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Er wollte zum Islamischen Staat 14-Jähriger wieder in Bayern

Ein 14-jähriger IS-Sympathisant ist am Donnerstagabend aus der Türkei nach Bayern zurückgekehrt. Das hat die Polizei München BR-Recherche bestätigt. Der Junge war gegen 17.30 Uhr am Münchner Flughafen gelandet.

Von: Joseph Röhmel

Stand: 14.04.2016 | Archiv

Junger Mann von hinten (Symbolbild) | Bild: colourbox.com

Die Polizei nahm den Jungen in Empfang. Anschließend wurde er in einer geschlossenen Jugendhilfe-Einrichtung untergebracht. Der 14-Jährige werde von Beamten des Staatsschutzes befragt, so ein Polizeisprecher.

Im Juli 2015 wollte der 14-Jährige aus München offenbar zum sogenannten Islamischen Staat nach Syrien. Die türkische Polizei konnte ihn gerade noch an der Grenze zu Syrien stoppen. Bereits vor einigen Tagen hatten BR-Recherche, der Dschihadismus-Fachblog Erasmus Monitor und das BR-Politikmagazin 'Kontrovers' von der baldigen Rückführung erfahren.

Die Vorgeschichte

Schon vor gut zwei Jahren beginnt der damals 13-jährige Junge aus München-Forstenried, sich immer stärker für den Islam zu interessieren. In der Münchner Innenstadt verteilt er den Koran, wird mutmaßlich zum Anhänger der Terrormiliz IS. Die Polizei wird auf ihn aufmerksam. Weil ihr Sohn sich zunehmend radikalisiert, sucht die alleinerziehende Mutter Hilfe. Anfang 2015 kommt er in ein Jugendheim in Dachau.

Trotzdem gelingt es dem Jungen, im Juli 2015 Deutschland zu verlassen. Mit dem gefälschten Pass eines älteren Freundes reist er bis an die türkisch-syrische Grenze. Dort sucht er über Facebook nach einem Schleuser. Er landet auf dem Account von "Erasmus Monitor", dem Fachblog, der im Internet über die deutsche Dschihadisten-Szene berichtet. Der Verfasser des Blogs verwickelt den Jungen in ein Gespräch: Der Junge sucht Kontakt nach Syrien und sagt: "Ja, ich brauche jemanden, der mich abholt." 

Spur des 14-Jährigen verliert sich

Der Blogger informiert das Auswärtige Amt, die türkische Polizei greift den inzwischen 14-Jährigen an der Grenze zu Syrien auf. Danach verliert sich seine Spur. Deutsche Behörden wissen zwischenzeitlich nicht, wo er steckt. Im Dezember schreibt der Blogger mit dem Decknamen "Erasmus Monitor" den Jungen über seine Facebook-Seite an. Erst Anfang Februar antwortet der:"Ich lebe gut in der Türkei. Momentan. War sechs Monate im Gefängnis."

Ein erstes Lebenszeichen nach über einem halben Jahr. Inzwischen war der Junge in der Osttürkei gelandet, in Erzurum in einem Waisenhaus. Mehrere Monate soll er zuvor in einem Abschiebelager Erzurum-Ascale verbracht haben – ohne Kontakt zur Außenwelt. Laut dem Blogger "Erasmus Monitor" wurden in dem Lager auch Menschen misshandelt und es sollen sich dort Dschihadisten aufgehalten haben. Die Schilderungen decken sich mit Zeugenaussagen, die Amnesty International vorliegen.   

"Ich konnte zunächst die Geschichte des Jungen gar nicht glauben und nachvollziehen."

Anwalt des Jungen

Kritik am Auswärtigen Amt

Der Anwalt des Jungen, den wir in München treffen, kämpft seit Monaten im Auftrag der Mutter um eine Rückkehr des 14-Jährigen. Immer wieder vergeblich hat der Anwalt das Auswärtige Amt angeschrieben. Die Behörde stellt den Fall auf  Anfrage des BR anders dar und schreibt: "Der Fall ist der deutschen Botschaft in Ankara bekannt, die mit den vertretungsberechtigen Personen in Kontakt steht."

"Wenn ich da überhaupt nichts höre – weder auf meine Email, noch auf mein Telefax, dann ist das ein Schweigen. Das erschließt sich für mich überhaupt nicht, warum hier so gehandelt wird."

