist das einzige, das ein hochrangiger Politiker oder Diplomat in der Sowjetunion geschrieben hat, in der Zeit des Großen Terrors. Es kann etliche Lücken mit Blick auf die Zeit vor und während des Krieges füllen.“ Gabriel Gorodetsky
Roman eines Lebens
Iwan Maiskis Tagebuch ist mehr als die Chronik einer diplomatischen Mission. Der Botschafter schrieb mit einer großen literarischen egabung – über die Zeit, die Politik, die Gesellschaft, die Kultur. Stück für Stück entsteht der Roman eines Lebens und das Bild einer sehr dramatischen Epoche.
Gabriel Gorodetsky (Hg.). Die Maiski-Tagebücher. Aus dem Englischen von Karl Heinz Siber. C.H. Beck. 928 S. 34,95 Euro.