Porträt des Kinostars
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Armie Hammer

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"Bin jetzt ausgeglichener": Armie Hammer bricht sein Schweigen

Grund für seine sadomasochistischen und kannibalistischen Sex-Fantasien sei der Missbrauch durch einen Pfarrer gewesen, so der Hollywoodstar. Erstmals nach zwei Jahren äußert er sich ausführlich zu den Vorwürfen gegen ihn. Er sei depressiv geworden.

Sein Sturz war tief, die Schlagzeilen entsprechend grell, die Empörung groß: Vor zwei Jahren wurde Hollywoodstar Armie Hammer von seiner Agentur gefeuert und verlor seine Filmprojekte, darunter Produktionen an der Seite von Stars wie Jennifer Lopez, Julia Roberts und Sean Penn. Grund dafür waren Anschuldigungen von zwei Ex-Partnerinnen, die ihm Gewalttätigkeit und kannibalistische Neigungen vorwarfen. Daraufhin war seine Karriere erstmal beendet. Jetzt räumte der Star ein, dass er tatsächlich "emotionalen Missbrauch" begangen habe. Auch im Detail abgesprochene "Vergewaltigungsszenen" in "voller Übereinstimmung" mit Partnerinnen habe es gegeben.

Er führte das in einem aufsehenerregenden Interview darauf zurück, dass er als 13-jähriger von einem Priester missbraucht worden sei: "Das hat für mich bewirkt, dass es die Sexualität auf eine Weise in mein Leben eingeführt hat, dass sie völlig außerhalb meiner Kontrolle lag. Ich war machtlos in der Situation. Ich hatte in der Situation keine Entscheidungsfreiheit. Die Sexualität wurde mir auf beängstigende Weise präsentiert, wo ich keinerlei Kontrolle hatte. Meine Interessen gingen dann dahin, sexuelle Handlungen für mich beherrschbar zu machen."

"Ich ging einfach ins Meer"

Hammer, bekannt aus Filmen wie "Call Me By Your Name" (2017) und "Tod auf dem Nil" (2022), arbeitete nach seinem Rauswurf aus der Filmbranche den Angaben vom Fachblatt "Variety" zufolge zeitweise als Immobilienberater für Ferienwohnungen auf den Cayman-Inseln, wo er zeitweise aufwuchs, und unterzog sich auch einer Therapie. Er wohnt nach eigenen Angaben bei einem Ex-Patienten, der ebenfalls suchtkrank gewesen sei und mit dem er sich angefreundet habe. Er koche für ihn und leite ihn beim Fitness an.

Hammer deutete einen Selbstmordversuch im Februar 2021, einen Monat nach der Veröffentlichung seiner Probleme, an: "Ich ging einfach ins Meer und schwamm so weit wie möglich hinaus und hoffte, dass ich entweder ertrank, von einem Boot angefahren oder von einem Hai gefressen wurde. Dann wurde mir klar, dass meine Kinder noch an Land waren und dass ich meinen Kindern das nicht antun konnte." Der Star war zehn Jahre lang mit der Fernsehmoderatorin Elizabeth Chambers verheiratet, das Paar trennte sich allerdings, bevor die Vorwürfe gegen Hammer Schlagzeilen machten.

"Feuer ist jetzt außer Kontrolle"

Sehr freimütig räumte Hammer ein, gezielt auf ein "Machtungleichgewicht" gesetzt und Abhängigkeiten ausgenutzt zu haben, indem er vor allem jüngere Frauen gesucht habe. Sie hätten mit ihm "Dinge gemacht", die sie wohl abgelehnt hätten, wenn er keine Berühmtheit gewesen wäre: "Ich bin hier, um meine Fehler einzugestehen, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass ich ein Arschloch war, dass ich egoistisch war, dass ich Menschen benutzte, um mich besser zu fühlen, und als ich fertig war, zog ich weiter. Ich bin jetzt eine gesündere, glücklichere und ausgeglichenere Person. Ich bin in der Lage, für meine Kinder auf eine Weise da zu sein, wie ich es nie war. Ich bin wirklich dankbar für mein Leben und meine Genesung und alles."

Er sei froh, sich dem schwierigen Heilungsprozess unterworfen zu haben: "Wenn jemand zu mir käme und mir eine Wunderlampe gäbe und sagte: 'Hier drin ist ein Flaschengeist, aber er erfüllt dir nur einen Wunsch. Wenn Sie diese Lampe reiben, wird der Geist herauskommen und Sie zwei Jahre in die Vergangenheit zurückversetzen, und Sie könnten all das ungeschehen machen', ich würde es nicht tun."

"Niemand wird mich kontaktieren"

An die Branchenkollegen gerichtet sagte Hammer: "Wenn sie jemanden wie mich ins Feuer werfen, um sich selbst zu schützen, machen sie das Feuer nur noch größer. Und dieses Feuer ist jetzt außer Kontrolle und wird jeden verbrennen."

Über seine weitere Karriere macht sich Hammer keine Illusionen: "Niemand wird mich einstellen. Niemand wird mich versichern. Ich kann mich nicht für ein Projekt verpflichten – nichts. Und niemand wird mich kontaktieren, denn wenn sie mich einstellen, dann sind sie Leute, die Missbrauchs-Täter unterstützen."

In den Medien und den sozialen Netzwerken, etwa auf Twitter, wurden Armie Hammers Geständnisse ausführlich kommentiert und analysiert. Dort wurde etwa gefragt, warum der Schauspieler bislang von niemandem gerichtlich belangt wurde. Seine Behauptung, er sei dem Suizid nahe gewesen, stieß auf Kritik: Auch seine Opfer hätten sicherlich an Selbsttötung gedacht: "Können wir uns alle darauf einigen, dass wir Armie Hammer [als Schauspieler] niemals zurückhaben wollen und ihm gönnen, unter den besten 100 Ferienhaus-Verkäufern der Cayman-Inseln zu sein?"

Es gab auch Twitter-User, die Online-Abstimmungen darüber ansetzten, ob der umstrittene Star wieder in Hollywood beschäftigt werden soll.

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