Wer gerade in Bayern seine Bachelor-, Master-, Doktor- oder Diplomarbeit beenden will und noch was nachlesen oder auch nur seine Literaturangaben ergänzen muss, der bekommt seit Mitte Dezember in Bayern Stress. So viel Zeit zum Lesen die Pandemie für viele von uns mit sich bringt, so schwer wird's uns gemacht, an Lesestoff zu kommen – es sei denn, wir haben Geld genug, alles im Online-Handel zu kaufen. Denn jegliche Ausleihe vor Ort und analoge Nutzung von Lesesälen ist untersagt, in Stadtbibliotheken genauso wie in Unibibliotheken, allen Fachbibliotheken und der Staatsbibliothek.
Bayern besonders streng
Trotz des bundesweit seit dem 16. Dezember geltenden "harten Lockdowns" herrschen nicht in allen Ländern derart rigide Verbote. In Berlin sind sogar die Buchhandlungen nach wie vor offen und der Leihbetrieb in Bibliotheken verfügbar. Präsenznutzung von Bibliotheken ist zwar überall untersagt, aber für Prüflinge etwa gibt es zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen Ausnahmen: Bibliotheken dürfen dort noch Ausleihen zur Bearbeitung und Vorbereitung von termingebundenen Prüfungsleistungen ermöglichen, heißt es auf dem Landesportal NRW. Und die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf erlaubt sogar den Mitarbeitenden der dortigen Heinrich-Heine-Universität zur Unterstützung der Lehre den vorübergehenden Zugang zu sonst nicht ausleihbaren Beständen der Verbundbibliothek.
In Baden-Württemberg ist jeder direkte Kundenkontakt untersagt, es gibt also keinen Abholservice für Nutzer und Nutzerinnen. Aber es wird wenigstens ein Lieferservice für vorbestellte Medien angeboten.
Neue Stadtbücherei Augsburg
Verlängerte Rückgabefristen und erweitertes digitales Angebot
Die Aufstellung der größten bayerischen Bibliotheken (siehe unten) zeigt: "Click & Collect" – online bestellen und abholen – ist in allen öffentlichen Bibliotheken Bayerns seit Mitte Dezember untersagt. Aber in einigen Aspekten kommen die Bibliotheken den Nutzerinnen entgegen: Trotz der Möglichkeit der kontaktlosen Bücher- und Medienrückgabe verlängert etwa die Stadtbücherei Augsburg die Ausleihfristen automatisch bis zu zwei Wochen über das geplante Ende des Lockdowns hinaus, viele weitere Bibliotheken gehen ähnlich vor, die Münchner Stadtbibliotheken verlängern sogar automatisch bis vier Wochen nach Wiedereröffnung. Einen Bringservice bieten lediglich die Stadtbücherei Ingolstadt und, eingeschränkt, die Universitätsbibliothek Eichstätt-Ingolstadt sowie die Stadtbibliothek Erlangen an.
Viele bayerische Bibliotheken erweitern jedoch ihre digitalen Angebote spürbar: Die Münchner Stadtbibliothek etwa bietet in den Pandemiezeiten auch neuen Nutzerinnen und Nutzern ein dreimonatiges kostenloses Digital-Abo an, mit dem sie Zugang zu eBooks, Hörbüchern, zu Fortbildungskursen und vielem mehr bekommen.
Auch die Bayerische Staatsbibliothek und die Universitätsbibliotheken zum Beispiel in Bamberg haben vorübergehend ihre Zulassungsverfahren gelockert, damit auch Studienanfänger und neue Nutzerinnen auf ihre digitalen Datenbanken und nicht frei zugängliche E-Medien-Angebote zugreifen zu können.
Ganz so schlecht sieht es also auch in Bayern mit der Beschaffung des Lesestoffs nicht aus, es ist nur – wie alles im Augenblick – deutlich umständlicher.
Bibliotheken in den größeren bayerischen Städten im Überblick
- Staats- und Stadtbücherei Augsburg: Bis auf weiteres komplett geschlossen, auch keine Bestellungen möglich.
- Universitätsbibliothek Augsburg: Wie alle wissenschaftlichen Bibliotheken in Bayern bis auf weiteres geschlossen, aber es steht für Lehrende und Prüflinge ein Scandienst zur Verfügung.
- Stadtbücherei Bamberg: bis auf weiteres komplett geschlossen, kein Service.
