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Historischer NS-Prozess in München

Von: Ernst Eisenbichler

Stand: 17.03.2012 | Archiv

John Demjanjuk am 13. April 2011 im Landgericht München | Bild: picture-alliance/dpa

Mit der 2011 gegen John Demjanjuk verhängten Haftstrafe hat das Landgericht München II Justizgeschichte geschrieben. Erstmals wurde ein nichtdeutscher Wachmann eines NS-Todeslagers wegen Beihilfe zum Mord in tausenden Fällen verurteilt - und das zudem ohne konkreten Tatnachweis. Der Münchner Richterspruch gegen den ehemaligen SS-Helfer im Vernichtungslager Sobibor ist aber nicht rechtskräftig, denn Verteidigung und Staatsanwaltschaft legten Revision ein. Zu einer neuen Verhandlung kam es jedoch nicht, am 17. März 2012 starb der in erster Instanz als NS-Kriegsverbrecher Verurteilte im Alter von 91 Jahren.

John Demjanjuk  | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Nach Tod in bayerischem Heim Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein

Die Staatsanwaltschaft Traunstein hat das Ermittlungsverfahren zum Tod des verurteilten NS-Kriegsverbrechers John Demjanjuk eingestellt. Der 91-Jährige war im März in einem Pflegeheim im oberbayerischen Bad Feilnach gestorben. [mehr]

John Demjanjuk nach der Urteilsverkündung am 12. Mai 2011 | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Nach Sobibor-Prozess Ein historisches Urteil

Mit der gegen Demjanjuk verhängten Haftstrafe hat das Landgericht München Justizgeschichte geschrieben. 2011 wurde erstmals ein nichtdeutscher Wachmann eines NS-Todeslagers verurteilt - und das zudem ohne konkreten Tatnachweis. Der Münchner Richterspruch ist aber nicht rechtskräftig, denn Verteidigung und Staatsanwaltschaft legten Revision ein. Am 17. März 2012 starb Demjanjuk. [mehr]

John Demjanjuk (links) 1993 nach seiner Freilassung aus israelischer Haft | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Demjanjuks Biografie Von Iwan zu John

Als Iwan Demjanjuk 1920 in der Ukraine geboren, wurde er als Rotarmist von der Wehrmacht festgenommen. 1952 wanderte er in die USA aus, wo er sich fortan John nannte. 1988 wurde er in Israel als NS-Kriegsverbrecher zum Tod verurteilt. Das Urteil wurde 1993 aber aufgehoben. [mehr]

Ehemaliges Vernichtungslager Sobibor: Gedenkstätte | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Trawniki Mordhelfer der Nazis

Mit dem Demjanjuk-Prozess rückt erstmals auch die Rolle der sogenannten Trawniki in den Vordergrund. Diese meist kriegsgefangenen Ukrainer, Balten oder Wolgadeutschen wurden von der SS rekrutiert - als Handlanger für den Massenmord in Vernichtungslagern wie Sobibor. [mehr]


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