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Szene aus "Love, Simon"

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Coming Out im Kino - die Komödie "Love, Simon"

"Love, Simon" ist eine amerikanische High-School-Komödie und erzählt von einem homosexuellen Jungen und dessen Coming-Out. Der 46-jährige Amerikaner Greg Berlanti ist selbst schwul, er hat diesen Film gedreht. Von Moritz Holfelder

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Simon ist schwul, aber Eltern und Freunde wissen nichts davon. Dann verliebt er sich online und anonym in einen Mitschüler. Die beiden besprechen in ihren Nachrichten die Möglichkeiten eines Coming Out. Überraschend wird der Chat gehackt – und die Homosexualität von Simon ist plötzlich in der Welt.

Coming Out im Mainstream-Kino

Mit „Love, Simon“ ist das schwule Coming Out im Mainstream-Kino angekommen. Der Film ist witzig, warmherzig und manchmal auch berührend.

Und er ist banal, vorhersehbar und in seiner Darstellung von Gefühlen arg eindimensional. Aber er ist ohne Zweifel ein Anfang. War das Bekenntnis zur gleich-geschlechtlichen Liebe bisher dem anspruchsvolleren Arthaus-Kino vorbehalten, so outet sich jetzt eine ganz normale Teenie-Komödie. Das wird in den sozialen Medien vermutlich Debatten auslösen – etwa darüber, ob es ok ist, dass mit Nick Robinson ein Hetero-Schauspieler die Hauptrolle in „Love, Simon“ spielt. Oder ob es angeht, dass die eingefahrenen Erzählmuster des heterosexuellen Hollywoodkinos einfach auf schwule Geschichten übertragen werden? Ist das ein Fortschritt oder handelt es sich um Verrat?

Coming Out als Genre

Seit 20 Jahren ist das schwule Coming Out eine Art eigenes Genre. Waren es anfangs einzelne Filme, kommen inzwischen pro Jahr rund zehn bis 20 Produktionen, die sich dem Thema widmen, neu ins Kino. Aktuell hat sich der meisterhafte italienische Liebesfilm „Call Me By Your Name“ zu einem Hit entwickelt, auch nach vier Monaten ist er in Deutschland immer noch zu sehen.

Nächste Woche läuft „Marvin“ an, das authentische Porträt eines schwulen Jungen in Frankreich, der sich von seiner prekären Herkunft befreit und zu einer eigenen künstlerischen Stimme findet. Bei den Filmfestspielen in Venedig wurde „Marvin“ letztes Jahr mit dem Queer Lion ausgezeichnet.

Erfolg bei Sneak-Previews

„Love, Simon“ hat mit diesen sehr viel ernsthafteren und kunstvolleren Werken nicht viel gemein. Aber bei Sneak-Previews, also Überraschungsvorführungen, die vor allem bei jungen Kinogängern beliebt sind, wird der Film gefeiert. Nach dem Happy End gibt es Szenenapplaus und viele feuchte Augen. Die Frage ist jetzt, ob Zuschauer unter 25, auf die dieser Stoff zugeschnitten ist, auch regulär ins Kino gehen, um mit Simon tatsächlich zwei Stunden ihres Lebens zu verbringen. Man wünscht es sich, dass dieser Versuch, die mainstreamige High-School-Komödie zu erneuern, ein größeres Publikum findet.