Theaterleiter Klaus Marschall und Jakob Fugger als Marionette der Augsburger Puppenkiste
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Theaterleiter Klaus Marschall und Jakob Fugger als Marionette der Augsburger Puppenkiste

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Augsburger Puppenkiste startet mit Kabarett in ihr Jubiläumsjahr

Die Bundesregierung hängt am seidenen Faden - zumindest in Augsburg: Scholz, Baerbock und Habeck als Marionetten, zu sehen am Silvesterabend im aktuellen Kabarettprogramm der Augsburger Puppenkiste. Die startet 2023 in ihr 75-jähriges Jubiläumsjahr.

Die aktuelle Regierung als Puppen – das gibt es wieder beim traditionellen Kabarett-Programm der Augsburger Puppenkiste. Premiere ist am Silvesterabend. Gleichzeitig ist es der Auftakt für das Jubiläumsjahr, 2023 nämlich wird das Augsburger Marionetten-Theater 75 Jahre alt.

Die aktuelle Politprominenz hängt da als Marionette am Faden, von Kanzler Olaf Scholz bis hin zu Außenministerin Annalena Baerbock. Die Figur von Wirtschaftsminister Robert Habeck ist gerade noch rechtzeitig fertig geschnitzt worden, mit Dreitagebart und ein wenig Doppelkinn - nicht gerade schmeichelnd, aber pointiert. Die aktuelle Politikprominenz erweist sich für den Schnitzer der Puppenkiste, Florian Moch, als besondere Herausforderung - eher konturenarm, kaum Charakterköpfe, wie es früher Franz-Josef Strauß oder Herbert Wehner noch waren.

"Recycelte" Politiker

Mehr als 50 Stunden Arbeit sind nötig, um aus Lindenholz den Kopf und Körper zu formen. Über 5.000 Puppen hat die Kiste mittlerweile im Fundus, fürs Kabarett werden aber auch Politköpfe, die schon längst abgetreten sind, als Komparsen neu aufgearbeitet. SPD-Mann Oskar Lafontaine hat so einige Wandlungen hinter sich. Nachdem er als Finanzminister zurückgetreten war, fristete er, ausstaffiert mit Bart und neuer Haartracht, erst einmal ein zweites Leben als Nebenfigur, inkognito sozusagen, meint Theaterleiter Klaus Marschall, ehe er zu neuem Leben als Politiker der Linkspartei erweckt wurde. Heuer ist es der ehemalige Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, Björn Engholm, der zum unauffälligen Bankkunden umfunktioniert wird.

Unterhaltung als Auftrag

Den Anfangspunkt der Erfolgsgeschichte der Puppenkiste hat Walter Oehmichen gesetzt. 1948 gründet er das Marionettentheater, das rasch großen Anklang findet. Es folgen aufwendige TV-Produktionen mit Jim Knopf, dem Urmel aus dem Eis und natürlich dem Kasperl. Oehmichens Tochter Hannelore verantwortet lange Jahre das Schnitzen der Figuren. Ihr Sohn Klaus leitet das Theater heute, mit einer klaren Zielsetzung: "Wir wollen unterhalten, wollen keine Probleme wälzen, wollen Kinder und Erwachsene in ihrem Anspruch, unterhalten zu werden, ernst nehmen."

Die Augsburger Puppenkiste lässt auf der Bühne die Marionetten tanzen.
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Die Augsburger Puppenkiste lässt auf der Bühne die Marionetten tanzen.

Theater als Familienbetrieb

Marschalls Kinder arbeiten bereits mit im Theater, als Familienbetrieb mit derzeit etwas über 40 Mitarbeitern aber will die Puppenkiste auch in Zukunft Maßstäbe setzen. Einer Zukunft allein im Netz erteilt der Theaterchef eine klare Absage: "Wir werden nicht anfangen zu streamen, genauso wie wir uns nicht mehr im Fernsehen wohlfühlen. Wir wollen unsere Geschichten im Theater erzählen, alternativ im Kino. Wir hätten ein, zwei Geschichten, die wir gern dort darstellen würden, aber aktuell lässt es das nicht finanzieren."

Besonderes Jubiläums-Programm

Zum 75-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr gibt es jedenfalls erst einmal ein Best-of-Kabarettprogramm, das Märchen "Rapunzel" in einer Neu-Inszenierung und eine Sonderausstellung mit vielen Erinnerungsstücken im Puppentheatermuseum "Die Kiste".

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