Die Russen blicken auf eine lange Historie von Strafkolonien zurück. Über eine von ihnen, die Insel Sachalin, schrieb der Dramatiker Anton Tschechow im Anschluss an eine Reise 1890 ein ganzes Buch. „Jede Abscheu erregende Tat dringt früher oder später nach außen“, schrieb Tschechow. Manchmal dauert das freilich Jahrzehnte. Lange Zeit war Alexander Solschenizyns 1973 erschienenes Buch „Archipel Gulag“ das maßgebende Werk über den stalinistischen Terror, über die Inhaftierung und Folterung politischer Widersacher in der Sowjetunion in der berüchtigten Strafkolonie. Vor einigen Jahren entdeckte man hierzulande das gewaltige Oeuvre eines anderen Lagerinsassen und Zeitzeugen: Warlam Schalamow. Schalamows „Erzählungen aus Kolyma“-Zyklus ist ein einmaliges literarisches Dokument. 18 Jahre verbrachte er im sibirischen Arbeits- und Umerziehungslager, bei Temperaturen von bis zu 60 Grad unter Null. „Am Kältepol“ nennt der junge russische Regisseur Timofej Kuljabin seine dramatische Bearbeitung von Schalamows Kolyma-Chroniken. Gestern Abend erlebte sie am Münchner Residenztheater ihre Uraufführung.
Bildrechte: Residenztheater München / Matthias Horn
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