Anwalt des Jungen

Irakischer Staatsbürger, in München aufgewachsen

Offenbar fühlte sich das Auswärtige Amt für den 14-Jährigen lange nicht zuständig, weil er irakischer Staatsbürger ist. Dabei ist er in München aufgewachsen und besitzt eine gültige Aufenthaltserlaubnis. Erst als der BR beim Auswärtigen Amt nachhakt, meldet sich die Botschaft nur einen Tag später beim Anwalt. Jetzt ist der Junge wieder zurück. Die Münchner Polizei und das Sozialreferat der Landeshauptstadt hatten sich monatelang darum bemüht.


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Barbara, Samstag, 16.April 2016, 14:22 Uhr

18. Warum zieht man hier nicht die Eltern oder die Erziehungsberechtigten

zur Verantwortung?

Markus, Freitag, 15.April 2016, 22:41 Uhr

17. Mit 14

Also mit 13 bzw. 14 Jahren musste ich zu Einbruch der Dunkelheit zuhause sein, sonst hätte es zwei Wochen Hausarrest gegeben. Dazu musste allerdings sichergestellt sein, dass ich meine Hausaufgaben erledigt hatte und das auch von meiner Mutter kontrolliert wurde. Das jetzt nur einmal am Rande. Dass sich Zeiten ändern, ist mir auch klar. Wenn ich aber einen 14 Jährigen in Empfang nehme, der in seinem Kleinkinderglaube (das Wasser kommt aus der Wand) in einen Krieg ziehen will und letztlich an der syrischen Grenze aufgegriffen wird, oder eine 15 jährige, die in Hannover einen Polizisten niedersticht, dann frage ich mich persönlich, ob wir als Gesellschaft nicht "langsam einen an der Klatsche haben".

  • Antwort von Bürger, Samstag, 16.April, 11:09 Uhr

    Die Frage lautet für mich aber: Sind das wirklich WIR und ist das UNSERE Gesellschaft oder sind das nicht vielmehr Auswüchse einer Parallelgesellschaft, die sich inzwischen gebildet hat und durch Einwanderung weiter ausweitet...?

  • Antwort von Claus, Samstag, 16.April, 14:00 Uhr

    Parallelgesellschaften gibt es hier einige. Alle auf krimineller Basis. Und, man muß es leider sagen, Osteuropa eifert um den ersten Platz vor der " bekannten " Mafia. Und nicht alle Flüchtlinge sind auch solche, sondern streben bei uns Macht an. Und unsere Politik tut nichts dagegen ,sondern wundert sich vielmehr, warum die AfD solchen Zulauf hat. Weiß eigentlich niemand, wieviele Firmen und Immobilien in ausländischen Händen sind ? Und die, die es wissen müßten, wissen es auch ganz genau und fördern es durch Nichtstun.

Ben, Freitag, 15.April 2016, 17:24 Uhr

16.

Warum wird er wieder ins Land gelassen? Das ist doch irre!

Bürger, Freitag, 15.April 2016, 16:11 Uhr

15.

Bei solchen Meldungen hat man oft den Eindruck, es handelt sich um deutsche Jugendliche, die (warum auch immer) vollkommen durchgeknallt sind und sich nun - statt sich zu suizidieren - auf ein Himmelfahrtskommando in den Nahen Osten begeben, was den gesellschaftlichen Zustand in unserem Land in ein schlechtes Licht rückt.
Ich würde gerne wissen, z.B. vom BR, wie viel Prozent dieser Möchtegern-Terroristen, eben solche zum Islam konvertierten Durchgeknallten sind und wie viel davon bereits einen familiären islamischen Hintergrund haben, der sie letztlich auf diese Abwege führt.
Daraus ließe sich dann nämlich ableiten, wie hoch das Gefährdungspotential ist, das islamische Einwanderer eventuell für dieses Land mit sich bringen.
Stattdessen wird immer wieder, in oft peinlicher Art und Weise, versucht, einen vorhandenen Migrationshintergrund zu überspielen, so auch hier, wo diese für die Leser sicher interessante Information. weit hinten im letzten Absatz auftaucht.

steffan riedel, Freitag, 15.April 2016, 13:59 Uhr

14. man glaubt es kaum

angeblich hat die landesregierung schon 300 000 € zur resozialisierung des "kindes" in den nächsten 2 jahren zu gesagt.

  • Antwort von Senfmann, Freitag, 15.April, 14:46 Uhr

    Scheint auf den ersten Blick nicht recht glaubhaft. Aber wenn es stimmt, handelt es sich wohl um einen ganz besonderen, für den Staat wertvollen Menschen. Mit anderen Worten: An der Sache ist wohl etwas faul. Vielleicht wird er zum V-Mann für die Islamistenszene ausgebildet.