37

Trotz Anerkennung als Asylbewerber Keine freien Wohnungen für Flüchtlinge

Ende Juli lebten rund 23.000 anerkannte Flüchtlinge in bayerischen Asylunterkünften. Das ist das Ergebnis einer BR-Umfrage bei den sieben Bezirksregierungen. Eigentlich sollten anerkannte Bewerber Wohnungen beziehen.

Von: Simon Emmerlich

Stand: 30.08.2016

Symbolbild: Eine Frau hält eine Aufenthaltsgestattung in den Händen | Bild: picture-alliance/dpa/Daniel Reinhardt

Es handelt sich vor allem um Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien. Sie werden derzeit aus Kulanz weiter in den Asylunterkünften geduldet, obwohl sie dort nach dem Asylbewerberleistungsgesetz nicht mehr wohnen dürften. Das Problem: Auch außerhalb der Ballungsräume fänden die Flüchtlinge nur sehr schwer Wohnraum, so eine Sprecherin der Regierung von Niederbayern.

"Das Angebot an Wohnungen im unteren und allenfalls mittleren Preissegment entspricht auch in Niederbayern nicht der Nachfrage."

Auskunft der Regierung von Niederbayern

Der Wohnungspakt soll helfen

Ein bayernweites Konzept, wie die Flüchtlinge bald in Wohnungen untergebracht werden sollen, ist derzeit nicht zu erkennen. Im bayerischen Innenministerium verweist man auf Bemühungen beim sozialen Wohnungsbau, der prinzipiell auch Flüchtlingen zur Verfügung steht. Bis 2019 soll der sogenannte "Wohnungspakt" der Staatsregierung umgesetzt werden. Dafür stehen rund 2,6 Milliarden Euro zur Verfügung. Im Innenministerium heißt es dazu, damit könnten insgesamt bis zu 28.000 neue staatliche oder staatlich geförderte Wohnungen im Freistaat entstehen.

Der Freistaat zahlt den Wohnungsbau in diesem Fall nicht komplett, sondern fördert private Investoren - als Bauherrn sollen die Kommunen auftreten. 

Landkreis Dillingen setzt auf eine Wohnungslotsin

Fehlbelegung nach Regierungsbezirken

Oberbayern 5.730
Schwaben 4.352
Niederbayern 3.840
Oberpfalz 2.551
Unterfranken 2.307
Mittelfranken 2.180
Oberfranken 2.016

Manche Landkreise gehen das Problem darüber hinaus selbst an: In Dillingen gibt es eine vom Landkreis finanzierte "Wohnungslotsin". Sie hat bereits 250 anerkannten Flüchtlingen Privatwohnungen vermittelt.


37

Kommentieren

Uwe, Dienstag, 30.August 2016, 17:10 Uhr

31. Wohnungsnot

Wohnungsnot gibt es nicht erst durch Flüchtlinge. Seit den 90ern hat der Staat nicht nur aufgehört sich um bezahlbaren Wohnraum zu kümmern, er hat auch noch bestehende Sozialwohnungen an Spekulanten verkauft. Und wem nützt das? Natürlich den Hausbesitzern, deren Mieteinnahmen drastisch nach oben gestiegen sind. "Ein Schelm, wer Böses dabei denkt".

Bürger X, Dienstag, 30.August 2016, 16:47 Uhr

30. Kausalzusammenhang?

Ich kann leider nicht erkennen, warum auf einmal Wohnungen für anerkannte Asylbewerber aus syrischen Rebellengebieten (dazu sag ich nichts) zur Verfügung stehen sollen, die vor der Flut schon Mangelware waren.

Ich hätte mir auch einen Wohnungslotsen gewünscht, als ich nach meiner Kehlkopf-OP nicht mehr die Treppen in den 3. Stock steigen konnte.

Man schaue sich einmal an, in welche Wohnhöhlen Hartz-4 Leute getrieben werden, und was für ein Aufstand, ab wann ein Hartz 4-Kind nicht mehr im Elternschlafzimmer zu schlafen braucht.

Die überschäumende Fürsorge des Staates für die Regierungsgäste ist eine vollkommen neue Innenansichte unseres Sozialsystems für all diejenigen, die schon länger in diesem Land wohnen und staatliche Hilfe benötigten.

Reinhold, Dienstag, 30.August 2016, 16:38 Uhr

29. Wohnungsnot....die gab es bereits vor der Flüchtlings.(...)

Nur damals waren es überwiegend deutsche Wohnungssuchende, was natürlich von der Politik vernachlässigt werden konnte.
Nun, nachdem viele Neubürger bei uns aufgenommen wurden, will sich der Staat auch von seiner Glanzseite zeigen. Man will sich ja in aller Welt nichts nachsagen lassen, vor allem nicht, dass wir so etwas nicht schaffen! Plötzlich war es möglich - natürlich für alle Bedürftigen - kostengünstigen Wohnraum zu schaffen. Am notwendigen Kleingeld lag es plötzlich nicht mehr, höchstens dass die Verwaltung Baugenehmigungen nicht heranschafft. Ein großes Problem sind die fehlenden kommunalen Baugründe, die man noch vor der "Flüchtlingswende" an die Bauträger verschacherte. Hätte man das nur geahnt!
Wohnungen, die nun fertig gestellt werden, müssen natürlich unter den vielen zusätzlichen anerkannten (Flüchtlings)-Bewerbern nach Dringlichkeit vergeben werden.
Zu den horrenden Baukosten muss der Staat nun für bestimmte Bewohner sogar die Mieten zahlen (=kostengünstige Miete)

susi13, Dienstag, 30.August 2016, 16:34 Uhr

28. Keine freien Wohnung für Flüchtlinge

Wenn ich mir die meisten Kommentare hier so durchlese, bekomme ich echt das große Heulen, soviel Not und Elend und so viel Verzweiflung über die schlimmen Zustände in bayerischen Städten und mittlerweile auch im Umland. Wie soll das nur weitergehen?

ehemalige Erzieherin, Dienstag, 30.August 2016, 16:06 Uhr

27. Wer bemitleidet und thematisiert die Arbeitenden, die keine Wohnung bekommen?

Als in Vollzeit arbeitende (und nebenbei putzende) Erzieherin (alleinstehend) bekam ich im münchner Umland keine noch so kleine und günstige Wohnung. Die Vermieter haben mich ausgelacht, wenn sie meinen Gehaltsnachweis gesehen haben. Nach 1,5 Jahren Suche (intensiv) musste ich meinen Traumjob an den Nagel hängen um fortan 'ungelernte' im Büro zu arbeiten um mehr zu verdienen. Um eine Chance auf ein Dach über dem Kopf zu haben. Denn man bekommt keine Wohnung von Stadt oder Staat, keine Zuschüsse, keine Hilfe. Nichts. Man könnte einfach auf der Straße oder unter einer Brücke leben (wenn man in München eine freie finden sollte).
Und ich war ja kein Einzelfall. Es gibt genügend Leute in München, denen es so geht. Die arbeiten. Da heult auch keiner deswegen... Und bevor jetzt jemand meint ich hätte ja umziehen können: Ich bin in München geboren und hier aufgewachsen...

  • Antwort von winfried, Dienstag, 30.August, 17:24 Uhr

    Mein Rat. Versuchen Sie die syrische Staatsbürgerschaft zu bekommen, und versuchen Sie es dann nochmal, am besten bei kommunalen Wohngesellschaften.