Alice Staudacher-Voit ist eine Meisterin für Scherenschnitte.
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Alice Staudacher-Voit ist eine Meisterin für Scherenschnitte.

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100-jährige Künstlerin macht immer noch Scherenschnitte

Alice Staudacher-Voit ist mit Scherenschnitten aufgewachsen. Schon im Vorschulalter lernte sie die Technik von ihrem Vater. Keiner ahnte damals wie erfolgreich sie damit werden wird. Heute ist sie 100 Jahre alt und fertigt noch immer Scherenschnitte.

Der 100. Geburtstag ist eine Weile her. Doch langweilig wird es Alice Staudacher-Voit nicht. Selbst in hohem Alter bastelt sie noch gerne und schafft sie kleine Scherenschnitte. Es sind nicht mehr die Großen und Aufwändigen, mit denen sie sich im Laufe ihres Lebens einen Namen gemacht hat. Doch Tischkärtchen oder Osterkarten schafft sie immer noch.

Von klein auf gelernt

Die Einhundertjährige kann sich noch gut erinnern wie sie ihre ersten Scherenschnitte gemacht hat. Damals ging sie noch nicht einmal in die Schule. Es war ein Hobby in ihrer Familie und der Vater brachte ihr früh bei, wie sie mit der Schere und dem Papier umzugehen hat. Dieses Hobby hat sie nie aufgegeben und in ihrem Erwachsenenleben hat das Gestalten von Scherenschnitten eine sehr große Rolle gespielt. Denn über die Liebe zum Kunsthandwerk hat sie auch ihren Mann kennengelernt.

"Als Kind schon, hat mir mein Vater immer gezeigt, wie man mit der Schere umgeht, und dann hat man aus Zeitungspapier Blüten oder Bäume oder verschiedene Sachen geschnitten. Das war unsere Freizeitbeschäftigung am Abend und das hat Spaß gemacht!" Alice Staudacher-Voit, Rothenburg

Scherenschnitt trifft auf Mundart-Lyrik

Ihre Familie kam aus dem Sudetenland nach Rothenburg ob der Tauber. Hier hat Alice Staudacher-Voit eine zweite Heimat gefunden und sogar die große Liebe. Sie verliebte sich in Wilhelm Staudacher, einem großen Pionier der fränkischen Mundart-Literatur. Er schrieb Gedichte und Geschichten. Sie machte Scherenschnitte. Die beiden warfen ihre Talente zusammen. Ihre filigranen Scherenschnitte illustrierten nicht nur die Lyrik-Bücher ihres Mannes. Ihre Arbeiten waren weit über Rothenburg hinaus bekannt. Über zwanzig Jahre lang gestaltete sie einen Jahreskalender für den Kosch Verlag, der heute eine sehr gefragte Rarität ist. Sie wurde auf Messen eingeladen, in Ausstellungen wurden ihre Werke gezeigt.

Ehemann schrieb ein Märchen über sie

Alice Staudacher-Voit schneidet bis heute ihre Motive ohne Vorlage frei aus dem Kopf. Über die Jahre hat sie eine außerordentliche Hand-Augen-Koordination entwickelt. Noch immer hantiert sie flink mit der Schere und schafft mit filigranen Schnitten schöne Bilder aus Papier. Ihr Gatte nannte sie die "Scherenschnipplerin" und schrieb sogar ein Märchen über sie. Dieses Märchen liest sie bis heute gerne vor. Ihr Ehemann Wilhelm Staudacher ist bereits vor 28 Jahren gestorben, in ihren Erinnerungen bleibt er lebendig.

"Mein Mann hat immer gesagt, du kannst den ganzen Marktplatz damit pflastern!" Alice Staudacher-Voit, Rothenburg

Scherenschnitte bis zu einem Meter groß

Wie viele Kunstwerke sie in ihrem Leben hergestellt hat, weiß sie nicht. Sie hat sie nicht gezählt. Mit feinen Schnitten stellte sie Landschaften, Stadtansichten, Märchen oder Motive aus der Natur dar. Die Größen ihrer Scherenschnitte variieren von zehn Zentimeter bis zu einem Meter. In ihrem Haus stapeln sich Ordner und Kästen mit ihren Kunstwerken und ganz besondere Scherenschnitte hängen an der Wand. Was einmal mit ihren Werken passiert, lässt Alice-Staudinger Voit gelassen auf sich zukommen. Der größte Teil werde in der Familie verteilt, sagt sie und vielleicht wandert ein Teil in das Stadtarchiv von Rothenburg als Erinnerung an eine fleißige und bekannte Künstlerin.

Künstlerin Alice Staudacher-Voit
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Künstlerin Alice Staudacher-Voit ist mit Scherenschnitten aufgewachsen. Schon im Vorschulalter lernte sie die Technik von ihrem Vater.

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