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Kirche und Finanzen München ist reichste Diözese Deutschlands

Das Erzbistum München ist nach bisherigen Schätzungen die reichste Diözese in Deutschland. 5,5 Milliarden Euro beträgt das Vermögen nach der ersten Schätzung. Damit konkurriert München mit Chicago (USA) um den Titel der weltweit reichsten Diözese.

Von: Martin Jarde

Stand: 20.06.2016

Einen Bierkrug voll Geld vor der Münchner Frauenkirche | Bild: picture-alliance/dpa

Große Teile des freien Vermögens des Erzbistums wurden laut Beer im vergangenen Jahr umgeschichtet und damit dem Zugriff der Bistumsleitung entzogen. An drei Stiftungen seien Werte in Höhe von 1,3 Milliarden Euro übertragen und damit an die jeweiligen Stiftungszwecke gebunden worden.

Nicht Bischof, sondern externe Fachleute betreuen Stiftungen

Unabhängige Bilanzen

Zum ersten Mal liegen für das Erzbistum München und Freising, den Erzbischöflichen Stuhl, die drei wichtigsten Stiftungen des Erzbistums sowie den Pensionsfonds für die Geistlichen nun getrennte und von unabhängigen Wirtschaftsprüfern testierte Bilanzen vor. Sie entsprechen nach den Worten von Generalvikar Peter Beer den Vorgaben des Handelsgesetzbuches für große Kapitalgesellschaften.

Diese seien im Wesentlichen bestimmt durch die drei kirchlichen Grundaufträge Seelsorge, Wohlfahrtspflege sowie Glaubensweitergabe und Bildung. Das Vermögen dürfe durch die künftige Anlagepolitik nicht geschmälert werden. Über die Verwendung der damit erzielten Erlöse entscheide der Diözesansteuerausschuss.

Nicht der Bischof, sondern externe Fachleute sollen im Wesentlichen die Stiftungen betreuen, so die Äußerung des Münchner Generalvikars. Die Zuständigkeiten bei der Erwirtschaftung, Bereitstellung und Verwendung von Mitteln seien getrennt worden. Das Prinzip lautet: Wer Geld ausgibt, soll es sich nicht selbst genehmigen können, wer über Ausgaben entscheidet, soll nicht an der Aufsicht darüber beteiligt sein.

"Der Stiftungsrat setzt sich zusammen aus Generalvikar, der Ressortleiter Bildung, Caritas oder Seelsorge und drei externe Finanzleute, die dann diese Stiftungsratsfunktionen erfüllen."

Generalvikar Peter Beer

Die detaillierten Berichte umfassen zusammen mehr als 230 Seiten. Noch keine Angaben gibt es zum Vermögen des Metropolitankapitels sowie einigen weiteren kleineren Stiftungen.

Die reichsten Diözesen Deutschlands

570 Millionen Euro aus der Kirchensteuer

2015 erhielt das Erzbistum 570 Millionen Euro aus der Kirchensteuer. Die Gesamterträge einschließlich staatlicher Zuwendungen und verschiedener Erlöse betrugen gut 781 Millionen Euro. Diese Mittel fließen laut Jahresbericht vor allem in Bauprojekte auf dem Freisinger Domberg, zwei neue Grundschulen und den Umbau von Kloster Beuerberg.

Skandal von Limburg brachte Debatte ins Rollen

Reich, reicher, München

Das Erzbistum München beziffert sein Vermögen auf über 5,5 Milliarden Euro. 1,5 Milliarden stecken in Finanzanlagen, 1,3 Milliarden Euro schwer ist der Immobilienbesitz. Weitere liquide Mittel belaufen sich auf knapp 450 Millionen Euro. In Bildung, Gemeinden und caritative Zwecke fließen knapp zwei Milliarden Euro. Die Emeritenanstalt, die Pensionen der Priester sichert, bindet knapp 250 Millionen Euro und der Erzbischöfliche Stuhl gut 50 Millionen.

Der Skandal um den Limburger Bischofssitz hatte die Debatte über die Finanzen der katholischen Kirche ausgelöst. Auch wenn Franz-Peter Tebartz-van Elst heute in Rom arbeitet, im Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung, in Limburg ist der frühere Bischof immer noch ein Thema: Für 31 Millionen Euro hatte Tebartz-van Elst ein neues Bischofshaus bauen lassen, jetzt steht es weitgehend leer.

Nummer zwei: Paderborn

Das Vermögen des Erzbistums Paderborn beläuft sich auf gut vier Milliarden Euro. Alleine 3,6 Milliarden Euro stecken in Finanzanlagen, 267 Millionen schwer ist der Immobilienbesitz. Täglich sollen mehr als eine Million Euro an Gemeinden, Caritas und Schulen fließen. Zum Erzbistum Paderborn gehören rund 1,6 Millionen Katholiken über eine Fläche von fast 15.000 Quadratkilometern in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen.

