Gerade erst hat die Augsburger Puppenkiste das 75-jährige Jubiläum gefeiert, jetzt aber kommen auch bittere Töne auf. Denn, so Theaterchef Klaus Marschall gegenüber dem BR, die Puppenkiste müsse sich aktuell gegen viele Widrigkeiten behaupten. Im Gegensatz zu vielen anderen Theatern bekomme sie nur geringe Fördermittel. Die Puppenkiste finanziere sich laut Marschall zu 70 Prozent aus Eigeneinnahmen, der Rest werde abgedeckt durch einen festen Zuschuss der Stadt, der allerdings seit 2009 unverändert sei, dazu kommen Zuwendungen, die man beim Freistaat Bayern beantragen müsse.
Immer mehr Bürokratie auch im Theater
Auf der anderen Seite stünden steigende Ausgaben, von denen sich manche aktuell noch gar nicht beziffern ließen. Er wisse derzeit weder, was an Heizkosten auf die Kiste zurolle, noch wie viel an Coronahilfen das Theater möglicherweise zurückzahlen müsse, erklärt Marschall. Dazu komme eine überbordende Bürokratie: "Die Bürokratie wird immer schlimmer. Und im Grunde genommen müsste ich zwei neue Verwaltungsmitarbeiter einstellen. Aber ich habe das Geld nicht dazu. Das müssen wir erst einmal wieder irgendwo verdienen können."
220 Plätze im Theater - mehr geht nicht
Er sei "noch gar nicht beim Panikmachen angekommen", mein Marschall. "Aber irgendwann kann es eng werden". Er sei zuversichtlich, dass man das "irgendwie schon geschaukelt" kriege. "Ja, man wird halt jetzt in neue Verhandlungen gehen mit der Stadt Augsburg. Mit dem Freistaat Bayern, um die Zuwendungen entsprechend zu erhöhen, dass man da mal besser über die Runden kommt. Aber im Moment sieht es einfach ein bisschen düster aus. Wir haben 220 Plätze im Theater, und die kann ich besetzen, mehr geht nicht“, betont Marschall, dessen Großvater Walter Oehmichen das Augsburger Puppentheater gegründet hat.
Zuschauer kommen wieder in die Puppenkiste
Aktuell hat das Theater rund 40 Mitarbeiter, die Kinder Marschalls arbeiten im Betrieb mit, "denen will ich kein faules Ei" hinterlassen, sagt der Mann mit dem grauen Vollbart, der auch dem Kasperl in den Vorstellungen seine Stimme leiht. Hoffnung mache ihm, sagt Marschall im Gespräch mit dem BR, dass die Besucher wieder zahlreich kommen würden. "Wir sind sehr glücklich, dass wir jetzt nach Corona auch die Zuschauerzahlen von davor wieder erreicht haben. Also wir sind wieder ausverkauft." Zum neuen Jahr seien die Preise etwas erhöht worden, was das Publikum akzeptiert habe, "ohne großes Murren, das freut uns natürlich."
Marschall setzt auf Anpassung der Förderung
Möglichweise müssten die Preise noch einmal steigen, aber er wolle und könne keine Mondpreise verlangen, betont Marschall. Er hoffe daher auf andere Unterstützung: "Ich würde mir eine Anpassung der Zuwendung erhoffen. Ich sage jetzt mal die deutschen Theater bekommen weit über hundert Euro pro Zuschauer im Durchschnitt. Da sind auch Figurentheater dabei. Es gibt andere Figurentheater, die deutlich mehr bekommen als die Puppenkiste, aber lange nicht so imageträchtig sind für die Stadt." Da gebe es Nachholbedarf, meint der Theatermacher.
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