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Auf den Spuren der Gruppe 47: Literaturfestival in Waischenfeld

Genau 50 Jahre ist es her, dass die Gruppe 47 in der "Pulvermühle" bei Waischenfeld zu ihren letzten Treffen zusammenkam. Am Wochenende soll ein Literaturfestival an die Bedeutung der Schriftsteller-Gruppe erinnern.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Die Gruppe 47 war eine Gruppe von Schriftstellern, die sich zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1947 zusammengefunden haben. Ihre Treffen waren ein Forum für eine ganze Reihe von Nachkriegsschriftstellern, zum Beispiel die späteren Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass und Heinrich Böll, Marcel Reich-Ranicki oder Paul Celan. Die Autoren lasen bei den Tagungen aus unveröffentlichten Werken und mussten die teils scharfe Kritik ihrer Kollegen und Kritikern über sich ergehen lassen. Das letzte Treffen der Gruppe 47 fand im Oktober 1967 in der "Pulvermühle" statt, einer Gaststätte in der Abgeschiedenheit der Fränkischen Schweiz.

Schriftsteller und Zeitzeugen zu Gast

In der "Pulvermühle" findet am Wochenende (14./15. Oktober 2017) auch das Literaturfestival statt, das an das 50-jährige Jubiläum dieses letzten Treffens erinnert. Es soll die Schriftstellergruppe wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken. Denn momentan erinnern dort nur ein paar vergilbte Fotos und Zeitungsausschnitte in einem Schaukasten an die Gruppe 47. Weitere Veranstaltungsorte sind der Fraunhofer-Forschungscampus und die Burg Waischenfeld. Geplant sind an die 30 Lesungen, Autorengespräche mit Schriftstellern und Zeitzeugen, eine Ausstellung und eine Podiumsdiskussion. Außerdem wird ein Film über die Gruppe 47 gezeigt. Zu Gast sind junge Schriftsteller von heute und Autoren von damals, zum Beispiel Hans Magnus Enzensberger, Jürgen Becker oder Barbara Frischmuth.

"Über 20 Autoren kommen am Wochenende nach Waischenfeld. Das zeigt, dass da eine Sehnsucht da ist, sich an dem Ort von damals wieder zu treffen. Die Gruppe 47 wollte sich an einen geheimen Ort zurückziehen. Dafür hat sich die 'Pulvermühle' gut geeignet. Die Bevölkerung hat es gar nicht richtig mitbekommen, dass das Treffen hier war." Edmund Pirkelmann (Bürgerblock Breitenlesau-Siegritzberg), Bürgermeister Waischenfeld

Historie ins Blickfeld rücken

Auch viele Gäste der heutigen Pension "Pulvermühle" hören bei ihrem Besuch zum ersten Mal von der Gruppe 47. "Manche sind überrascht, dass das Treffen hier stattfand. Das ist schade. Die Region hier ist eher bekannt für Urlaub, Bierwanderungen, Kajak fahren, Klettern - aber Literatur oder intellektuelle Themen werden hier nicht vermutet", erzählt der Wirt der "Pulvermühle" Michael Fink. Hinter den verschlossenen Türen ging es damals um Themen, die heute noch oder schon wieder aktuell sind.

"Die Autoren der Gruppe 47 haben zum Beispiel gegen die Atomaufrüstung der Bundeswehr protestiert. Heute haben wir wieder Atombedrohung auf der ganzen Welt, durch Nordkorea und auch sonst. Das beschäftigt junge Autoren auch heute – genauso die Themen Meinungsfreiheit, Terrorismus und Migration. Die Autoren damals kamen ja alle aus dem Krieg, von der Front, und haben die Erfahrungen selbst gemacht." Karla Fohrbeck, Kulturwissenschaftlerin und Organisatorin des Jubiläumswochenendes

Nicht zuletzt deshalb soll das Literaturfestival in der Region auch nachhallen. Geplant ist beispielsweise, die Ausstellung vom Wochenende auf feste Stehlen zu übertragen und so einen Literaturweg am Fluss Wiesent einzurichten.