Neben Steuersenkungen für Arbeitnehmer und insbesondere auch für Gutverdiener sieht Trump eine massive Absenkung der Bundessteuern für Unternehmen vor, von 35 auf 20 Prozent. Die US-Firmen müssten dann pro Jahr 190 Milliarden Dollar weniger Steuern zahlen. "Dadurch wird Amerika wieder wettbewerbsfähig", ist sich Trump sicher.
Über die vergangenen Jahrzehnte sind in den USA Millionen von Industriearbeitsplätzen verschwunden. Viele wurden wegrationalisiert, aber es wanderten auch Fabriken nach Mexiko oder China ab. Mit seiner Steuersenkung will Donald Trump diesen Trend wieder umkehren. Kann das klappen?
Bisher sind die Steuern in den USA sehr hoch
Tatsächlich langt der Fiskus in den USA bei Firmengewinnen mehr zu als in allen anderen Industrieländern. Rechnet man Bundes- und lokale Steuern zusammen, zahlen amerikanische Unternehmen im Schnitt fast 39 Prozent. Da lohnt es sich für Konzerne, Jobs und Gewinne ins Ausland zu verschieben - das prominenteste Beispiel dafür ist Apple mit seiner Niederlassung in Irland.
Zum Vergleich: In Deutschland werden nur rund 30 Prozent Unternehmenssteuern fällig - zusammengesetzt aus Körperschafts-, Einkommens- und Gewerbesteuer. Momentan sind Investitionen hierzulande steuerlich betrachtet interessanter als in den USA, erklärt Tobias Hentze vom Institut der deutschen Wirtschaft.
"Bislang sind die USA ganz klar ein Hochsteuerland. Wenn die Reform so durchkommt, wie jetzt angedacht, würde sich das drastisch ändern. Dann wäre die Belastung in den USA deutlich geringer als in Deutschland." Tobias Hentze, Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Neben der Steuersenkung will Donald Trump auch die Abschreibungsmöglichkeiten, zum Beispiel für Maschinen, verbessern. Der Druck auf andere Länder, die mit den USA um Milliardeninvestitionen konkurrieren, steigt.
Deutschland droht Verlust von Jobs und Investitionen
Zieht Deutschland nicht nach, dann könnten Firmen in Zukunft eher in den USA als hierzulande neue Standorte aufbauen. Das fürchten zumindest Wirtschaftsverbände und auch einige Ökonomen. Oder, noch schlimmer: Unternehmen könnten sogar Industrieproduktion aus Deutschland nach Amerika verlagern.
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim erwartet, dass wegen der US-Steuerreform in den kommenden Jahren fast 40 Milliarden Euro mehr aus Deutschland in die USA fließen. Deutsche Firmen würden mit den zusätzlichen Investitionen auch Jobs in Amerika schaffen, die sonst hier entstanden oder geblieben wären.
Um das zu verhindern, muss die nächste Bundesregierung handeln, sagt Clemens Fuest, der Präsident des Münchner ifo-Instituts.
"Wenn man nicht will, dass Gewinne und Jobs und Investitionen in die USA verlagert werden, dann muss man auch in Deutschland die Steuern senken." Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts
Ökonomen raten auch Deutschland zu Steuersenkungen
Aus Sicht von Clemens Fuest sollten die Unternehmenssteuern von 30 Prozent runter auf 25 Prozent. Bei etwa diesem Wert lägen sie dann auch in den USA. Von anderen Ökonomen kommen weitere Vorschläge: bessere Abschreibungsmöglichkeiten, Forschung steuerlich fördern oder den Solidaritätszuschlag abschaffen. Den bezahlen auch Firmen.
Und was sagt die Politik? Wirklich stark machen für eine Senkung der Unternehmenssteuer will sich keiner der Finanzexperten aus dem Bundestag, die auf eine Anfrage des Bayerischen Rundfunks antworteten.
SPD-Finanzexperte mahnt zur Geduld
Der Vize-Chef der Unionsfraktion im Bundestag, Ralph Brinkhaus, sieht zwar Handlungsbedarf. Dabei gehe es jedoch nicht um ein "Steuerdumping". Das Unternehmenssteuerrecht sollte aber "entrümpelt" und "transparenter" gemacht werden.
Der Finanzexperte der SPD, Lothar Binding, will erst einmal die Details der US-Steuerpläne abwarten - und sagt dem BR: Selbst wenn Trump die Steuern senke, sei die deutsche Wirtschaft ausgesprochen wettbewerbsfähig. Das liege auch an der modernen Infrastruktur in Deutschland. Der Preis dafür seien eben die höheren Steuern.
Die grüne Finanzpolitikerin Lisa Paus kritisiert, dass die US-Steuerreform Wohlhabende auf Kosten kleiner Leute entlaste. Sie plädiert dafür, dass Deutschland und Europa eher auf attraktive Rahmenbedingungen für Firmen in Form von Infrastruktur, Ausbildung und Investitionsförderung setzen sollten als auf Steuersenkungen.
"Massive Steuersenkungen für Unternehmen, die nicht gegenfinanziert sind (…), kann sich Deutschland nicht leisten. Es wäre eine ganz falsche Antwort, in das ruinöse Steuerdumping einzusteigen." Lisa Paus, Finanzexpertin der Grünen
Die FDP warnt vor Panik, AfD beklagt Bürokratie
Der AfD-Finanzpolitiker Peter Boehringer findet "schlankere Staatsstrukturen und damit geringere Steuersätze" zwar generell "begrüßenswert". Er hält gerade für Mittelständler aber andere Faktoren für heikler, etwa die "Überregulierung durch meist EU-induzierte Bürokratie-Vorschriften".
Otto Fricke von der FPD hält einen Steuerwettbewerb in Form eines panischen "Race-to-the-Bottom" für sinnlos. Neben Steuersatzsenkungen könnten EU-Staaten auch durch Steuervereinfachungen eine Antwort auf die US-Pläne geben, so Fricke.
Die deutsche Politik will sich von Trump also - vorerst - nicht zu einem Steuerwettbewerb zwingen lassen.