Nach zarten, aber genau sitzenden Tönen steht beim 72. Internationalen Musikwettbewerb der ARD die erste Gewinnerin 2023 fest: Tjasha Gafner konnte sich im Fach Harfe gegen ihre beiden Konkurrentinnen durchsetzen und wurde mit dem ersten Preis der Jury sowie dem Publikumspreis ausgezeichnet." Es ist unglaublich, ich möchte nun meine Familie umarmen und meine Freunde. To share with everyone. Ich bin wirklich sehr glücklich", sagt die Musikerin.
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215 Musikerinnen und Musiker eingeladen
Aufregung, Freude, Ausnahmezustand. Das hieß es aber auch für die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs, der heuer neben der Harfe in den Fächer Kontrabass, Klaviertrio und Viola ausgetragen wurde. 354 Musikerinnen und Musiker hatten sich beworben, 215 davon wurden nach München eingeladen. In gut zwei Wochen gab es entsprechend viel Musik zu hören. Allein 37 Stunden und 45 Minuten waren es etwa reine Spielzeit im Fach Kontrabass. Für die Fachjurys ist das eine Herausforderung. Aber auch der logistische Aufwand, der hinter dem Wettbewerb steckt, ist enorm.
Musikalische und logistische Herausforderungen
Das fange bei Plänen für Begleitung an, das gehe über den Transport von Harfen und Kontrabässen hier in den Herkulessaal und bis hin zu einer Sitzordnung für das Abschlusskonzert, sagt Falk Häfner. "So viele Anfragen, die da noch von außen kommen, dass man abends eigentlich einen ganz schön schwirrenden Kopf hat, wenn man nach Hause kommt. Zumal die Tage extrem lang sind."
Falk Häfner bildet gemeinsam mit Meret Forster die künstlerische Leitung des Wettbewerbs. Für ihn war es das erste Jahr – er hat den Posten im vergangenen Jahr von Oswald Beaujean übernommen.
"Krawall" von Komponist Gordon Krampe
Unglaublich viel Musik gab es in diesem Jahr aber auch für Gordon Kampe. Der Komponist hat das Stück "Krawall" im Auftrag des Wettbewerbs für das Fach Kontrabass geschrieben. Und anders als üblich fand die Uraufführung aus Repertoiregründen beim Kontrabass dieses Mal nicht im Semifinale, sondern schon im 2. Durchgang statt. 17 Mal hat sich Gordon Kampe sein eigenes Stück angehört. Für ihn eine große Bereicherung: "Das hat man ja als Komponistin oder als Komponist nicht so häufig, dass man innerhalb von ein paar Stunden viermal sein eigenes Stück hören kann. Und dann auch noch viermal so komplett unterschiedlich. Ich finde das wirklich super, deshalb bin ich leicht flatterig gewissermaßen. Und das ist natürlich toll", so Gordon Kampe beim ARD-Musikwettbewerb.
Den Preis für die beste Interpretation des Auftragswerks bekam im Fach Kontrabass die Semifinalistin Naomi Shaham. Mit dem ersten Preis wurde der US-Amerikaner Gabriel Polinsky ausgezeichnet. Ungewöhnlich ist der Bass als Soloinstrument. Ganz anders bei den Klaviertrios. Den 1. Preis erspielte sich hier das Orelon Trio aus Italien, Deutschland und Spanien, mit dem schwer bekannten Opus 100 von Franz Schubert.
Wieder etwas weniger bekannt ist die Bratsche als Solo-Instrument. Auch wenn ihr belegter Klang in der Mittellage einen ganz eigenen Charme hat. Mit dem Finale im Fach Viola endete der Wettbewerb am Sonntagabend. Da hieß es im Münchner Herkulessaal ein letztes Mal Anspannung, Aufregung, alles Geben. Und dann stand auch hier die erste Preisträgerin fest: Für sie geht es jetzt mit den Finalistinnen und Finalisten der anderen Fächer weiter in die Preisträgerkonzerte, wo es dann auch endlich wieder heißt: Musizieren außer Konkurrenz.
Im Video: ARD-Musikwettbewerb 2023 - Finale Kontrabass
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