Bibliotheken sind wieder im Kommen.
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Eine Mitarbeiterin in einer Stadtbibliothek geht an Bücherregalen vorbei.

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Das Revival der Stadtbibliothek: Ein Hotspot sozialer Energie

Bibliotheken sind wieder im Kommen: Das zeigt nicht nur das Beispiel der gerade eröffneten Stadtbibliothek in München Riem. Die Büchertempel fördern das Miteinander in Dorf und Stadt – davon ist auch die Politik überzeugt.

Über dieses Thema berichtet: Kultur am .

Nicht wenige Stadtplaner, Architektinnen und Architekten sowie Kommunalpolitiker begreifen sie in diesen Zeiten als höchst belebendes Element gegen die Verödung der Innenstädte: Bibliotheken. Sie erlauben einen niederschwelligen Zugang zu Information und kultureller Bildung, bieten einen offenen Raum für alle, und fungieren zunehmend als sozialer Treffpunkt mit teilweise langen Öffnungszeiten und speziellen Veranstaltungen auch für Minderheiten. Kurz: Sie fördern das Miteinander.

Bibliotheken werden zunehmend Prestigebauten

So hat letzte Woche in der Münchener Messestadt Riem eine neue Stadtbibliothek eröffnet – mit integrativem Leuchtturm-Charakter in einem Viertel, in dem über 100 Nationalitäten leben. Neue Bibliotheken sind in den letzten Jahren einige entstanden, in ganz Bayern. Längst sind sie nicht mehr nur Umschlagplätze für Bücher, sondern kulturelle Zentren mit Strahlwirkung für ganze Gemeinden und Städte.

Der Schweizer Architekt Max Dudler ist im Moment so etwas wie der ungekrönte Bibliotheken-König Deutschlands. Bereits vier hat er gebaut – so in Essen, Münster, Heidenheim und Berlin, darunter das mit dem Deutschen Architekturpreis prämierte Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum der Humboldt-Universität. Laufend kommen Planungen für neue Bibliotheken dazu – etwa in Augsburg, wo Dudler die Staats- und Stadtbibliothek erweitert.

Wichtig: Die Integration in den Stadtraum ...

Die Lesetempel begreift er als urbane Identitätshäuser. Wichtig, so sagt er. sei es vor allem, nicht nur ein entsprechendes Gebäude zu errichten, sondern das Umfeld stadtplanerisch gleich mitzudenken und zu gestalten. "Es hängt viel damit zusammen, was vor dem Eintreten passiert, im öffentlichen Raum, wenn man über einen Platz geht oder eine wunderbare Straße entlang. Ein Gebäude muss in Bezug auf den öffentlichen Raum eine Qualität entwickeln."

Diese Qualität lässt sich planen. So wie in Heidenheim, an der bayerischen Grenze, wo er den Bau der neuen Stadtbücherei schmal bemaß und in die Länge zog, dass auch dort öffentlicher Raum entstand. Jetzt wird der für Veranstaltungen und Feste genutzt. Ähnlich geht der Architekt in Augsburg vor, wo er Staats- und Stadtbibliothek mit einem kleinen Park umgibt und einen Zwischenraum, der entsteht, zum verkehrsberuhigten Platz macht. "Man muss auch vor kleinen Projekten Demut haben", erklärt der Architekt. "Es geht um ein gesamtheitliches Denken, im Stadtraum wie in der Landschaft. In den Dörfern schaut es auch oft schrecklich aus, in den meisten Dörfern."

... funktioniert auch am Dorf

Ein Dorf, das sich mit einem Bibliotheksbau neu erfunden hat, ist das oberfränkische Gundelsheim nördlich von Bamberg. Vor gut zehn Jahren kaufte die 4.000-Einwohner-Gemeinde einen ortstypischen Hof aus dem 19. Jahrhundert direkt am Leitenbach und baute ihn zur Gemeindebücherei um. Die Architekten haben die Form der alten Scheune kopiert und sie architektonisch gedoppelt. Dieser Zwillingsbau ist auffällig, auch durch die so strenge wie im Licht-und-Schattenspiel lebendige Holzlattenfassade.

Nun wird die neue Gemeindebücherei als dörfliches Zentrum für Begegnungen, Kulturveranstaltungen und Weiterbildung genutzt. Im Inneren gibt es ein eigenes Kinderhaus im Haus – und davor eine schöne Platzsituation. Zweieinhalb Millionen kostete der mehrfach preisgekrönte Bau, der inzwischen weit über Bayern hinaus als Modell für die Belebung von Ortsmitten gilt. "Das Schöne ist, dass das wirklich als Begegnungsraum genutzt wird", meint Bürgermeister Jonas Merzbacher. "Die Auslastungszahlen geben dem Projekt absolut recht!"

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