"Ich bin ein Sprachmodell und habe keine persönlichen Vorurteile oder Biases. Als ein computergeneriertes Programm bin ich nicht in der Lage, Vorurteile oder Biases zu haben, da ich keine eigenen Erfahrungen, Meinungen oder Gefühle habe. Ich bin lediglich ein Werkzeug, das entwickelt wurde, um menschenähnliche Sprache zu produzieren und zu verstehen."
Das antwortet Chat-KI ChatGPT, wenn sie fragt, ob sie Vorurteile hat. Und natürlich verhält sich die Maschine hier allzu menschlich und weist den Vorwurf der Voreingenommenheit weit von sich. Aber da ist noch ein wichtiges Detail: "Es ist wichtig zu beachten, dass ich ausschließlich das wiedergebe, was mir beigebracht wurde, und dass meine Antworten auf Fragen und Anfragen aufgrund meiner Programmierung und meines Trainings entstehen. "
KI denkt nicht kreativ
Eine Künstliche Intelligenz ist nur so gut, wie die Daten, an denen sie trainiert wurde. Und enthalten die Daten Vorurteile, dann werden diese auch durch die KI reproduziert. Und das kann gravierende Folge haben, sagt die Wissenschaftsforscherin Helga Novotny, die 2021 das Buch "In AI We Trust" veröffentlicht hat: "Es kommt zu Vorhersagen. Diese Person ist anfälliger, im Strafverfahren rückfällig zu werden. Und in den USA ist es üblich, dass diese Algorithmen eingesetzt werden, um beispielsweise darüber zu entscheiden, ob jemand in Untersuchungshaft kommt oder nicht, oder eben auch auf Kaution entlassen werden kann. EVersicherungen benutzen das, um zu sagen, wie hoch die Versicherungsprämie für bestimmte Leistungen sein soll. Und da kommen diese Vorurteile natürlich zum Teil mit gravierenden Auswirkungen zum Tragen."
Reproduziert KI Vorurteile und Ressentiments?
Um zu vermeiden, dass Künstliche Intelligenz menschliche Vorurteile weiterverarbeitet, werden KIs mit möglichst diversen Datensätzen trainiert. Zudem sorgen etwa bei ChatGPT Filter dafür, dass keine diskriminierenden, hasserfüllten oder anderweitig respektlosen Inhalte produziert werden. Vorsichtig muss man trotzdem sein: "Ich empfehle Ihnen trotzdem, immer kritisch zu prüfen, ob die von mir bereitgestellten Informationen vollständig und genau sind und andere Quellen zu konsultieren, um ein möglichst umfassendes Verständnis zu erlangen", sagt Novotny.
Aber KI reproduziert nicht nur schlechte Seiten von uns Menschen, sondern auch, worauf wir besonders stolz sind und von dem wir bisher glaubten, dass das nur Menschen können, etwa das Erschaffen von Bildern, Texten und Musik. Wenn jetzt die Maschinen übernehmen, was wir dann aus Designern, aus Musikern und was wird dann aus, nun ja, aus Journalisten?
Berufe verändern sich, statt wegzufallen
Der AI-Experte und Fotokünstler Vladimir Alexeev glaubt nicht, dass Maschinen Menschen überflüssig machen. Allerdings werden sich viele Berufe wandeln: "Ich denke, der Designer als Beruf wird überhaupt nicht ersetzt, weil am Ende entscheidet der Mensch. KI liefert ihm eine Auswahl an Motiven und der Designer selektiert aus diesen Motiven und entscheidet, was er damit macht. Die Berufe werden nicht wegfallen, sie werden sich verändern."
Dass der Mensch vom Affen abstammt, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Sonnensystem ist und dass das Unbewusste uns mehr bestimmt, als wir es uns eingestehen wollen: das bezeichnete Sigmund Freud als die drei Kränkungen der Menschheit.
KI als narzisstische Kränkung?
Jetzt ist droht eine vierte hinzugekommen: Maschinen können etwas, das wir als zutiefst menschlich empfinden: Sie können Kunst erschaffen. Was wir dabei aber nicht vergessen sollten ist, dass diese Kunst wiederum auf menschlicher geschaffener Kunst basiert. Ohne den Menschen wären die Maschinen nichts. Kein Grund gekränkt zu sein.