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Helge Achenbach

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"Bin kein Zampano mehr": Helge Achenbach auf freiem Fuß

"Bin kein Zampano mehr": Helge Achenbach auf freiem Fuß

Nach vier Jahren Haft ist der frühere Kunstberater Helge Achenbach wieder frei: Er kündigte an, "glaubwürdig" zu bleiben und "nicht mehr der alte Helge" zu sein. Er hatte reiche Sammler um Millionenbeträge geprellt. Jetzt wohnt er in Köln.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Achenbach war schon seit längerer Zeit „Freigänger“ und arbeitete in einer Düsseldorfer Sozialeinrichtung. Nur zum Übernachten musste er noch ins Gefängnis Moers-Kapellen. Seine vorzeitige Entlassung – er war zu sechs Jahren verurteilt worden – war unter den Gerichten zunächst umstritten. Das Landgericht Kleve wollte den ehemaligen Kunstberater schon im Dezember vergangenen Jahres in die Freiheit entlassen, das Oberlandesgericht entschied anders. Jetzt ist die Unsicherheit für Achenbach ausgestanden.

"Es war brutal schwer"

Der Deutschen Presseagentur sagte er, die vier Jahre hinter Gittern seien „brutal schwer“ gewesen, sie hätten ihn aber auch „gereinigt“. Er wolle nicht mehr der „alte Zampano“ sein. Das ist als Anspielung auf sein Leben in Saus und Braus zu verstehen, das er bis Juni 2014 international führte. Damals galt er als einer der prominentesten Kunstberater und stand auch Aldi-Milliardär Berthold Albrecht als Duzfreund zur Seite, der selbst wohl wenig Ahnung von Kunst hatte, aber bereit war, viel Geld dafür auszugeben. Das nutzte Achenbach eigennützig aus. Die Familie des inzwischen verstorbenen Sammlers fordert von Achenbach eine Entschädigung in Höhe von 18,7 Millionen Euro, die das Landgericht Düsseldorf auch gerechtfertigt sah. Da der Berater Berufung einlegte, muss jetzt das ortsansässige Oberlandesgericht erneut über die Höhe des entstandenen Schadens urteilen. Es ist bereits der „zweite Durchgang“ durch die Instanzen, im ersten war von 19,4 Millionen Euro Schadenersatz die Rede gewesen.

"Ich bin entmaterialisiert"

Nach seiner Entlassung will Achenbach nach eigener Aussage „Demut, Dankbarkeit und Respekt“ leben. Sein Unternehmen ist insolvent, sein Kunstschatz zwangsversteigert. Mit 66 Jahren muss er „neu“ anfangen, der Journalist Günter Wallraff bot ihm eine Wohngemeinschaft in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im Kölner Stadtteil Ehrenfeld an. Sie teilen angeblich „Tisch und Bad“. Achenbach will sich für politisch verfolgte Künstler einsetzen und hofft, damit „20 Jahre ein erfülltes Leben“ zu haben. Letztendlich sei er „heute glücklicher als je zuvor“, nämlich „entmaterialisiert“. Sollte das zutreffen, gelänge Achenbach ein ähnlich erfolgreicher Neustart wie dem Meisterfälscher Wolfgang Beltracchi, der nach einem Schaden von fünfzig Millionen Euro und seiner nachfolgenden Haft gefragt ist wie zuvor und sogar ein eigenes Museum in Oberammergau für seine Werke in Aussicht hat.