Elias Keller sitzt an einem Steinway-Flügel in der bayerischen Musik-Akademie in Hammelburg im Landkreis Bad Kissingen. Durch ein Fenster fällt ganz wenig Licht auf den schwarz-glänzenden Flügel. Die schulterlangen blonden Haare des 15-jährigen Pianisten stechen ins Auge. Beim Spielen hat er die Augen manchmal geschlossen, seine Finger gleiten über die schwarz-weißen Klavier-Tasten.
Album zusammen mit Komponist aus Unterfranken
Für ein Youtube-Video spielt Elias das Stück "Tir n'a Noir" des norwegischen Komponisten Oyvind Staveland. Eine emotionale Ballade, die in Norwegen quasi jeder kennt. Und so heißt auch das Album des österreichischen Klavier-Talents, das er zusammen mit dem Komponisten Matthias Schmitt aus Veitshöchheim bei Würzburg herausgebracht hat.
20 Lieder sind darauf, eine Mischung aus Klassik, ein bisschen Pop und auch Jazz. Neben Stücken aus Norwegen vor allem Eigen-Kompositionen von Schmitt und Elias selbst.
Elias Keller: Junger Klavier-Star aus Österreich
Im Alter von nur sechs Jahren hat er angefangen, Klavier zu spielen. Mit acht Jahren wurde er als jüngster Student am Mozarteum in Salzburg aufgenommen. Heute steht er international im Rampenlicht: Er spielt auf großen Konzert-Bühnen in Japan und den USA – oder tritt bei Fernseh-Shows wie der ZDF-Gala "Ein Herz für Kinder" auf. Außerdem hat er jede Menge Musik-Preise abgeräumt.
"Beim Klavierspielen im Moment"
Neben dem ganzen Trubel ist er aber auch ganz einfach ein 15-jähriger Junge, der sein Abi machen will, der auch mal Fußball spielt. Ihm geht es vor allem um seine Musik. "Im Leben muss man oft Situationen durchmachen, die nicht ganz einfach sind. Das Faszinierende an der Musik ist, dass du in dem Moment, in dem du gerade bist, mit der Musik bist. Daneben gibt es dann nichts", sagt Elias Keller.
Viele Stunden sitzt er jeden Tag am Klavier und übt. Für die Schule bleibt da wenig Zeit. "Ich gehe nicht fünf Tage die Woche in die Schule, aber ich bereite mich trotzdem auf die Matura vor. So funktioniert das ganz gut – und ich kann für die Schule lernen und Klavier spielen", so Elias weiter.
Unterfranke Matthias Schmitt hörte von Elias Keller
Komponist und Musiker Matthias Schmitt ist über Freunde in Österreich auf den talentierten jungen Musiker aufmerksam geworden. Wegen Corona waren zunächst allerdings keine persönlichen Treffen möglich. Deshalb haben die beiden per Video-Schalte konferiert. Und Elias schickte ihm selbst-komponierte Entwürfe.
Gemeinsame Vorbilder in der Musik
"Da habe ich gemerkt, dass seine Art, Musik zu machen, mit meiner sehr ähnlich ist – obwohl uns fast 50 Jahre trennen. Unsere Wurzeln sind in der Klassik, und wir haben viele ähnliche Komponisten gespielt: Chopin, Mozart, Bach oder Liszt", erklärt Schmitt. So waren die beiden gleich auf einer Wellenlänge. Schmitt hat den jungen österreichischen Pianisten ermuntert, weiter selbst zu komponieren.
Schmitt bestärkt den jungen Musiker in seiner Arbeit
"Elias hatte am Anfang Zweifel. Dann habe ich ihm gesagt: Das Beste, was du als Künstler haben kannst, sind Zweifel. Aber du musst daran arbeiten, die Zweifel kleiner werden zu lassen", so Schmitt. Für das Album habe er dem 15-Jährigen keinerlei Kompositions-Unterricht gegeben – das sei nicht nötig gewesen.
Ein Lied hat Elias Keller zum Beispiel für seinen kleinen Neffen Nevio geschrieben, der sehr krank war. "Es war nicht klar, ob er überlebt – so klein, wie er nach der Geburt war. Das hat mich sehr beschäftigt und ich habe es in der Musik verarbeitet", so Keller. Der Sinn des Komponierens sei da das Hineinspüren in sich selbst gewesen.
Elias Keller als "neuer Mozart"?
Klavier spielen mit sechs Jahren, eigene Kompositionen, Österreich: Es wird schon gemunkelt, dass Elias Keller "der neue Mozart" sein könnte. Doch ein Vergleich sei schwierig, sagt Matthias Schmitt: "Ähnlich wie bei Mozart ist sein Antrieb groß, selbst Musik zu schreiben. Im Gegensatz zu Mozart ist es bei Elias so, dass ihn seine Eltern nicht antreiben." Die Liebe zur Musik verbinde ihn mit vielen Komponisten, auch mit Mozart.
- Zum Artikel: Mozart-Musik trifft auf Barock-Architektur
Video-Aufnahmen in Hammelburg
Zum Album "Tir n'a Noir" sind außerdem acht Videos entstanden, die auf Youtube veröffentlicht sind. Ein Team aus unterfränkischen Kamera- und Ton-Leuten hat den großen Konzert-Saal der Musik-Akademie in Hammelburg in ein Aufnahme-Studio verwandelt. Wegen Corona konnten dort zu der Zeit keine Veranstaltungen stattfinden. Deshalb hatte das kleine Team seine Ruhe. Matthias Schmitt erzählt: "Es war ein bisschen gespenstisch – aber die Atmosphäre war auch total schön. Wir konnten uns gut konzentrieren."
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!