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Karl Valentin Kein Glück am Ende

Stand: 31.05.2004 | Archiv

Karl Valentin (Aufnahme von 1946 oder 1947) | Bild: Valentin-Erben / RA Fette

Der kurze Rest von Valentins Leben ist ein einziges Trauerspiel. Ohne Einnahmen aus Auftritten und Tantiemen verarmte er in seinem Planegger "Exil" zusehends. Im ersten Nachkriegswinter schrieb er verzweifelte Briefe an den damaligen Münchner Oberbürgermeister Karl Scharnagl mit der Bitte um eine Sonderzuteilung von Kohlen - vergeblich. Geschwächt von Nahrungsmangel und aufgrund seines Asthmas verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide. Er begann sogar, Haushaltsgegenstände zu schnitzen, um sie in benachbarten Läden gegen Essen einzutauschen. Doch die Verkäufer hielten das für einen typischen Valentin-Scherz. Die wenigen Texte, die er noch schrieb, versauerten zumeist in der Schublade.

Publikum wendet sich ab

Durch das Kriegsende schöpfte er noch einmal Hoffnung. Der 63-Jährige träumte von der Fortsetzung seiner Bühnenkarriere und sprach sogar von der Gründung eines eigenen Brettls. Doch er hatte die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Nach sechs Jahren Krieg hatten die Menschen nichts mehr übrig für sarkastischen Humor und verlangten harmlose Aufbruchs-Lustigkeit.

Elend - auch im Film dargestellt

Der Rundfunk bekleckerte sich in dieser Phase auch nicht gerade mit Ruhm und ließ Valentin hängen - mit Verweis darauf, dass seine Komik nicht mehr zeitgemäß sei. Gerademal eine Stunde pro Monat gönnte man ihm, seine "nicht mehr zeitgemäßen" Schallplatten im Radio zu spielen. Aber auch von anderen Seiten erhielt er eine Absage nach der anderen.

"Ich habe meine lieben Bayern und speziell meine lieben Münchner genau kennengelernt. Alle anderen mit Ausnahme der Eskimos und der Indianer haben mehr Interesse an mir als meine 'Landsleute'."

Karl Valentin 1947 in einem Brief an den Volksliedsammler Kiem Pauli

Schwer krank und verhungert

Umso verwunderlicher, dass es 1947 noch einmal zu einem Bühnen-Revival kam: Von 11. bis 15. Dezember gastierte er im Kabarett "Bunter Würfel" in München-Haidhausen. Noch verwunderlicher, dass auch Karlstadt wieder mit von der Partie war - sieben Jahre nach der letzten gemeinsamen Vorstellung. Von 22. bis 31. Januar 1948 trat er noch einmal im "Bunten Würfel" auf. Ab 6. Februar hätte er ein Engagement im Münchner "Simpl" gehabt, musste wegen einer Erkältung aber absagen. Davon erholte er sich nicht mehr. Am 9. Februar starb eines der größten deutschen Komiker-Genies - "an einem Katarrh und auch an Unterernährung", wie der Münchner Schriftsteller Sigi Sommer, der Valentin persönlich kannte, schrieb. Was Sommer nicht wusste: Valentin laborierte auch an einer Lungenentzündung, nachdem man ihn nach dem letzten Auftritt versehentlich im Kabarett eingeschlossen hatte.

Grab von Karl Valentin (Valentin Ludwig Fey) in Planegg bei München

Valentin musste die ganze Nacht in dem unbeheizten Gebäude verbringen. Zwei Tage später wurde er auf dem Planegger Waldfriedhof beerdigt. Offizielle Vertreter der Stadt München oder deren Theater befanden es nicht für nötig, an den Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen.


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