Die Situation ist ernst: Die arme Bevölkerung Lateinamerikas ist den Gefahren, die von dem Corona-Virus ausgehen, schutzlos ausgeliefert. Mundschutz und Desinfektionsmittel sind rar, selbst Seife und sauberes Wasser fehlen. Von Beatmungsgeräten ganz zu schweigen. In Brasilien, Ecuador oder Peru gilt: Gesundheit muss man sich leisten können, sagt der Geschäftsführer des katholischen Hilfswerkes Adveniat, Michael Heinz: "Abstandhalten, Hygiene einhalten, die Gesundheitsvorsorge - das sind alles Dinge, die in den Armenvierteln der großen Städte und auf dem Land schon vorher ein Problem waren und nun jetzt in der Pandemie noch viel schlimmer für die Menschen sind. Das Gesundheitssystem in Lateinamerika ist eine Sache des Geldbeutels, das können sich die allermeisten Menschen nicht leisten."
Laut Schätzungen schon mehr als 100.000 Infizierte in Lateinamerika
Dazu kommt: Die Enge in den Favelas macht soziale Distanz unmöglich. Das alles sind Voraussetzungen, unter denen sich das Corona-Virus schnell und ungehindert ausbreiten kann. Schätzungen zufolge liegt die Zahl der Infizierten inzwischen bei mehr als 100.000 Menschen. Die Situation wird von Tag zu Tag dramatischer, sagt der für das Hilfswerk Adveniat zuständige Bischof Franz-Josef Overbeck: "Man kann deutlich sehen, dass in den Städten das Corona-Virus längst angekommen ist und es eine hohe Zahl an Erkrankten und auch schon Toten gibt. Und Schritt für Schritt merken wir, dass das Virus auch auf dem Land ankommt."
Trotz Corona ist die Spendenbereitschaft in Deutschland hoch
Das Lateinamerika-Hilfswerk hat deshalb im Kampf gegen das Corona-Virus Sondermittel in Höhe von 2,5 Millionen Euro bereitgestellt – zur Versorgung der Armen mit Grundnahrungsmitteln und medizinischer Hilfe. In Argentinien, so berichtet es Bischof Overbeck, wurden schon Bischofshäuser und Kirchen leergeräumt und Betten und medizinisches Gerät dort aufgestellt. Hilfsgelder gehen nach Peru, Ecuador oder Brasilien. Die Corona-Krise macht sich bei der Spendenbereitschaft bislang nicht bemerkbar, sagte Overbeck.
"Ich bin sehr froh, dass in der Corona-Krise, die wir ja auch in Deutschland haben, die Spendenbereitschaft groß ist. Wir stellen auch fest, dass es viele wache Spender gibt, die auf die Mailings der letzten Wochen reagieren und uns Geld zur Verfügung stellen." Bischof Franz-Josef Overbeck
Das katholische Hilfswerk Adveniat ist nicht die einzige Organisation, die Hilfsmittel für Lateinamerika bereitstellt. Die Erzdiözese München-Freising etwa unterstützt das von Corona-Pandemie stark betroffene Land Ecuador mit zwei Millionen Euro in diesem Jahr. Mit dem Geld sollen kirchliche Krankenhäuser unterstützt werden, aber auch Priester und freiwillige Helfer mit Schutzmasken ausgestattet werden, die Menschen mit Lebensmittelpaketen versorgen.