"Jede Generation macht einmal den Jedermann im Kreuzgang", sagt Intendant Johannes Kaetzler. Und nach 75 Jahren Kreuzgangspiele Feuchtwangen und zweimal "Jedermann" war es für ihn damit wieder an der Zeit für den Klassiker von Hugo von Hofmannsthal. Denn: "Jedermann" ist keine leichte Kost. Es ist ein Stück, das Eindruck hinterlässt. Am Donnerstagabend feiert es Premiere.
Jedermann ist ein Machtmensch
Gespielt wird Jedermann von Thomas Hupfer. In schickem, maßgeschneiderten Anzug mit Sonnenbrille, Smartphone und Geldkoffer, kommt er auf die Bühne – er will einen Lustgarten kaufen, lässt andere Menschen, die bei ihm betteln links liegen. "Dieser Jedermann ist ein totaler Machtmensch", beschreibt der Schauspieler seinen Charakter. Er hat viel Geld, Macht und vor allem keine Empathie gegenüber anderen Menschen. "Wir wissen ja, was Machtmenschen derzeit auf dieser Welt anrichten und wie gefährlich es werden kann, wenn sie ihr Ende kommen sehen," so Hupfer. Damit geht er direkt auf die Aktualität des Stückes ein.
Machtmensch muss sich verantworten
Seine fehlende Empathie wird Jedermann schließlich zum Verhängnis. Der Tod sucht ihn auf – von Gott beauftrag: Er hat eine Stunde Zeit, um eine Begleitung für das Jüngste Gericht zu finden, vor dem Jedermann für seine Werke geradestehen muss. Doch die Begleitung lässt sich schwer finden, denn vermeintliche Freunde und die Familie wenden sich ab.
"Es geht ja im tiefen Kern darum, dass wir Menschen empathisch sein müssen, nicht nur um zu leben, sondern um zu überleben." Johannes Kaetzler, Regisseur
Christliche Werte im Stück
Drehbuchautor Hugo von Hofmannsthal hat vor über 100 Jahren dem christlichen Glauben eine wichtige Rolle im Jedermann zugeschrieben. Der wiederum führt in dem Stück dazu, dass der machtbesessene Hauptcharakter durch die Konfrontation mit dem Tod, beginnt, Mensch zu werden, erklärt Regisseur Johannes Kaetzler.
Starke Frau und Bezug zu heute
Der Charakter der Buhlschaft, also Jedermanns Frau, ist wohl im Vergleich zum Original der Charakter, der sich am meisten verändert hat. Johannes Kaetzler hat sie zur starken Frau gemacht, die dennoch empathisch ihrem Mann zur Seite steht. Dargestellt wird sie – wie auch die anderen – zeitgemäß und modern. Regisseur Johannes Kaetzler projiziert in seiner Inszenierung die zeitlose Geschichte des Stücks in die heutige Zeit. Obwohl alle trotzdem mittelalterlich sprechen. Die Kombination funktioniert dabei erstaunlich gut.
💡 "Jedermann" feiert am Donnerstag, 08.06.2023, um 20.30 Uhr, bei den Feuchtwanger Kreuzgangspielen Premiere. Danach wird das Stück den ganzen Sommer über aufgeführt. Informationen und Karten gibt es direkt im Kartenbüro am Kreuzgang, via Telefon und online.
Macht, Geld, Feierei – das ist der Lebensstil des Jedermann
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