In dem Computerspiel "A Bavarian Tale – Totgeschwiegen" sind wir der "Physikatsberichtersteller" Valentin Schmitt, der im Jahr 1866 in das beschauliche Dorf Wolpertshofen geschickt wird. Eigentlich sollen wir nur den Viehbestand dokumentieren. Doch kaum sind wir in dem kleinen Ort angekommen, der frappierend an Kochel am See erinnert, berichtet der bierbäuchige Bürgermeister von einem Mord.
Also machen wir das, was man als Zugereister in einem bayerischen Dorf halt so macht: Wir stecken unsere Nase in die Angelegenheiten anderer Leute und finden heraus, dass es hinter der idyllischen Fassade gar nicht so idyllisch zugeht. Entstanden ist dieses tannöd-hafte Krimi-Rollenspiel bei dem kleinen Münchner Studio Active Fungus Studios.
Spielszene aus dem Computerspiel "A Bavarian Tale - Totgeschwiegen"
"A Bavarian Tale": Ein klassisches Rollenspiel
Das Spiel in Bayern anzusiedeln, war eine naheliegende Entscheidung, erzählt Studiochef Jakob Braun: "Wir wussten, wir wollen ein Rollenspiel machen. Und wir wussten, wir wollen keine Zauberer im Spiel haben. Also es sollte ein historisches Spiel werden. Und wir hatten viele Ideen, worüber man reden kann. Und wir hatten sehr wenig Geld. Und nachdem wir in München sitzen, haben wir irgendwann gedacht, eigentlich liegt alles direkt vor unserer Haustür." Denn als Münchner sei man ja Bayern ganz nah und gleichzeitig auch weit weg. "Da gibt es ja dann doch eine gewisse Distanz, die man dann erstmal überbrücken muss."
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"A Bavarian Tale – Totgeschwiegen" ist dabei ein klassisches Rollenspiel. Wir entscheiden, ob unser Charakter auf sein Bauchgefühl, sein Geschick oder die rohe Kraft seiner Fäuste vertraut. Energie erhalten wir, indem wir beispielsweise Brezn essen oder auch Weißwürste, wobei diese ab 12 Uhr einen Malus geben.
Spielszene aus dem Computerspiel "A Bavarian Tale - Totgeschwiegen"
Keine Multimillionenproduktion, sondern ein kleines Indiespiel
Man merkt schon: "A Bavarian Tale – Totgeschwiegen" wirkt manchmal so bayerisch wie eine Schafkopfrunde nach einer CSU-Ortsverbandssitzung. Doch das Spiel geht mit den bayerischen Klischees trotzdem recht sorgsam um und nimmt sein historisches Szenario ernst. Themen sind beispielsweise die Entstehung der Frauenbewegung oder die aufkommende Sozialdemokratie.
Natürlich merkt man dem Spiel an, dass es keine Multimillionenproduktion ist, sondern ein kleines Indiespiel. Die Faustkämpfe beispielsweise steuern sich so schwammig, als hätte man schon zwei Mass intus. Dennoch ist "A Bavarian Tale – Totgeschwiegen" ein kleines, feines und rundum gelungenes Spiel. Selten hat Bayern mehr Spaß gemacht.
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