Gestern Abend startete das schon traditionelle "Vienna Blues Spring Festival". Es ist die bereits vierzehnte Ausgabe der Veranstaltung, die in diesem Jahr bis zum 30. April über 300 Musiker in die österreichische Hauptstadt lotst. Die Jane Lee Hooker Band, fünf New Yorker Frauen mit Punk- und Rock-Erfahrung, „Savoy Brown“ mit Kim Simmonds oder der ewig rüstige Brite Chris Farlowe gehören zu den Highlights des aktuellen Jahrgangs. Besondere Augenblicke verspricht aber auch das musikalische Comeback des Literaten Peter Henisch. Der hat zwar schon mehrere Platten aufgenommen, doch rechtzeitig zu seinem im August anstehenden 75. Geburtstag bringt Henisch nun ein neues Album heraus – „Blues Plus“- darauf zu hören auch Neudeutungen einiger Songs seiner LP „Alles in Ordnung“ aus dem Jahr 1975.
"Hymnische Würdigung"
"Hallo Welt" - so offen begrüßte Peter Henisch 1975 auf seinem Album Alles in Ordnung seine Mitmenschen. Erst vor kurzem wurde ihm für genau dieses Album eine durchaus hymnische Würdigung durch das Rolling Stone Magazin zuteil. Vom proletarischen Wiener Leonard Cohen war da die Rede, von mürben und melancholischen Klängen. Über vierzig Jahre später klingt "Hallo Welt" anders. Aufgenommen mit den Musiker Franz Haselsteiner, Hermann Posch und Peter Strutzenberger.
Musik hat, glaube ich, immer was mit Widerspruch zu tun. Mit Widerspruch gegen eine Wirklichkeit, die nicht so ist, wie sie sein könnte. - Peter Henisch
"Es wird zunehmend kälter"
Und weil die Welt auch im Jahr 2018 noch immer keine ideale ist, ist auch der Blues aktuell wie eh und je. Vor allem wenn man ihn so poetisch frei wie Henisch interpretiert und ihn mit Ausflügen ins Wienerlied oder auch ins Chanson garniert.
Es gibt Themen, die sich durchziehen, die sich auch durch meine Bücher ziehen: Leben und Tod natürlich, kalt und warm, sich daheim fühlen und sich nicht zu Hause fühlen in einem Land, in dem es zunehmend kälter wird. Und trotzdem Lust am Leben haben! - Peter Henisch
"Wollte kein Austro-Popper werden"
Diese Lebenslust spürt man bei Henisch auch im 75. Lebensjahr in jedem Takt. Mit bemerkenswert jugendlicher Stimme Er singt an gegen den resignativen Zeitgeist, gegen Hoffnungslosigkeit und Lethargie. Und das mit viel Schwung. 1975 stand auch Peter Henisch an der im Blues so gerne besungenen Weggabelung. Das Schreiben oder doch die Musik - beiden Türen standen offen. Dann erschien sein Debütroman „Die kleine Figur meines Vaters“ - und nimmt ihm die Entscheidung ab.
Ich bin Schriftsteller und wollte kein Austro-Popper werden. - Peter Henisch
Zum ersten Mal live wird es Peter Henisch und seine neue Platte am 26. April zu erleben geben, dann tritt er im Rahmen des Vienna Blues Spring im Haus der Musik auf. Das Festival eröffnet traditionell die Saison der europäischen Bluesfestivals und präsentiert fünf Wochen lang einen Querschnitt dessen was Blues im Jahr 2018 bedeuten kann.
40 Jahre auf dem Buckel
Und das hat nur sehr wenig mit Nostalgie oder Denkmalpflege zu tun. Auch wenn Bands wie Savoy Brown schon 40 Dienstjahre auf dem Buckel haben. Mit ihrem jüngsten Album "Witchy Feelin´" stürmte die Gruppe rund um Gitarrist Kim Simmonds nämlich gerade die US Billboard Blues Charts. Auch der Blues Caravan rollt wieder ins Land. Diesmal mit der erst 23jährigen Ausnahme-Gitarristin Vanja Sky an Bord. 2018 scheint der Blues in seinen Ausdrucksmöglichkeiten vielfältiger und freier denn je. Im Kern zeitlos und trotzdem auch aktuell ein stimmungsvolles Vehikel, um spannende, traurige und auch lebensfrohe Geschichten zu erzählen.