Hier investiert eine Kleinstadt in ein ambitioniertes Kulturprojekt: Die Stadt Weißenburg in Bayern leistet sich eine eigene Theaterproduktion für ihre Naturbühne oberhalb der Stadt, Sponsoren finanzieren die aufwändige Technik. Im Bergwaldtheater inszeniert der renommierte Regisseur Georg Schmiedleitner ein Theaterstück, das ein österreichischer Schriftsteller der Stadt eigens auf den Leib geschrieben hat. Ehrenamtliche aus Weißenburg bringen es zusammen mit professionellen Theatermenschen auf die Bühne.
Bunt und schrill: Erlebnis für alle Sinne
Die Inszenierung von "Der größte Glückskeks" spricht dabei alle Sinne an. Rund 40 Schauspielerinnen und Schauspieler flitzen über die Bühne, gekleidet in knallgrün, knallgelb und knallrot. Beeindruckende Lichtinstallationen tauchen Kulissen, Waldbäume und Nebelschwaden in gelb und nachtblau. Live-Musikerinnen mit gelben Langhaarperücken untermalen das Geschehen mit eigens komponierten Sounds. Und auf großen Bildschirmen zappeln Videoclips, die Szenen aus der Stadt zeigen.
„Der größte Glückskeks“ bringt aktuelle Themen auf die Bühne
Die Handlung der Geschichte für den "Glückskeks" klingt dabei auf den ersten Blick reichlich absurd. In der Kleinstadt taucht das Gerücht auf, Chinesen würden die mittelalterliche Stadt kopieren wollen. Die Menschen bringt diese Nachricht auf unterschiedliche Art und Weise in Wallung. Autor Clemens Berger verarbeitet in dem Stoff zahlreiche aktuelle Themen: die Klimakrise, die Verführbarkeit von Menschen, Fake News, Gier und Größenwahn.
Viele Drehtage für Videoclips aus der Stadt Weißenburg
Ein Teil der Handlung ist dabei schon vor einigen Wochen abgedreht worden. Videos zeigen, wie sich die Nachricht in den Wirtshäusern oder beim Yogakurs verbreitet, oder blenden einige Jahre zurück. Sogar einen Sturm aufs Weißenburger Rathaus haben die Theatermacher mit zahlreichen Statisten gedreht. Einen Tag lang legale Randale im Büro des Oberbürgermeisters. Von hier aus veröffentlicht auch der Theaterbürgermeister ein Werbevideo, das Bürgerinnen und Bürger auf Touristen aus China einstimmen soll.

Für die Videos wurde ein Sturm des Mobs auf das Weißenburger Rathaus inszeniert und gefilmt.
Sigi Zimmerschied putzt im Stadtbrunnen Zähne
Von Irritationen bei den Dreharbeiten erzählt Schauspieler Sigi Zimmerschied. Es habe durchaus vorwurfsvolle Blicke gegeben, als er sich anschickte, sich im Kaiser-Ludwig-Brunnen die Zähne zu putzen. Zimmerschied spielt beim "Glückskeks" die Rolle eines obdachlosen Alkoholikers. Dieser will 45 Lotto-Millionen demjenigen zur Verfügung stellen, der es schafft, die Autos aus der Innenstadt zu verbannen.
Ehrenamtliche und Profis: „Bürgertheater im besten Sinne“
Vor drei Jahren bereits inszenierte Georg Schmiedleitner am Weißenburger Bergwaldtheater das erste Stadtschreiberstück "Der Lebkuchenmann". Er sieht die Inszenierungen als "Bürgertheater im besten Sinne". Es sei beeindruckend, was die Menschen vor Ort an Kreativität und Engagement einbrächten, so Schmiedleitner.
Die neue Produktion profitiert von den Erfahrungen des "Lebkuchenmanns". Für Requisite, Kostüme und Regie-Assistenz wurden erfahrene Theaterleute engagiert. Vier Profi-Schauspieler ergänzen das Team von rund 30 Laiendarstellern. Und im Weißenburger Kulturamt arbeitete ein höchst engagiertes Team monatelang an den Vorbereitungen. Das Ergebnis ist eine hochprofessionelle Theateraufführung für alle Sinne, der Inhalt ist brandaktuell.
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