Etliche Verstöße gegen innerkirchliches Recht hatte die Staatsanwaltschaft beim Bau des Limburger Bischofssitzes festgestellt. Ein großer Imageschaden für die Kirche, aber auch ein großer Schaden für die Finanzkasse der Kirche. Zudem ließ der Fall Limburg den Eindruck entstehen, ein katholischer Bischof könne beliebig über Millionensummen verfügen. Dies sei im Kirchenrecht so aber nicht vorgesehen, sagt Thomas Schüller, Kirchenrechtler an der Universität Münster.     

"Er selbst muss, damit er finanzielle Entscheidungen treffen kann, immer Zustimmung einholen. Er kann nicht einfach sagen, ich greife jetzt in die Schatulle einer Diözese und gebe jetzt mal 3 Millionen Euro aus, darüber entscheiden immer sachkundige haupt- oder ehrenamtliche Gläubige."

Thomas Schüller, Kirchenrechtler

Kirchenrechtler: Bischof kein Alleinherrscher in Sachen Geld

Verschiedene Gremien entscheiden letztendlich über den Haushaltsplan der Kirchengelder. Der Bischof sei dabei nur ein Mitglied unter vielen anderen Mitgliedern, sagt Thomas Schüller.

"Die dürfen keine Weicheier sein. Sie müssen auch Fraus und Manns genug sein zu sagen: Schön, dass ihr diese und jene Wünsche habt, Bischof, Bistum, Generalvikar oder wer auch immer, aber das wollen wir uns in diesem Jahr nicht erlauben, das passt nicht ins Gefüge. Die können auch nein sagen."

Thomas Schüller, Kirchenrechtler

Die Kontrollorgane versagten jedoch im Fall Limburg. Ein transparenter Umgang mit Kirchenfinanzen war nur wenig erkennbar und wurde nach dem Limburger Skandal zunehmend in der öffentlichen Debatte gefordert.

Bistümer üben sich in Transparenz

Erzbistum Köln: 27 Euro für den Dom?

Die Rechnung: Ein Euro für jede der 26 Grundstücksparzellen auf denen das Gotteshaus steht plus ein Euro für den Dom selbst. Der Grund: Weil der Dom unverkäuflich sei, müsse der Wert erst gar nicht ermittelt werden, so die Verantwortlichen in Köln.

Die meisten Bistümer der insgesamt 27 deutschen Bistümer haben daraufhin reagiert und ihre Finanzbuchhaltung umgestellt und den Versuch unternommen, ihre Vermögenswerte zu erfassen. So auch das Erzbistum Köln und veranschlagte für den Kölner Dom gerade einmal 27 Euro. Dennoch kommt das Kölner Erzbistum auf ein Gesamtvermögen von 3,4 Milliarden Euro. Vieles davon steckt in Wertpapieren und Immobilien. In Köln rechnete eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft  die Vermögenswerte zusammen. Andere Bistümer engagierten beispielsweise den Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande.

"In allen Bistümern arbeitet man daran das Vermögen zu erfassen, zu bilanzieren und aufzustellen, nur es dauert und natürlich ist auch, ich sag mal, der Wille sehr unterschiedlich ausgeprägt."

Thomas von Mitschke-Collande

Etwas länger dauerte es auch im Erzbistum München und Freising. Jetzt legt die Diözese erstmals eine Vermögensaufstellung vor. Die jetzt eingeführte Buchführung nach dem Handelsgesetzbuch soll laut Erzbistum intern und extern eine größere Transparenz schaffen.

Die Transparenz hinsichtlich der zahlreichen Kirchen-Immobilien lässt dagegen noch zu wünschen übrig: Schätzungen zufolge sollen rund 7000 Gebäude im Freistaat im Besitz des Erzbistums München-Freising sein. Welche das abgesehen von Kirchen und Kapellen sind, ist allerdings kaum bekannt. Immerhin: Für die Vermögensaufstellung wurden 352 der Immobilien geschätzt. Vor allem in München finden sich einige Schmankerl.


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Oliver S., Montag, 20.Juni 2016, 23:21 Uhr

14. War doch zu erwarten, ...

dass hier wieder unsachliche Kommentare abgefeuert werden. Hauptsache immer nur das Negative rauskotzen. Bzgl. dem Reichtum der Kirche bitte mal genauer lesen und denken:
- 2 Mrd. € in Gemeinde, Caritas, Grundschulen - was gibt es dagegen einzuwenden?
- 1,3 Mrd. € Immobilienbesitz; die zugrunde gelegten Preise dafür treibt nicht die Kirche in die Höhe, das war auch schon mal deutlich weniger wert.
- Restliches Vermögen: schon mal darüber nachgedacht, was der Unterhalt all der Bauwerke kostet, die das Erscheinungsbild unseres Landes prägen - Kirchen, Klöster, etc.
- Personal: nun, auch in der Kirche arbeiten Menschen, die Geld verdienen wollen.

