Der Westallgäuer Kameramann Ben Bernhard.
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Der Westallgäuer Kameramann Ben Bernhard.

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Allgäuer Kameramann mit Doku für Oscar nominiert

Eigentlich ein ganz kleiner Film – das sagt zumindest der Westallgäuer Kameramann Ben Bernhard. Jetzt ist "All That Breathes" preisgekrönt und war auch noch drauf und dran, einen Oscar als bester Dokumentarfilm abzuräumen. Bernhard ist überwältigt.

Ein kurzer Anruf zwischen zwei Flügen: Ben Bernhard meldet sich aus London. Er ist kaum zu verstehen. Eine Stimme ruft im Hintergrund über Lautsprecher die Passagiere zu ihrem Flug auf. Ben Bernhard ist auf dem Weg in die USA nach Los Angeles, Kalifornien. Es ist noch mehr als eine Woche hin bis zu den Oscar-Verleihungen in Hollywood.

Trotzdem fliegt der Kameramann schon. Es stehen andere Preisverleihungen an, Interviewtermine, Branchentreffen. Einige Tage später dann ein Video-Anruf. Ben Bernhard sagt: "Es ist Wahnsinn, hier zu sein, aber irgendwie kann man das nicht so richtig fassen." Er berichtet von einem Treffen mit dem Kameramann eines "Batman"-Films: "Und der will nicht über 'Batman' reden, sondern will über meinen Film reden und will wissen, wie ich Dinge gemacht habe. Wahnsinn."

"All That Breathes" für Oscar nominiert

Entsprechend gespannt ist der Westallgäuer auf die diesjährigen Oscar-Verleihungen. In diesem Jahr ist nämlich auch "All That Breathes" nominiert – ein Dokumentarfilm von Shaunak Sen, den Ben Bernhard gedreht hat. Er zeigt das Leben dreier Männer, die eigentlich Bodybuilder sind, sich in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi aber um verletzte Schwarzmilane kümmern – aus der Not heraus, weil es sonst niemand tut.

Der Lebensraum der majestätischen Greifvögel ist dort durch Umweltverschmutzung zunehmend bedroht. Bernhard sagt, der Film zeige zugleich auf poetische Weise, dass alle Dinge um uns herum miteinander verbunden sind. Und, dass menschliches Handeln auf die Natur, auf die Tierwelt, auf unsere Umwelt Auswirkungen habe. "Es geht also auch um die Verwundbarkeit unseres Planeten", sagte Ben Bernhard im BR24-Gespräch.

Allgäuer Kameramann dreht in Delhi

Der freischaffende Kameramann ist in Konstanz am Bodensee geboren, war lange in Berlin und lebt derzeit vor allem in Scheidegg. Dort, sagt er, renoviere er zurzeit den 400 Jahre alten Familiensitz im Grünen. Er erzählt, dass er dort auch schon oft Rotmilane vor dem Alpenpanorama beobachtet habe: "Und auf einmal bekomme ich den Anruf, um Schwarzmilane in Delhi zu filmen, was ein sehr lustiger Zufall war." Die Vögel in der dortigen Auffangstation hätten sich mit viel Geduld dann filmisch auch gut einfangen lassen: "Was bei uns sehr geholfen hat, war sich auf die Tiere einzustellen. Wir hatten sehr viel Zeit, das war gut."

Starke Umweltverschmutzung in Delhi

Allerdings sei die Arbeit nicht immer einfach gewesen, sagt Bernhard: "In Delhi herrscht leider eine sehr hohe Umweltverschmutzung, weshalb die Bedingungen schon sehr hart waren teilweise den Film zu drehen, es war ein großer Aufwand." In einer Szene ist zum Beispiel eine kleine Schildkröte zu sehen, die versucht über einen Müllberg zu klettern; eine andere zeigt in Nahaufnahme wie schmutziges braunes Wasser weggekehrt wird.

Oscar-Nominierung eine "wahnsinnige Ehre"

Für ihn sei der Weg, den der Film bisher genommen habe, einfach nur "surreal", sagt Ben Bernhard. Er bezeichnete es für das ganze Team als "wahnsinnige Ehre" nun auch noch für einen "Oscar" nominiert worden zu sein. "All That Breathes" hat bereits zahlreiche Preise gewonnen. Unter anderem ist er als bester Dokumentarfilm bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes und beim "Sundance Film Festival" geehrt worden. Bei der Oscar-Verleihung in der Nacht zum Montag ist der Film allerdings leer ausgegangen.

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