Clubs, in Bayern aber auch deutschlandweit kämpfen um ihr Überleben. Dass das wichtige Kulturräume für junge Menschen sind, kommt oft zu kurz.
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Clubs, in Bayern aber auch deutschlandweit kämpfen um ihr Überleben. Dass das wichtige Kulturräume für junge Menschen sind, kommt oft zu kurz.

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Clubben nach Corona: So ist Feiern in Bayern heute

Clubben nach Corona: So ist Feiern in Bayern heute

Vor fünf Jahren ging Bayern in den ersten Lockdown. Für junge Menschen war damit plötzlich das Ausgehen in Clubs nicht mehr möglich. Ist Feiern etwas, was man verlernt? Und wie geht es den bayerischen Clubs heute?

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Die Clubs in Deutschland sind fünf Jahre nach den Corona-Lockdowns längst wieder geöffnet – doch ein Selbstläufer ist das Nachtleben deswegen nicht. Vor allem in Bayern kämpfen Betreiberinnen und Betreiber mit wirtschaftlichem Druck, neuen Erwartungen des Publikums und Konflikten mit Anwohnern. In Städten wie München wird deutlich: Die Clubszene lebt, aber sie ist im Wandel.

Wenn man junge Menschen fragt, wie sie die Pandemie und das erste Mal Feiern erlebt haben, erzählen sie von 18. Geburtstagen, die nur im ganz kleinen Rahmen zelebriert werden konnten oder nächtlichen Treffen vor der Schule mit ein paar Flaschen Bier. Das Ausgehen wurde auf den privaten Bereich verlegt. Einige wenige Open-Air-Events im Sommer waren zwar möglich, mit ausgefeilten Konzepten, doch Feiern in geschlossenen Räumen war lange tabu. Die Clubkultur stand still – mit langfristigen Folgen für Veranstalter, DJs, Türpersonal und das Publikum.

Die langen Pausen und ihre Folgen

In den Jahren ohne Club-Kultur ist die Welt nicht stehen geblieben. Neue Trends und neue Gepflogenheiten haben sich entwickelt. Jens Milkowski, Mitbetreiber des Münchner Clubs "Goldener Reiter" erzählt, dass besonders im Frühjahr das gute Wetter die Isar zur ungewollten Konkurrenz mache. Das war zwar für Club-Betreiber in München schon immer ein Problem, doch das Feiern draußen ist in der Pandemie zur Gewohnheit geworden.

Ruhe im Szeneviertel

Gleichzeitig geraten Clubs zunehmend in Konflikt mit ihrer Umgebung. In dicht besiedelten Städten wie München liegt das Nachtleben oft Tür an Tür mit Wohnräumen. "Direkt nach der Pandemie war es mit am schlimmsten“, erinnert sich Milkowski – die Menschen seien nicht mehr an Lärm gewöhnt gewesen.

Der Club "Goldener Reiter" liegt im Untergeschoss eines Wohnhauses, mitten im Glockenbachviertel: Beschwerden sind vorprogrammiert, weil Clubs eben eine gewisse nächtliche Geräuschkulisse mitbringen. "Das ist super nervig, verstehe ich total – aber nicht verhinderbar, wenn man Innenstadt-Kultur will," sagt Milkowski.

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Der Club "Goldener Reiter" befindet sich im Untergeschoss eines Wohnhauses im Münchner Glockenbachviertel.

Neue Konzepte für ein neues Publikum

Trotz aller Herausforderungen haben viele Clubs die pandemische Zwangspause genutzt, um sich neu aufzustellen. Themen wie Awareness, geschlechtergerechte Toiletten oder Konzepte für "safer feiern" sind in den Fokus gerückt. "Viel wichtiger als vor der Pandemie", betont Milkowski. An der Tür wird zum Beispiel nicht nur der Ausweis kontrolliert – auch der respektvolle und ein toleranter Umgang untereinander ist Thema. Häufig gibt es feste Ansprechpersonen, die man kontaktieren kann, wenn man sich im Club nicht mehr wohlfühlt.

Steigende Kosten, sinkende Budgets

Ein Problem für das Ausgeh-Publikum: Ein Abend im Club ist heute teurer denn je. In München kostet der Eintritt oft zehn bis 25 Euro – hinzukommen Getränke, Anfahrt und Garderobe. Viele junge Menschen überlegen zweimal, ob sie sich das leisten können oder den Abend dann nicht lieber einfach in einer Bar verbringen. Für viele sind Club- oder Konzertbesuche zum Luxus, zur Genusssache geworden.

Kultur als Genusssache?

Dabei ist Kultur kein Genussmittel, sondern ein "Lebensmittel", so hat es die damalige Kulturstaatsministerin, Monika Grütters (CDU) zu Beginn der Pandemie genannt. Die Clubbetreiberinnen und -betreiber kämpfen allerdings mit finanziellen Herausforderungen. Mieten und Betriebskosten sind inflationsbedingt deutlich gestiegen, staatliche Unterstützung gibt es häufig nicht. "Der schwierige Part ist, Subkultur machen zu wollen und sich das leisten zu können", sagt Jens Milkowski. Die Stadt fördere solche Orte und Kulturschaffende kaum – besonders nicht, wenn es ums Nachtleben geht.

Clubs gelten inzwischen als Kulturorte

Seit 2021 gelten Clubs bundesweit stadtplanerisch als Kulturorte – nicht mehr als reine Vergnügungsstätten. Ein politisches Signal mit symbolischer Kraft. Rechtlich und praktisch ändert sich dadurch aber wenig: Vor Mieterhöhungen, strukturellen Problemen, Konflikten mit Anwohnenden oder dem Ordnungsamt schützt dieser Status nicht.

Die Clubszene bietet Räume für Begegnung, kreative Ausdrucksformen und gesellschaftliche Teilhabe – gerade für junge Menschen. Doch damit sie überlebt, braucht sie mehr als nur geöffnete Türen: Sie braucht politische Anerkennung, finanzielle Entlastung – und ein Publikum, das sich das Feiern leisten kann.

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