Künstliche Intelligenz wird nicht immer nur als Segen erlebt. Viele fürchten die Abschaffung von Arbeitsplätzen durch den Einsatz von KI.
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Künstliche Intelligenz wird nicht immer nur als Segen erlebt. Viele fürchten die Abschaffung von Arbeitsplätzen durch den Einsatz von KI.

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Arbeitsplätze werden verloren gehen - Angst vor Folgen der KI

Schon die ersten Wellen der Digitalisierung haben viele Jobs überflüssig gemacht. Ein Effekt, der sich bei der massenhaften Nutzung von Künstlicher Intelligenz wiederholen wird. Wieder wird der Ruf nach Regulierung laut - zu Recht?

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

"Wir sind an einem Punkt, an dem wir uns Sorgen machen machen müssen", sagt Computerwissenschaftler Dr. Geoffrey Hinton. Über zehn Jahre hat er für Google in der KI-Forschung gearbeitet. "Das habe ich vor einem Jahr nich nicht gedacht", so Hinton weiter in der New York Times. Seinen Job bei Google hat er vor kurzem aufgegeben und weist seitdem öffentlich auf Risiken von KI hin. Und nicht nur er. Zehntausende haben einen offenen Brief unterschrieben. Darin wird gefordert, die Entwicklung von mächtigen KI-Tools zu pausieren. "Der Grund für diesen Brief war, allen klar zu machen, dass dieses Feld gefährlicher ist, als Menschen glauben", erläutert Tristan Harris in einem Podcast - auch er hat unterschrieben. Harris hat das "Center for Humane Technology" gegründet, eine Nonprofit-Organisation, die auf mögliche Gefahren von neuen Technologien hinweist. Einen Entwicklungsstopp hat es nicht gegeben. Aber die Aufmerksamkeit für mögliche Risiken ist gestiegen. Vor allem diese drei Bereiche werden diskutiert:

Desinformation

Ein Bild zeigt eine vermeintliche Explosion am Pentagon in Washington. Es verbreitet sich extrem schnell, Börsenkurse brechen kurzzeitig ein. Das ist diese Woche passiert - das Bild war aber ein Fake, erstellt mit einem KI-Bildgenerator. Diese falschen Bilder, Texte oder Videos werden immer realistischer und können immer schneller von praktisch jedem verbreitet werden. Es wird immer schwerer zu unterscheiden, was echt ist im Netz, was nicht. Es werde einfacher, die Meinung von Menschen zu manipulieren, meint KI-Forscher Hinton: "Chatbots sind darin noch nicht so gut, werden aber schnell besser."

Was wird aus unseren Jobs?

Expertinnen und Experten im Bundes-Arbeitsministerium gehen davon aus, dass es in gut zehn Jahren keine Jobs mehr gibt, die gar nichts mit KI zu tun haben. Durch KI werden bestimmte Arbeitsbereiche mehr und mehr automatisiert, aber dadurch wird nicht unbedingt der ganze Job überflüssig. Emails können zum Beispiel von Chatbots geschrieben werden, genau wie Tabellen-,Präsentationen oder Rechnungen. Das kann alles Zeit sparen, die man für anderes nutzen kann. Arbeitsmarkt-Forschende sehen auch große Chancen. Zum Beispiel in Jobs, in denen Menschen fehlen, Stichwort Fachkräftemangel. In einem Pflegeberuf zum Beispiel. Die Dokumentation und Berichte könnte von KIs übernommen werden, dass sich Pflegende mehr um die eigentliche Pflege kümmern können.Es gibt aber auch Jobs, die sich theoretisch komplett automatisieren ließen. Das Taxi- oder LKW fahren zum Beispiel. In San Francisco fahren fahrerlose Robotaxis schon ganz selbstverständlich durch die Stadt.

Das Wettrennen um leistungsfähige KI ist eröffnet

Wer hat den besten Chatbot? Wer kann die besten KI-Tools anbieten, wer kann das meiste Geld verdienen? Der Hype und Konkurrenzdruck unter Tech-Firmen ist groß. Die Sorge ist, dass bei Produkten deshalb die Sicherheit zu kurz kommen könnte. KIs möglicherweise auch selbstständig Fähigkeiten erlernen, die nicht vorhersehbar und unkontrollierbar sein könnten. Die Welt verändert sich, wird durch die KI-Technologie beeinflusst. Aber längst nicht die ganze Welt ist an der Entwicklung beteiligt, kritisiert Dr. Eric Schmidt - KI-Forscher vom Max Planck Institut in Tübingen: "Die ganze Kernkompetenz liegt in den USA - das muss sich ändern”. Viel wird von neuen Regeln für KI-Anwendungen abhängen.

Soll man die KI regulieren?

Open AI-Chef Sam Altman im US-Kongress vor ein paar Tagen: "Wir glauben, dass Regulierung entscheidend ist, um die Risiken zu entschärfen." Ein paar Tage später sagt er bei einer Veranstaltung in London, dass man versuchen werde, sich an die EU-Regeln zu halten, aber wenn wir sie nicht erfüllen können, werden wir den Betrieb einstellen. Auch Google will seinen Chatbot Bard erst mal nicht in den EU Ländern starten - Hintergrund sind die geplanten KI-Regeln der Europäischen Union. Bitte reguliert uns - aber bitte nicht zu streng - so könnte man das übersetzen.

Tatsächlich stehen Regulierer vor Herausforderungen. Die EU-Regeln, der "AI-Act", ist noch nicht in Kraft. Aber schon jetzt gibt es Befürchtungen, dass Innovation zu stark gebremst und damit EU-Firmen benachteiligt werden könnten.

Wie geht´s weiter?

KI ist kein vorübergehender Tech-Hype, sondern wird mehr und mehr Teil unseres Alltags werden, wie davor schon Computer oder Smartphones. Expertinnen und Experten sehen nicht nur Risiken sondern auch Chancen. KIs sollen helfen, Krankheiten besser zu behandeln und vieles vereinfachen. Sam Altman von Open AI hat im US-Kongress gesagt: "Wir verstehen, dass Menschen Ängste vor den Veränderungen haben. Haben wir auch. Wir müssen zusammenarbeiten, um die Nachteile zu erkennen - um die Vorteile genießen zu können."

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