- Universitätsbibliothek Bamberg: Bis auf weiteres geschlossen, aber alle Online-Services stehen uneingeschränkt zur Verfügung. Hier finden Sie E-Books, E-Journals und Datenbanken.
- Stadtbibliothek Bayreuth: Bis auf weiteres komplett geschlossen. Sie bietet aber Online-Angebote an wie die Schülercodes für animierte Bildergeschichten, ein umfangreiches eLearning-Angebot (Kreativität, Business, IT, Weiterbildung) oder die Franken-Onleihe für die digitale Ausleihe von zu Hause aus.
- Universitätsbibliothek Bayreuth: Bis auf weiteres geschlossen aber die UB stellt neben den frei zugänglichen digitalen Medien für Universitätsangehörige auch ein umfangreiches Angebot an elektronischen Zeitschriften, E-Books und Fachdatenbanken bereit, die von Wissenschaftsverlagen lizenziert werden. Letztere können größtenteils auch vom eigenen, externen Arbeitsplatz genutzt werden.
- Bücherei der Stadt Eichstätt und des Sankt Michaelsbundes: Bis auf weiteres geschlossen. Aber Angebot der Onleihe im Verbund LEO-SUED, wo Sie rund um die Uhr aus über 6.0000 E-Medien (eBook, eAudio, eMagazine, ePaper, eLearning) auswählen können. Anruf oder E-Mail genügt.
- Stadtbücherei Ingolstadt: Bis auf weiteres geschlossen. Seit Montag, 4. Januar ist es aber möglich, in der Stadtbücherei im Herzogskasten Medien zu bestellen und Mitarbeiter der Stadtbücherei bringen diese bestellten Medien zu den Lesern nach Hause.
- Universitätsbibliothek Eichstätt-Ingolstadt: Bis auf weiteres geschlossen, aber reiches digitales Angebot und kostenlose Lieferungen für Universitätsangehörige und Studenten.
- Stadtbibliothek Erlangen: Die Stadtbibliothek ist bis auf weiteres geschlossen, aber bietet eine telefonische Service-Hotlinean und mobil eingeschränkten Personen einen Medienlieferservice Bücher und Medien innerhalb von Erlangen.
- Universitätsbibliothek der FAU Erlangen-Nürnberg: Bis auf weiteres geschlossen, bietet aber eine online-Auskunft an.
- Münchner Stadtbibliothek: Bis auf weiteres geschlossen, bietet aber allen Neu-Kunden und -Kundinnen ein dreimonatiges kostenloses Digitalabo an, das den Zugang zu eBooks, Hörbüchern, Fortbildungskursen und vielem mehr eröffnet.
- Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München: Bis auf weiteres geschlossen, informiert aber auf der Startseite über neue und erweiterte digitale Angebote.
- Stadtbibliothek Nürnberg: Die 650 Jahre alte Traditions-Institution ist bis auf weiteres geschlossen, bietet aber ihren Nutzern ein digitales Angebot an.
- Staatliche Bibliothek Passau: Bis auf weiteres geschlossen. Bietet aber weiterhin ihre digitalen Ressourcen mit Bezug auf die Region Niederbayern an.
- Universitätsbibliothek Passau: Bis auf weiteres geschlossen. E-Books, E-Journals und Datenbanken sind aber durchgehend über den externen Zugang erreichbar. Recherche wie auch Kontoeinsicht und Verlängerungen sind möglich, Scandienst, Bestellungen und Vormerkungen nicht.
- Die Staatliche Bibliothek Regensburg; Bis auf weiteres geschlossen, bietet aber telefonisch oder per Email Beratung an.
- Universitätsbibliothek Regensburg: Bis auf weiteres geschlossen, hat aber eine Chatauskunft für Angehörigen der Universität Regensburg eingerichtet.
- Stadtbibliothek Würzburg: Bis auf weiteres geschlossen. Die Onleihe steht allen, die einen gültigen Büchereiausweis haben, zur Verfügung. Unter www.e-medien-franken.de können eBooks, eAudios und elektronische Zeitschriften und Zeitungen von zuhause aus heruntergeladen werden.
- Universitätsbibliothek Würzburg: Bis auf weiteres geschlossen. Alle Online-Services stehen zur Verfügung. Allen Universitätsangehörigen und Studierenden der Universität wird empfohlen, das Angebot an E-Books, E-Journals und Datenbanken zu nutzen.
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