Der Benediktushof in Holzkirchen bei Würzburg: Eines der größten Zentren für christliche Kontemplation, Achtsamkeit und Zen-Meditation in Europa
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Der Benediktushof in Holzkirchen bei Würzburg: Eines der größten Zentren für christliche Kontemplation, Achtsamkeit und Zen-Meditation in Europa

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Benediktushof Holzkirchen: Ein Ort für Stille und Meditation

Vor 20 Jahren hat der Benediktinermönch und Zen-Meister Willigis Jäger, nachdem ihm Rom ein Redeverbot erteilt hat, ein überreligiöses spirituelles Zentrum gegründet. Mittlerweile zieht es viele Menschen an - zum Meditieren und in die Stille gehen.

Über dieses Thema berichtet: Katholische Welt am .

Die Geschichte des Benediktushofes in Holzkirchen bei Würzburg ist untrennbar mit dem Namen Joseph Ratzinger verbunden. Denn dieser hatte, damals noch als Leiter der Glaubenskongregation in Rom, dem katholischen Priester, Benediktinermönch und Zen-Meister Willigis Jäger ein Rede-, Auftritts- und Publikationsverbot erteilt. Der Grund: Um "die Gläubigen zu schützen und nicht weiter Verwirrung zu stiften".

Rom: Glaubenskongregation erteilt Willigis Jäger Berufsverbot

Den katholischen Priester und Mönch Willgis Jäger zieht es in den 1970er Jahren nach Japan. Die Praxis des Zen, eine Form der Versenkung und Meditation, interessiert ihn. Sechs Jahre lebt er dort in einem Kloster und übt. Anschließend erhält er die Erlaubnis, Zen zu lehren. Und so kommt der Benediktinermönch auch als Zen-Meister zurück in seine Abtei Münsterschwarzach und nach Würzburg. Dort baut er 1983 das leerstehende Internat zum Meditationszentrum St. Benedikt um. Sein Ziel: das kontemplative Gebet in den Kirchen zu beleben.

"Die Kontemplation versucht, die psychischen Kräfte ruhig zu stellen, damit etwas sichtbar werden kann, was durch die Aktivität des Tagesbewusstseins ständig verdeckt wird." Willigis Jäger, Benediktinermönch und Zen-Meister

Willigis Jäger lehrt, was alle mystischen Traditionen – ob aus dem Westen oder dem Osten – sagen: dass Gott zunächst innen zu finden ist. In vielen Städten hat er Meditationsgruppen ins Leben gerufen, in denen "Kontemplation" praktiziert wird.

Doch: Seine Arbeit polarisiert. Eine fundamentalistische Gruppe aus Würzburg wendet sich an den Bischof und die Glaubenskongregation in Rom. Sie drückt, wie Willigis Jäger es zu Lebzeiten selbst beschreibt, ihr Missfallen aus.

Die Briefe zeigten Wirkung. Die Glaubenskongregation, damals unter Kardinal Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., verhängte gegen ihn ein Rede-, Auftritts- und Publikationsverbot. Für Willigis Jäger bedeutete das: Der Priester und Zen-Meister durfte nach 20 Jahren im Haus St. Benedikt weder Kurse noch Gottesdienste abhalten. Eine schmerzhafte Erfahrung für ihn, aber auch für seine Schüler.

Neues geistiges Zentrum in Holzkirchen bei Würzburg

Die Unternehmerin Gertraud Gruber aus dem oberbayerischen Rottach war eine langjährige Weggefährtin des Benediktinermönchs. Ohne ihre finanziellen Mittel und ihrer Stiftung würde es den Benediktushof in Holzkirchen bei Würzburg nicht geben. 2002 kaufte sie für Willigis Jäger das Anwesen, eine ehemalige Benediktinerpropstei, 2003 wurde er eröffnet.

Mittlerweile ist er nach eigenen Angaben zu einem der größten spirituellen Zentren für christliche Kontemplation und Zen-Mediation geworden. Über 11.000 Menschen besuchen dort Kurse, sind auf der Suche nach Stille und den "Weg nach innen".

Von der katholischen Kirche wurde Willigis Jäger nie rehabilitiert. Ein Jahr nach dem Auftritts- und Schreibverbot legte er sein Amt als Priester nieder. Und er bat seine Abtei Münsterschwarzach, ihn aus dem Kloster zu beurlauben. Doch er blieb Mitglied der Klostergemeinschaft, Abt und Mitbrüder waren ihm immer verbunden. Als er 2020 im Alter von 95 Jahren stirbt, wird er auch auf dem Friedhof der Abtei beigesetzt.

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