25

Terrorfinanzierung Wie der IS an Geld kommt

Im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat sollen Finanzquellen aufgespürt und ausgetrocknet werden. Nach BR-Recherchen gelingt es mit Hilfe der Internetwährung Bitcoin jedoch immer wieder, Geld zu überweisen. An die Hinterleute heranzukommen ist schier unmöglich.

Von: Sabina Wolf

Stand: 23.12.2015 | Archiv

Grafik von einem Globus mit Verbindungslinien zwischen Ländern die IS-Bitcoins nutzen | Bild: BR

Unterstützer des so genannten Islamischen Staates (IS) verschleiern ihre Geldtransfers. Mit diesen Geldern finanziert der IS Waffen und Kämpfer.

Symbolbild: Militante Dschihad-Mitglieder | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Reiche Terroristen Der IS hat viele Geldgeber

Der reiche IS profitiert von Öl- oder Steuereinnahmen und von millionenschweren Golfarabern. Die sind eigentlich Teil der Anti-Terror-Koalition unter Führung der USA. Von Sabine Rossi [mehr]

Aufrufe im Internet, den sogenannten Heiligen Krieg finanziell zu unterstützen, liefern meist genaue Anweisungen, über welche Netzwerke und an welche Konten die Gelder überwiesen werden sollen. Oftmals handelt es sich dabei um so genannte Money Value Transfer Systems (MVTS), elektronische Geldüberweisungssysteme, die fern jeder staatlichen Aufsicht im Internet operieren. Immer wieder fällt internationalen Finanzermittlern die Internetwährung BITCOIN im Zusammenhang mit Zahlungen an den IS auf.

Werbung im Darknet

Was ist BITCOIN?

BITCOIN-Konten kann jedermann eröffnen. Zahlreiche Währungen, wie auch beispielsweise den Euro kann man gegen BITCOIN tauschen. Der Kurs schwankt stark. Die Identität der Kontoinhaber ist nicht ersichtlich, Kontoinhaber verwenden ein Pseudonym, das nur sie selbst kennen und mit dem sie sich bei Geldtransfers legitimieren.

In einer Veröffentlichung im sogenannten Darkweb, auf den das Institut MEMRI (Middle East Media Research Institut) im Sommer dieses Jahres hinwies, wirbt der IS für ein „gathering for all true mujahedeen“, „alle echten Gotteskämpfer sollen Geld spenden“.

Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks landet man ein paar Klicks weiter auf dem dafür bestimmten BITCOIN-Konto. Insgesamt liefen sechs Transaktionen im vierstelligen Euro-Bereich bis zum Juli 2015, vier Einzahlungen und zwei Überweisungen. Das Einrichten einer Vielzahl von Konten über die Summen im Hunderter- oder 1000-er Bereich geleitet werden, ist durchaus üblich, um die Transfers schwerer nachvollziehbar zu machen.

Kein Rückschluss auf die Hintermänner

"Die Verbindung zu einer Person oder einem bestimmten Rechner ist mit den Informationen rein aus dem Bitcoin-System nicht möglich. Es ist nur möglich, wenn zusätzliche Informationen dazukommen, beispielsweise der Inhaber einer Bitcoin-Adresse gibt preis, dass er Inhaber dieser Bitcoin-Adresse ist."

Bernhard Gröhling, IT-Sicherheitsberater

Die in diesem Zusammenhang involvierten Kontonummern des IS-Kontos liefern keine Rückschlüsse über die Identität der involvierten Personen. Internationale Finanzermittler klagen, dass dies für die meisten Transaktionen in diesem System gilt. Darauf hat die Finanz-Taskforce der UNO in der Resolution vom 17. Dezember 2015 eigens hingewiesen und fordert mehr Transparenz.


25

Kommentieren

Andreas, Mittwoch, 23.Dezember 2015, 21:29 Uhr

3. Bitcoin

Versuchen Sie es doch mal mit BlockSeer.com, jede Bitcoin-Transaktion ist Rückverfolgbar, auch wenn das Geld über mehrere Adressen geschleust wird. Mit diesem Tool ist es ein leichtes die Input-Output Adressen einer Bitcoin-Börse oder einem Zahlungsdienstleister zuzuordnen. Entsprechende Behörden brauchen dann nur noch den Inhaber des Kontos zu erfragen. Ohne Identifizierung (ID, Pass etc.) kriegen Sie nirgendwo ein Konto. Wiso ärgert man sich wegen ca. 4000 EUR via Bitcoin, wenn alleine auf Britischen Banken jedes Jahr mehrere 100 Milliarden Pfund gewaschen werden?

steamtrain, Mittwoch, 23.Dezember 2015, 11:20 Uhr

2. Bitcoin

Bitcoin sind als offizielle Währung anerkannt und darf als solche nicht gesondert besteuert werden. Okay. Doch warum untersteht sie nicht einer entsprechenden Aufsicht? Jede andere Transakrion wird kontrolliert und überwacht. Geldflüsse können ziemlich problemlos zu jeder Zeit überwcht und nachvollzogen werden, nur beim Bitcoin soll das nicht funktionieren. Warum eigentlich?

  • Antwort von Peter, Mittwoch, 23.Dezember, 12:10 Uhr

    Weil es keine zentrale Instanz (Notenbank, staatl. Aufsicht) gibt, die den Verkehr regulieren kann. Das ist systemimmanent und auch so gewollt, nicht unbedingt um sich einer Kontrolle zu entziehen sondern um politisch unabhängig bleiben zu können.

Matthias Mayer, Mittwoch, 23.Dezember 2015, 10:30 Uhr

1. Recherchen des BR gegen Finanzierung der IS

...finde ich ganz fantastisch und äußerst anerkennenswert, daß sich der BR direkt an Recherchen gegen die Finanzquellen des internationalen Terrors so engagiert und so mithilft, diese auszutrocknen