Das Cover von „Damned Devotion“ zeigt Joan Wasser als ernste Madonna in schwarzem Lack und Leder. Die Songschreiberin, besser bekannt als Joan As Police Woman, ist auf dem Umschlag des neuen Studio-Albums als stolzer, wehrhafter Frei-Geist abgebildet. In den neuen Liedern inszeniert sich die 47-jährige weder als sehnende Verliebte noch als Opfer einer gescheiterten Liebesbeziehung. Selbstbewusst gibt sich die Amerikanerin als städtische Romantikerin, die die Balance zu halten versucht zwischen Distanz und Hingabe.
Trugbild und Albtraum
„Damned Devotion“, verfluchte Hingabe - Das ist mehr als nur ein Titel, es ist gewissermaßen Wassers Lebensmotto, denn Enttäuschungen ziehen sich gleichsam leitmotivartig durch ihre Autobiographie. Nach der Geburt, wurde die kleine Joan, weil ihre minderjährige Mutter überfordert war, in eine Pflegefamilie gegeben. Der Mythos der heilen Familie - für sie bloß ein Trugbild. Nach dem Studium an einer Musikhoch-schule in Boston spielte sie zunächst Geige in einem Symphonie-Orchester. Doch die Vorstellung als Orchestermusikerin zu enden - für sie ein Albtraum. Stattdessen ging Joan Wasser in den 90-er Jahren nach New York. In Brooklyn wurde sie dann Teil der umtriebigen Künstlerszene. Antony Hegarty, der androgyne Ausnahme-Vokalist, nahm sie in seine Band auf. Songschreiber-Ikone Lou Reed förderte sie, der großartige, leider viel zu früh verstorbene Jeff Buckley wurde ihr Freund.
Songschreiber-Pop mit Soul
Biographische Erlebnisse, die in Wassers Kompositionen mitschwingen. Ihre Songs sind kühne Konstrukte, faszinierende Rollen- und Gedankenspiele. Musik als elektroakustisches Artefakt, als avancierter Songschreiber-Pop mit viel Soul in der Stimme.
Zwischen Mitternacht und Morgen
Bisher hat sich Joan Wasser am Rand der üblichen Songwriter-Gefilde aufgehalten. Auf dem Vorgänger-Album widmete sie sich etwa dem Rhythm’n’Blues vergangener Zeiten. Für „Damned Devotion“, das neue Opus magnum, hat sich Joan Wasser mit modernen, elektronischen Tonerzeugern beschäftigt, mit Keyboards und E-Pianos. Die altmodische Geige blieb hier also wieder mal wieder außen vor. Nachts spielte sie, die Kopfhörer übergestülpt, in ihrem Loft mit synthetischen Beats aus dem Computer. Die Ergebnisse hat sie dann Parker Kindred, dem Schlagzeuger der ehemaligen Jeff Buckley-Band, vorgestellt, sie mit ihm überarbeitet. So wurden aus den Rhythmus-Patterns - zwischen Mitternacht und Morgen - die eleganten Songs des neuen Albums.
Kostbar und überraschend
Joan as Police Woman ist noch lange nicht ans Ende ihrer künstlerischen Erfindungen und musikalischen Inszenierungen gekommen. „Damned Devotion“, Wassers bisher zugänglichster Longplayer, klingt kostbar und überraschend - mit Sicherheit eines der Pop-Alben dieses Jahres.