Toll ist das sicher nicht, aber auch die Kirche muss sich leider kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten unterwerfen.
Eine Bitte an all die Kirchengegner: wenn Ihr mal nicht mehr imstande seid, Euren Hintern selber abzuwischen, dann klopft bitte nicht bei caritativen Einrichtungen an, welche von der Kirche massiv finanziert werden ...

  • Antwort von Wanda, Dienstag, 21.Juni, 04:00 Uhr

    - So ein Schmarrn, das alte Märchen. Die Kirche erhält für sogenannte laufende Kosten Geld vom Steuerzahler. Wo z.B. katholischer Kindergarten draufsteht, zahlt der normale Bürger, d.h. auch derjenige der überhaupt keiner Kirche angehört. Und den Unterhalt der historischen Bauwerke in Kirchenbesitz wird zum weitaus grössten Teil ebenfalls von der öffentlichen Hand aufgebracht. Genau so wie die Gehälter der Geistlichen ähnlich den Beamten aus dem, Steuersäckel aufgebracht werden: Kardinal Marx erhält beispielsweise sein Gehalt nach der Beamtenbesoldung im obersten Segment weit über 12.000 Euro monatlich, bei zusätzlich günstigster Wohngelegenheit und noch anderen Vorteilen...

  • Antwort von massiv selbst finanziert, Dienstag, 21.Juni, 05:41 Uhr

    "... Euren Hintern selber abzuwischen, dann klopft bitte nicht bei caritativen Einrichtungen an, welche von der Kirche massiv finanziert werden ..."
    Die Rechnung bezahlt jeder Pflegebedürftige selbst, mit Beteiligung der Pflege- u. Krankenversicherung.

Tobias, Montag, 20.Juni 2016, 22:34 Uhr

13. Macht der Kirchen

Na bitte, da haben wir es nun schwarz auf weiß....die Bistümer und ihre Finanzen. Wann gehen den Menschen endlich mal die Augen auf? Die Kirche ist ein Wirtschaftsunternehmen, das ganz legal Steuern eintreiben darf, woanders nennt man sie Mafia! Nein, ich bereue keinen Tag, seit ich vor 20 Jahren aus diesem geldgeilen und selbstherrlichen Verein ausgetreten bin, die 20€ waren es wert! Entzieht der Kirche endlich die Macht und finanziellen Einfluss! Bei Armen und Bedürftigen wären diese Milliarden besser angelegt!

  • Antwort von Oliver S., Montag, 20.Juni, 23:35 Uhr

    Ich hoffe Sie sind dann wenigstens so konsequent, dass Sie weder für Ihre Kinder noch für sich selber, wenn Sie sich eines Tages den Hintern nicht mehr selber abwischen können, Dienste von caritativen Einrichtungen in Anspruch nehmen.

    Zudem hoffe ich, dass Sie nicht zu der Spezies gehören, welche die "Islamisierung" des Abendlandes befürchtet. Das nämlich wird nämlich zwangsläufig eintreten, wenn wir uns zunehmend von dem, was unsere Kultur aus macht, distanzieren. Nicht, weil der Islam uns überrennen würde, sondern weil wir mit unseren Wurzeln nichts mehr zu tun haben wollen.

  • Antwort von massiv selbst finanziert, Dienstag, 21.Juni, 05:42 Uhr

    @ Oliver S.: Die Rechnung bezahlt jeder Pflegebedürftige selbst, mit Beteiligung der Pflege- u. Krankenversicherung.

A. Schachameyer, Montag, 20.Juni 2016, 20:23 Uhr

12. Frage

"...die Pensionen der Priester sichert, bindet knapp 250 Millionen Euro und der Erzbischöfliche Stuhl gut 50 Millionen"
A) Für wie viele Priester und wie hoch sind diese Pensionen?

B) Wofür 50 Millionen?. Wie viele Personen werden davon bezahlt?

Oliver Zeil, Montag, 20.Juni 2016, 19:28 Uhr

11. Widerspruch zur Lehre: Pure Heuchelei

Das kann nicht angehen, das kann nicht sein! Sofort enteignen und den Armen geben! Ich hab so dermaßen den Hals voll. Diese Bigotterie ist nicht mehr zu ertragen...

Udo Pablitschko, Montag, 20.Juni 2016, 18:14 Uhr

10. Endlich das passende Titelbild

Na nu,
erst ein Titelbild mit "schnödem Mammon" und Rosenkranz,
dann ein neues mit Münzgeld im Maßkrug.(der Kardinal säuft doch nicht etwa auch noch Freibier ?)
und jetzt ein schönes Landschaftsbild.

und das alles um die Schmarotzeraktivitäten ein wenig positiv zu kaschieren?

Bravo! Experiment (nach Protesten des erzbischöflichen Ordinäriats ?) wenigstens teilweise gelungen !