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Im Bett-Manöver

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Bumerli im Bett-Manöver: "Der Tapfere Soldat" in München

Bumerli im Bett-Manöver: "Der Tapfere Soldat" in München

Am Ende rauchen die Köpfe und die Blindgänger: Am Gärtnerplatztheater inszeniert Peter Konwitschny einen abgründigen Biedermeier-Beziehungskrieg und wird dem Operetten-Satiriker Oscar Straus damit absolut gerecht. Nachtkritik von Peter Jungblut.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Mit Schokolade kennt sich der Mann aus, er ist ja Schweizer, allerdings auch mit Tretminen und Kriegsschiffen, er ist ja Waffenhändler. Finanziell also eine gute Partie, moralisch eine Zumutung, aber es ist ja zweieinhalb Stunden Zeit, darüber nachzudenken. Mal sehen, wie es ausgeht. Der heute wenig bekannte Oscar Straus hat mit seinem "Tapferen Soldaten" aus dem Jahr 1908 eine böse, rabenschwarze Satire auf Kriegshelden komponiert, nach einer Textvorlage von George Bernard Shaw. Das war in Deutschland ziemlich unpopulär - die Satire, nicht die Kriegshelden.

Beziehungskrieg mit Blindgängern

Deshalb war die Operette weder in Wien, noch München ein großer Erfolg, am Broadway in New York und in Hollywood schon eher, da erhielt die Verfilmung 1942 drei Oscar-Nominierungen. Und heute? Funktioniert diese Art intellektueller Humor überhaupt noch? Helden sind ja nach wie vor gefragt, Raketen ständig in den Nachrichten. Regie-Altmeister Peter Konwitschny zeigt die abstruse Geschichte um den Schweizer Waffenhändler Bumerli, ein paar vertrottelte Offiziere und liebeshungrige Damen am Münchener Gärtnerplatztheater als herrlich abgründige Biedermeier-Posse. Ein Beziehungskrieg zwischen lauter Rüschen, Schleifen, Rosen und Galauniformen, der schließlich zwischen rauchenden Blindgängern in totaler Verwüstung endet.

Abschied vom schönen Matterhorn

Was für ein Irrsinn, was für eine zeitgemäße Operette! Nadina, die hübsche Tochter des bulgarischen Oberst Popoff, erfährt zuerst, dass ihr draufgängerischer Verlobter mit dem Säbel gegen Kanonen kämpft, was schon wahnsinnig genug wäre, und muss sich dann damit abfinden, dass der Mann ihrer Träume, eben der nette Schweizer Bumerli, sein Geld mit Panzern und Minen verdient. Da reißt sie das Plakat vom schönen Matterhorn lieber von der Wand und verabschiedet sich von ihren Träumen. Es macht Bumbum und Silberstaub liegt in der Luft. Alle recken ihre versengten Schädel, schütteln ihre verkohlten Klamotten und gönnen sich ein Gläschen Sekt. Was anfangs aussieht wie ein betuliches Singspiel von Albert Lortzing, der übrigens auch ein schneidend scharfer Komödiant war, wirkt am Ende wie eine Parodie auf ein Antikriegsstück von Bertolt Brecht.

Die Welt ist infantil

Das irritierte ein paar Zuschauer, aber wenn Peter Konwitschny inszeniert, ist klar, dass es kein "bunter Abend" wird, sondern allenfalls ein "kunterbunter". Und so lässt er auch einen Kinderwagen mit ganz viel Spielzeug auf die Bühne schieben: Die Sprengköpfe werden mit Stofftieren verschönert, die Offiziere finden Gefallen an den Plastik-Ohrringen. Die Welt ist infantil, und wird es immer bleiben, das hat der erklärte Pessimist Konwitschny häufig geäußert und hier auch überdeutlich inszeniert. Ausstatter Johannes Leiacker hatte überzeugend befremdliche Räume entworfen: Schemenhaft schimmert eine Art Licht-Graffiti im Hintergrund, später wuchert dort ein Büschel schwarzes Gras. Ein Bett steht im Mittelpunkt all dieser Manöver, wird fleißig überrannt, auskundschaftet und auch immer wieder durchbrochen wie feindliche Linien.

Gebührend martialische Inszenierung

Ob eine Operette funktioniert, entscheidet sich ja weniger am Gesang als an den Dialogen. Wenn die hölzern oder behäbig aufgesagt werden, bleibt der Witz irgendwo an der Rampe hängen. Gut also, dass alle Mitwirkenden bestens geprobt waren und ihre Sprechtexte süffisant, hämisch, ätzend, grotesk bewältigten, für Tempo und Temperament sorgten. Eine Ensemble-Leistung, die dem Humor des erfahrenen Kabarettisten Oscar Straus angemessen war. Es glänzten neben dem Chor Ann-Katrin Naidu als schrullige Alte, Sophie Mitterhuber als romantische Tochter, Daniel Prohaska als Rüstungslieferant in Nadelstreifen, Maximilian Mayer als schneidiger Major. Dirigent Anthony Bramall war hier ganz in seinem Element. Für diese Art Satire ist der gebürtige Brite geradezu die Idealbesetzung, so abgedreht wie Monty Python, so forsch wie Bernard Shaw. Eine gebührend martialische Inszenierung für einen "tapferen Soldaten".

Wieder am 16., 17. und 23. Juni, weitere Termine.